Die US-Bundespolizei FBI hat einem Bericht zufolge im Zusammenhang mit dem Abgasskandal einen VW-Manager festgenommen. Ihm werde Verabredung zum Betrug vorgeworfen, schreibt die "New York Times" (Montag) unter Berufung auf informierte Kreise. Er soll demnach eine Schlüsselrolle bei der versuchten Vertuschung des Skandals gespielt haben. "Mit Blick auf laufende Untersuchungen äußern wir uns nicht dazu", sagte ein VW-Sprecher am Montag. "Wir arbeiten weiter eng mit dem Justizministerium zusammen."
Die "New York Times" schreibt weiter, der Manager sei am Samstag in Florida verhaftet worden. Bereits an diesem Montag könnte demnach in Detroit Anklage gegen ihn erhoben werden, schreibt das Blatt. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.
VW steht kurz vor Milliardenvergleich mit US-Justiz
Anderen Medienberichten zufolge steht Volkswagen kurz vor einem Milliardenvergleich mit der US-Justiz. Schon in der kommenden Woche könnte eine Einigung erzielt werden, die strafrechtlichen Ermittlungen beizulegen, schrieben US-Medien am Freitag unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Die damit verbundene Strafzahlung dürfte dem "Wall Street Journal" zufolge bei mehreren Milliarden Dollar liegen. Auch dies wollte eine VW-Sprecherin auf Nachfrage nicht kommentieren. Offen ist auch, ob und welchen Zusammenhang es zwischen einem Vergleich und der Festnahme des Managers gibt.
Unklar ist den Berichten zufolge auch, ob VW im Rahmen des Vergleichs mit dem Justizministerium ein Schuldgeständnis abgeben werde, schreibt das "Wall Street Journal" weiter. Den Quellen zufolge dürften dem Konzern Betrug und Irreführung von Regierungsbeamten zur Last gelegt werden. Der Kompromiss dürfte demnach neben strafrechtlichen weitere zivilrechtliche Bußgelder umfassen.
Volkswagen bemüht sich, die Auseinandersetzung mit dem US-Justizministerium noch vor Amtsantritt des künftigen Präsidenten Donald Trump am 20. Januar beizulegen. Konzernchef Matthias Müller hatte im November nach den US-Wahlen gesagt, er hoffe, dass sich das Ergebnis nicht negativ auf die Verhandlungen auswirken werde.
Im September hatte sich ein langjähriger VW-Mitarbeiter im Dieselskandal schuldig bekannt. Er hatte zugegeben am Konzernsitz in Wolfsburg und später in den USA Teil einer fast zehn Jahre andauernden Verschwörung gewesen zu sein. Ziel sei die Entwicklung spezieller Software zur Manipulation von Emissionstests gewesen, mit der in den USA Behörden und Kunden getäuscht worden seien. Damit hat der Skandal um manipulierte Abgaswerte erstmals persönliche strafrechtliche Konsequenzen für einen Verantwortlichen in den USA.
VW hatte im September 2015 nach Vorwürfen der US-Umweltbehörden eingeräumt, in großem Stil bei Abgastests manipuliert zu haben. Die US-Ermittler prüfen in diesem Zusammenhang seit über einem Jahr kriminelle Vergehen. Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge von dem Skandal betroffen, davon mehr als 550 000 in den USA. In zivilrechtlichen Verfahren hat sich VW bereits mit US-Klägern auf Vergleiche geeinigt, die mehr als 17 Milliarden Dollar kosten könnten. Außerhalb Nordamerikas sträubt sich der Konzern bisher gegen Entschädigungen. Doch auch in Deutschland und Europa wollen Anwälte vor Gericht Wiedergutmachung für Kunden erstreiten.
Erste Diesel-VW in den USA können umgerüstet werden
Einen kleinen Erfolg vermelden konnte VW beim Bemühen, die US-Umweltbehörden von einer Lösung zur technischen Umrüstung von den Abgastricksereien betroffener Dieselwagen zu überzeugen. Dem Konzern nach wurde bei insgesamt etwa 67. 000 Fahrzeugen mit 2,0-Liter-Motoren ein Plan zur Reparatur genehmigt. Die betroffenen US-Kunden können jedoch wählen, ob sie ihre Wagen umrüsten oder zurückkaufen lassen.
Die kalifornische Umweltbehörde Carb und die Bundesumweltbehörde EPA teilten mit, die Diesel-Fahrzeuge aus dem Baujahr 2015 könnten binnen zehn Tagen in die Werkstätten gerufen und entsprechend modifiziert werden. "Dies ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, das Chaos zu beseitigen, das Volkswagens Betrug verursacht hat", sagte die Chefin der kalifornischen Behörde, Mary D. Nichols. "Aber es ist bei weitem nicht der letzte." Sie fügte hinzu: "Es werden weitere Modifikationen für weitere Modelljahrgänge nötig werden, und es wird über weitere Strafen zu entscheiden sein."
Die Vereinigten Staaten sind nach China der wichtigste Markt für die deutschen Autohersteller. In der kommenden Woche startet in Detroit die "North American International Auto Show", eine der wichtigsten Messen der Branche. Zum Auftakt des neuen Autojahrs blicken die Hersteller nervös auf den künftigen US-Präsidenten Trump, der die Industrie mit deutlichen Ansagen gegen Globalisierung und Freihandel auf Trab hält. (dpa)