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Autozulieferer: Takata meldet Insolvenz an

26.06.2017 13:01 Uhr
Takata hat Insolvenz angemeldet.
© Foto: picture alliance / dpa

Es ist eine der größten Insolvenzen der japanischen Wirtschaftsgeschichte: Wegen enormer Kosten für den Rückruf von Millionen Airbags hat der Zulieferer Takata die Reißleine gezogen. Hat das Folgen auch für Deutschland und Europa?

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Nach dem Rückruf von mehr als 100 Millionen Airbags hat der Autozulieferer Takata in Japan und den USA Insolvenz angemeldet. Das mit über acht Milliarden Euro verschuldete Unternehmen beantragte am Montag Gläubigerschutz und soll jetzt für 1,4 Milliarden Euro von dem chinesisch-amerikanischen Konzern Key Safety Systems (KSS) übernommen werden – einschließlich der Takata-Werke in Deutschland mit ihren 3.250 Mitarbeitern.

Für sie wie für die deutschen Autokonzerne soll sich damit aber nur wenig ändern, sagte ein Sprecher. Die Tochter Takata Europa sei rechtlich eigenständig, finanziell solide und erwirtschafte gesunde Erträge – die Kosten der Rückrufe beträfen vor allem das Geschäft in Japan und den USA. "Ein Verkauf wird uns Sicherheit geben und unser Geschäft in Europa stärken", hieß es aus dem Unternehmen.

Takatas Europa-Zentrale mit Forschungs- und Entwicklungsabteilung sitzt in Aschaffenburg. Der Autozulieferer produziert in Bayern, Sachsen, Berlin und Ulm mit 3.250 Mitarbeitern Airbags und andere Bauteile. Ein IG-Metall-Sprecher sagte, die Belegschaft sei am Morgen informiert worden: "Die Stimmung war ruhig. Die Beschäftigten haben seit Monaten eine Entscheidung erwartet und sehen nun eher das Ende einer ungewissen Situation kommen."

Autobauer erwarten keine Engpässe

Takata ist bei Airbags mit weltweit 20 Prozent Marktanteil ein führender Hersteller. Die Autokonzerne sollen ohne Unterbrechung weiter beliefert werden, teilte das Unternehmen mit. Volkswagen, Audi und BMW erklärten, sie rechneten nicht mit Engpässen oder wesentlichen Auswirkungen auf die Produktion. Man arbeite mit Takata an der Sicherstellung der Versorgung, berichtete Volkswagen. Opel und Daimler wollten sich nicht zu den Lieferbeziehungen äußern.

Die Rückrufe von Autos mit Takata-Airbags hatten die deutschen Autokonzerne in den vergangenen zwei Jahren schon viele hundert Millionen Euro gekostet. Ob sie das Geld je zurückbekommen werden, ist fraglich. Takata schrieb seit Jahren schon rote Zahlen. Japans Autohersteller haben sich bereits verpflichtet, die Zulieferfirma während des Insolvenzverfahrens finanziell zu unterstützen. "Das Unternehmen arbeitet darüber hinaus mit der Kundengruppe an einer Vereinbarung, dies auch auf globaler Ebene zu tun", teilte Takata mit.

Milliarden-Strafzahlungen

Takata-Airbags mit dem Stoff Ammoniumnitrat konnten bei langer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit falsch auslösen und wurden in den USA für mehrere Todesfälle verantwortlich gemacht. Takata hat sich in einem Vergleich mit der US-Justiz auf Strafzahlungen in Höhe von einer Milliarde Dollar geeinigt.

Die japanische Großbank Sumitomo Mitsui will Takata einen Überbrückungskredit gewähren. Laut einer Grundsatzvereinbarung soll das Unternehmen für 1,4 Milliarden Euro an KSS verkauft werden. KSS wird demnach fast alle Vermögenswerte und operativen Geschäfte übernehmen, auch die Herstellung von Sicherheitsgurten und Lenkrädern.

Takata-Vorstandschef Shigehisa Takada sagte: "KSS ist nicht nur der ideale Investor, um die Kosten in Zusammenhang mit den Rückrufen von Airbag-Gasgeneratoren zu bewältigen, sondern auch ein optimaler Partner für Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter des Unternehmens." Mit dem Zusammenschluss würde ein Anbieter von Auto-Sicherheitssystemen mit 60.000 Mitarbeitern in 23 Ländern geschaffen.

Die Aktie von Takata wurde am Montag vom Börsenhandel in Tokio ausgesetzt. Sie wird am Dienstag vom Kurszettel gestrichen.

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