Die deutsche Automobilindustrie sieht unmittelbar vor Beginn der Internationalen Automobilausstellung (IAA) auf den wichtigen Märkten keine Wachstumsimpulse. "Der Automobilstandort Deutschland mit seiner hohen Exportquote steht vor erheblichen Herausforderungen", erklärte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, am Montag in Frankfurt. Für das laufende Jahr gehe man von 81 Millionen weltweit verkauften Autos aus. Das wäre ein Rückgang um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber es wären immer noch 50 Prozent mehr als 2009.
Mattes verlangte eine nationale Industriestrategie in Deutschland mit geringeren Energieabgaben, niedrigeren Unternehmenssteuern und abgesenkten Sozialabgaben. Er erneuerte die VDA-Forderung nach einem schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur, um die Kunden von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen zu überzeugen. Man wolle mit der Bundesregierung einen "Masterplan" für den Ausbau der Stromtankstellen erarbeiten. Das bisherige Netz reiche nicht aus. Nötig seien eine Million Ladepunkte im öffentlichen Raum, zusätzlich 100.000 Schnellladepunkte und mehrere Millionen private Ladepunkte.
Premieren von Elektroautos stehen nach Mattes Worten im Mittelpunkt der IAA, die am Donnerstag kommender Woche (12. September) in Frankfurt für die Fachbesucher geöffnet wird. 30 Automarken haben die Frankfurter Schau aus Kostengründen abgesagt, doch laut VDA-Chef hat sich die Funktion der IAA längst geändert. "Es ist nicht mehr entscheidend, alles zu präsentieren, sondern die richtigen Anstöße zu geben und alle Akteure der Branche zusammenzubringen." Die IAA sei trotz zahlreicher Herstellerabsagen "das wichtigste Leitevent der Mobilität der Zukunft".
Auf den Ständen werden die Elektroautos nach vorne geschoben, auf abgespeckten Flächen eher die Vorzüge innovativer Entertainment-Systeme oder der Technik zum autonomen Fahren in den Vordergrund gestellt. Und es wird viel geredet: Mehr als 200 Referenten hat der VDA für den Kongressteil der IAA gewonnen, darunter die Chefs von IBM und Daimler. Auch mit dezidierten Autokritikern, die zu Demonstrationen gegen den autogemachten Klimawandel aufgerufen haben, will der Verband ins Gespräch kommen. (dpa)