Nach Einschätzung des Verbands der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) wird der deutsche Automarkt im nächsten Jahr auf dem Stand von 2015 verharren. Für das laufende und für das kommenden Jahr erwarten die Importeure jeweils 3,2 Millionen neu zugelassene Autos, wie Verbandspräsident Volker Lange am Donnerstag in Frankfurt sagte. Im Vergleich zum vergangenen Jahr wäre das 2015 ein Anstieg um gut fünf Prozent. Bei seiner Marktprognose liegt der VDIK damit auf einer Linie mit den Voraussagen von ZDK und VDA.
"Die stabile wirtschaftliche Situation und das wieder stark steigende Interesse am Autokauf (…) sind gute Voraussetzungen für 2016", sagte Lange. Er verwies auf eine Studie unter deutschen Autofahrern, wonach 36 Prozent sich in den nächsten 18 Monaten ein anderes Fahrzeug – davon 44 Prozent einen Neuwagen – zulegen wollen.
Der Marktanteil der ausländischen Hersteller dürfte laut VDIK-Schätzung im laufenden Jahr gleich bleiben. Das hieße, dass gut jedes dritte in Deutschland zugelassene Autos (35,6 Prozent) von einem ausländischen Hersteller gebaut wird. Lange gab zu bedenken, dass 2015 nur noch gut ein Drittel der Zulassungen auf Privatpersonen entfielen. Deutlich zugenommen hätten dafür die "echten" gewerblich genutzten Fahrzeuge. "Hier wird 2015 das Rekordniveau von 780.000 Einheiten erreicht", erklärte er.
Fortschritte sieht der VDIK-Chef bei der CO2-Reduzierung. Aktuell lägen die Mitgliedsunternehmen des Verbands bei durchschnittlich 125,6 g/km CO2 und damit nicht nur unter den EU-Vorgaben für 2015 (130 g/km CO2), sondern auch unter dem deutschen Gesamtmarktwert (129 g/km CO2). Dank ihrer Fokussierung auf kleinere Fahrzeuge schneiden die Kfz-Importeure traditionell besser ab als die heimischen Autobauer.
Für die positive Entwicklung machte Lange "immer sparsamere Benzin- und Dieselmotoren sowie – in geringerem Maße – die Verbreitung alternativer Antriebstechnologien" verantwortlich. Letztere hätten mit einem erwarteten 1,5 Marktanteil aber weiterhin keine Volumenrelevanz. Von Plug-in Hybrid- und Elektroautos seien über 21.000 Neuzulassungen zu erwarten, ein Plus von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Lange: "Allerdings sind davon kaum mehr als 3.000 Fahrzeuge Privatzulassungen."
Gasantriebe auf dem Rückzug
Die Nachfrage nach Flüssig- und Erdgas-Antrieben flaut nach Berechnungen des Verbands wegen der Unsicherheiten bei der Förderung weiter ab. Für dieses Jahr geht der VDIK nur von insgesamt 11.000 neuen gasbetriebenen Pkw aus – 2014 waren es noch über 14.000 und im Spitzenjahr 2008 sogar mehr als 26.000 Exemplare. Unverändert dominierend seien die Benziner (gut 1,6 Millionen Neuzulassungen, plus zwei Prozent). Bedingt durch die Erneuerung der Firmenfuhrparks werde die Zahl der neuen Diesel-Pkw sogar um sieben Prozent auf über 1,5 Millionen zulegen, hieß es.
Mit einem zusätzlichen Schub für die ausländischen Hersteller durch den Abgas-Skandal bei VW rechnet Lange nicht. Es deuteten sich "keine erheblichen Marktanteilsverschiebungen" in Deutschland und Europa an, sagte er. Es solle keiner "den Irrglauben haben", dass internationale Hersteller nun stark vom Abgas-Skandal bei VW profitieren könnten. Abgesehen von einer Werbeaktion bei Fiat, die in Italien mit Tauschangeboten versucht hatten, VW Kunden abzujagen, würden ausländische Hersteller die Krise bei VW auch nicht ausnutzen. Die Mitgliedsfirmen – bis auf die VW-Töchter Seat und Skoda – hätten ihm zudem versichert, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten. (rp/dpa)