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Autoindustrie: Kritik an neuen Abgastests

04.06.2018 09:20 Uhr
Mercedes-Benz RDE und WLTP
Der neue WLTP-Prüfzyklus sorgt bei Herstellern für Genehmigungsstau bei Neuwagen.
© Foto: Mercedes-Benz

Angaben der Autobauer zu Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß auf der Straße sind aktuell oft eher theoretisch. Der neue Prüfzyklus WLTP soll Antworten liefern, die näher an der Realität sind. Die Hersteller stehen deswegen aber im Genehmigungsstau.

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Die deutsche Autoindustrie hadert mit den ab September verbindlichen neuen Abgastests. Weil neue Typgenehmigungen wegen des WLTP-Testverfahrens nötig sind, melden die Autobauer derzeit Lieferengpässe bei bestimmten Modellen - mit der Folge, dass sich Kunden in Geduld üben müssen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet damit, dass aktuell noch mehr als 500 Genehmigungen ausstehen. In einer Mitteilung vom Samstag kritisiert der VDA deswegen die aus seiner Sicht überhastete Einführung neuer Abgastests.

Die EU hatte festgelegt, dass künftig für Verbrauchs- und Emissions-Messungen die "Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure" (WLTP) verbindlich wird. Zusätzlich wird ein Jahr später zum 1. September 2019 noch ein Realtest verbindlich, bei dem im Fahrbetrieb auf der Straße gemessen wird ("Real Driving Emissions", RDE).

Unterdessen macht sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) dafür stark, dass europäische Autokonzerne ein einheitliches Gütesiegel "certified in Germany" für Pkw-Typengenehmigungen und Abgastests einführen. "Ich will, dass in Zukunft alle Autos in Deutschland sauberer unterwegs sind - deutsche wie ausländische Modelle", sagte Scheuer der 'Bild am Sonnag'". Deutschland wolle erreichen, "dass dieser unsägliche Typgenehmigungstourismus ein Ende hat". Bislang können Autobauer selbst entscheiden, in welchem Land sie ihre Abgaswerte zertifizieren lassen, um so die allgemeine Betriebserlaubnis für ihre Modelle zu erhalten.

Eingeschränktes Angebot an Neuwagen

Beim neuen Prüfzyklus WLTP geht es um eine bessere Abbildung des tatsächlichen Verbrauchs sowie der Schadstoff- und CO2-Emissionen. Die Einführung der neuen Abgasgesetzgebung erfordert eine Umstellung der Modellpalette auf Ottopartikelfilter und eine Neutypisierung bis spätestens 1. September 2018. Vor diesem Hintergrund kommt es bei den Autoherstellern derzeit zu Einschränkungen beim Angebot an Neuwagen.

Volkswagen hatte unlängst angekündigt, dass es ab August zu Engpässen kommt, weil eine Modellvarianten, die bis dahin noch kein WLTP-Zertifikat haben, vorläufig aus dem Programm genommen werden müssten. Auch BMW hatte kürzlich bekanntgegeben, dass die Umstellung auf WLTP nicht reibungslos verläuft. Demnach stoppt der Autobauer vorübergehend die Produktion mehrerer Modelle mit Benzinmotoren für den europäischen Markt, um sie für die neuen EU-Verbrauchsmessungen fit zu machen. Das Flaggschiff, der 7er BMW, soll als Benziner in Europa sogar ein Jahr lang aus dem Angebot genommen werden. Zuletzt hieß es bei Porsche, dass es vorübergehend zu einem eingeschränkten Modellangebot komme.

Der VDA macht nun die Politik für diese Probleme verantwortlich: "Erst zum 27. Juli 2017 wurden die Ausführungsbestimmungen und, damit verbunden, die vorzeitige Einführung eines Partikelfilters bei direkteinspritzenden Benzinern von der EU beschlossen. Dieser Einbau benötigt normalerweise einen Entwicklungs- und Produktionsvorlauf von drei Jahren", heißt es in der Mitteilung. "Wenn die EU den WLTP-Einführungszeitpunkt für alle Neuzulassungen auf den 1. September 2019 gelegt hätte, also ein Jahr später, würde sich die Lage wesentlich entspannter darstellen. Es wäre nicht zu diesen Engpässen gekommen. Produktionsausfälle kann niemand wollen, sie schaden besonders dem Automobilstandort Deutschland." (dpa)

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