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Autoboss unter Anklage: Ghosn muss Nissan-Verwaltungsrat verlassen

08.04.2019 10:08 Uhr
Autoboss unter Anklage: Ghosn muss Nissan-Verwaltungsrat verlassen
Die Nissan-Aktionäre haben wie erwartet zugestimmt, Carlos Ghosn aus der Führung zu entfernen.
© Foto: picture alliance/Issei Kato/REUTERS

Radikales Ende einer schillernden Karriere: Nach fast 20 Jahren an der Spitze schmeißt Nissan Carlos Ghosn aus der Führung. Einst hatte er den japanischen Autobauer vor der Pleite gerettet und zum Weltkonzern gemacht.

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Von Lars Nicolaysen, dpa

Der japanische Renault-Partner Nissan hat den kürzlich erneut verhafteten einstigen Konzernchef Carlos Ghosn aus dem Verwaltungsrat geworfen. Damit endet Ghosns fast zwei Jahrzehnte währende Führung, unter der er Nissan einst vor der Pleite gerettet und zu seinem der führenden globalen Autokonzerne gemacht hatte.

Eine außerordentliche Aktionärsversammlung stimmte am Montag wie erwartet zu, den 65-Jährigen aus dem Gremium zu entfernen. Zugleich stimmten die Anteilseigner von Nissan für die Aufnahme von Renaults neuem Chef Jean-Dominique Senard in den Verwaltungsrat.

Nissan-Chef Hiroto Saikawa und andere Topmanager von Nissan entschuldigten sich bei den Anteilseignern – wie in Japan in solchen Fällen üblich – mit tiefer Verbeugung für den Skandal. Am Ende der Versammlung wurde ihnen Senard vorgestellt, der sich bedankte und versprach, seine ganze Energie auf die Zukunft von Nissan zu verwenden. Renault ist zu 43 Prozent an den Japanern beteiligt.

Der 65 Jahre alte gebürtige Brasilianer Ghosn hatte 1999 den Einstieg von Renault bei Nissan gemanagt. In die bis dato beispiellose Auto-Allianz wurde dann auch Mitsubishi Motors eingebunden. Am 19. November vergangenen Jahres war Ghosn zusammen mit seiner früheren rechten Hand Greg Kelly in Tokio wegen angeblichen Verstoßes gegen Börsenauflagen in Untersuchungshaft genommen worden. Zudem soll er private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Nur wenige Tage danach feuerten Nissan und Mitsubishi ihren langjährigen Chef.

Ghosn wurde angeklagt und erst nach monatelanger Haft gegen Kaution entlassen. Knapp vier Wochen nach seiner Freilassung brachte die Staatsanwaltschaft in Japan den 65-Jährigen am Donnerstag erneut in Untersuchungshaft. Sie wirft ihm nun einen weiteren Missbrauch von Geldern des Autoherstellers Nissan vor. Er habe bei Nissan Verluste von 563 Millionen Yen (rund 4,5 Millionen Euro) verursacht. Die neuen Vorwürfe der Staatsanwaltschaft sollen im Zusammenhang mit der Verwendung von Geldern an einen Vertriebspartner in Oman stehen.

Verteidigung per Video

Ghosn hatte einen Tag vor seiner erneuten Verhaftung eine Pressekonferenz für diese Woche angekündigt. Daraus wird nun nichts. Stattdessen wird sein japanischer Anwalt Junichiro Hironaka an diesem Dienstag in Tokio ein neun Minuten langes Video der Presse zeigen, in dem sich Ghosn selbst gegen die Vorwürfe verteidigt.

Neben Ghosn warf Nissan auch Kelly aus dem Verwaltungsrat. Renault und Mitsubishi erklärten, Ghosn werde bei ihnen im Juni als Direktor ausscheiden. Nissan-Chef Saikawa sah sich am Montag den Fragen einiger der Anteilseigner nach seiner eigenen Verantwortung in dem Wirbel um Ghosn ausgesetzt, will jedoch im Amt bleiben. Er habe Verantwortung, die Allianz mit Renault zu stabilisieren, sagte er.

Das Bündnis soll künftig von einem neuen Vorstandsgremium geführt werden, das die gesamte Kooperation der drei Autokonzerne steuern soll. Senard übernimmt als Chef von Renault künftig die Rolle des Vorsitzenden im geplanten Führungsgremium. Die anderen Mitglieder des sogenannten Alliance Operating Board werden Renault-Chef Thierry Bolloré, Nissan-CEO Saikawa und Mitsubishi-Chef Osamu Masuko sein. (dpa)

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