Bauprojekt: Mehr Werbung geht nicht

Ursprünglich hätte es das große lichtdurchflutete Autohaus an Bornheims wichtigster Ausfallstraße nach Köln und Bonn niemals geben sollen. Stattdessen sollte auf dem 9.500 Quadratmeter großen Grundstück heute eigentlich ein großes Multiplex-Kino stehen. Eigentlich. Tatsächlich machte der Kinobetreiber, der das Grundstück reserviert hatte, im letzten Moment einen Rückzieher und ließ seine Kaufoption verfallen. Für Thomas Schmitz und Tim te Laak war das ein Glücksfall: Die beiden Geschäftsführer der Autohaus Gruppe TLS waren just zu diesem Zeitpunkt auf der Suche nach einem Standort für einen neuen Nissan-Betrieb und hatten ein Auge auf das Grundstück geworfen. Da es aber belegt war, schien alles auf eine kleinere Fläche in zweiter Reihe hinter dem geplanten Kino hinauszulaufen. Aufgrund benachbarter Restaurants, Einkaufscenter und Möbelhäuser wäre auch diese sehr gut für ein Autohaus geeignet gewesen - vor allem im Vergleich zur veralteten Miet-Immobilie in Bonn, in der die Gruppe seit 2015 mit Nissan aktiv war. Als sich dann aber die Chance auf einen Platz in der ersten Reihe direkt an der Verkehrsader bot, fackelten die Geschäftsführer nicht lange und warfen die alten Pläne über den Haufen. "So viel Werbung kann ich gar nicht schalten, wie mir diese Lage bringt", erklärt Schmitz. Erstmals Mazda in der Gruppe Weil das riesige Grundstück für eine Marke aber deutlich zu groß gewesen wäre, entschieden die Geschäftsführer, eine zweite ins Boot zu holen. Die Wahl fiel schließlich erstmals auf Mazda: Die Marke hatte nach der letzten Netzbereinigung im Raum Köln-Bonn einen weißen Fleck in ihrem Händlernetz und überzeugte mit einer "stabilen Rendite" sowie einer "guten Modellpalette", so Schmitz. Insgesamt investierte TLS bis zur Eröffnung Ende Juni 2018 rund fünf Millionen Euro in den Standort. Dieser umfasst eine 900 Quadratmeter große Ausstellfläche (500 Quadratmeter Nissan, 400 Quadratmeter Mazda) sowie einen 900 Quadratmeter großen Servicebereich mit zwei Direktannahmen und sechs Hebebühnen im Werkstattbereich. Dort gibt es auch eine Ladestation für Elektroautos. Zwei weitere Ladesäulen mit je zwei Ladeplätzen finden sich auf dem Parkplatz. Den Großteil des Neubauprojekts übernahm erstmals der Generalunternehmer Borgers, der das Gebäude schlüsselfertig errichtete. Bislang hatten te Laak und Schmitz immer mit Architektenmodellen gearbeitet und alle Gewerke einzeln vergeben. "Das ist sehr professionell gelaufen. Im Rückblick würden wir auch die Außenanlage von Borgers machen lassen", meint Schmitz. Baulich entspricht der Standort vollumfänglich den CIs von Nissan und Mazda. So findet sich im Nissan-Außenbereich das etablierte graue Band mit dem Autohaus-Namen und der hervorgehobenen roten Fläche, auf der das Nissan-Logo prangt. Durch einen anthrazitfarbenen Wandvorsprung optisch deutlich abgetrennt davon findet sich im Mazda-Bereich hingegen das typische, mit LEDs hinterlegte Aluminium-Mesh-Gewebe, welches das grau hinterlegte Markenlogo einrahmt. Einheitlich ist auf der Vorderseite einzig die durchgängige deckenhohe Glasfront. Doppelter CI-Aufwand Die optisch eindeutige Trennung setzt sich im Innenraum fort. Dieser ist durch zwei separate Eingänge und eine Wand, die sich über 70 Prozent der Breite des Raums zieht, klar in zwei Bereiche geteilt. Die Fliesen in unterschiedlichen Größen und Grautönen sowie die weiße Decke bei Mazda und die anthrazitfarbene Decke bei Nissan unterstreichen die optische Zweiteilung. Daneben wirkt der Nissan-Showroom durch den rot-weißen Drive-Baldachin, niedrig hängende Lampen, zahlreiche Bildschirme und uneinheitlich ausgerichtete Fahrzeuge deutlich kleinteiliger und lebendiger als der Mazda-Showroom. Dieser erscheint mit in Reih und Glied unter LED-Schienen stehenden Fahrzeugen sowie Reifenstapeln als dominierendem Deko-Element im Vergleich geradezu puristisch. Die sieben Mitarbeiter in Verkauf und Serviceberatung sind ebenfalls strikt einer Marke zugeordnet. Einzig der Werkstattbereich und die dortigen Mechaniker sind nicht getrennt. Keine Kannibalisierungseffekte Der Aufwand für den Zwei-Marken-Standort hat sich jedoch offenbar gelohnt: "Wir sprechen mit den beiden Marken unterschiedliche Kundengruppen an. Da gibt es kaum Überschneidungen", sagt Schmitz. Dass Kunden zwischen Modellen der unterschiedlichen Marken schwanken, sei nur selten zu beobachten. Daneben sorge die gute Lage wie vermutet für einen konstanten Strom an neugierigen Besuchern. Entsprechend zufrieden ist Schmitz mit den Verkaufszahlen: "Die Kollegen sind durchweg ausgelastet", so der Geschäftsführer. In der Anfangsphase sei das Autohaus vom Kundenzulauf sogar regelrecht überrollt worden. Für das erste volle Geschäftsjahr 2019 rechnet TLS mit rund 120 Mazda- und rund 210 Nissan-Neuwagen sowie mit etwa 300 Gebrauchtfahrzeugen. Für die nähere Zukunft plant TLS, den Standort zum GT-R Stützpunkt sowie zum Nissan Nutzfahrzeug-Center auszubauen und damit vor Ort ins Flottengeschäft einzusteigen. Die Chancen dafür stehen aufgrund des offenbar guten Verhältnisses zum Importeur nicht schlecht. Dieser nutzt das Autohaus, das nur wenige Minuten von seiner Europazentrale entfernt ist, immer wieder, um Händler-Delegationen aus anderen Ländern die Nissan-CI vorzuführen. Zudem brächten mittlerweile etliche der dortigen Mitarbeiter ihre Privat-Pkw nach Bornheim zum Service, berichtet Schmitz nicht ohne Stolz. Für Mazda hingegen gehe es erst einmal darum, vor Ort Fuß zu fassen und die Marke zu etablieren. Anders als bei Nissan gibt es hier noch keinen Kundenstamm, auf den die TLS Gruppe aufbauen könnte. Ist auch das geglückt, dann soll eventuell noch eine dritte Marke am Standort einziehen. Kurzfassung Rund fünf Millionen Euro hat die TLS Gruppe in den Standort investiert. Dieser liegt direkt an einer vielbefahrenen Straße. Das sorgt für einen steten Kundenstrom. Am Standort vertreibt die Gruppe Nissan und erstmals auch Mazda. Der damit einhergehende Aufwand für die CI zahlt sich jedoch aus, weil die beiden Marken sich nicht kannibalisieren und jeweils unterschiedliche Kundengruppen ins Autohaus locken.

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