Mit Konjunkturprogrammen und Steueranreizen haben sich die Chinesen 2009 den Titel als stärkstes Autoland erkauft. Die USA – gebeutelt von der Wirtschaftskrise – wurden nach langen Jahren an der Spitze abgelöst. Insgesamt wurden im Reich der Mitte 13,6 Millionen neue Fahrzeuge abgesetzt. Auf Pkw und Kombi entfielen 9,4 Millionen Einheiten.
Auch für dieses Jahr wird wieder mit einem deutlichen Zuwachs gerechnet. Experten gehen von mindestens 25 Prozent auf 17 Millionen Fahrzeuge aus. Das erste Quartal lag bereits deutlich über dieser Prognose: In den ersten drei Monaten 2010 wurden 77,5 Prozent mehr Autos als im Vorjahreszeitraum verkauft. Dieser Trend soll sich bis 2015 fortsetzen.
Wegen der unerwartet rasanten Marktentwicklung will die chinesische Regierung allerdings auf die Bremse treten und die Incentives auslaufen lassen. Die Kaufsteuer, die im vergangenen Jahr auf fünf Prozent halbiert und in diesem Jahr 7,5 Prozent ausmachte, könne wieder auf zehn Prozent angehoben werden, erklärte Xu Changming, Direktor vom Informationszentrum der mächtigen Reform- und Entwicklungskommission, am Freitag anlässlich der Automesse in Peking (25. April bis 2. Mai 2010). Den Herstellern gehe es so gut, dass die Anreize im Rahmen des staatlichen Konjunkturprogramms nicht mehr nötig seien.
Dennoch kann sich künftig kein weltweit tätiger Hersteller diesem Boommarkt entziehen. Auf der Auto China stecken die Autobauer aktuell die Claims für die Zukunft ab. Nach wie vor dominieren die Joint-Ventures von Weltherstellern mit einheimischen Anbietern das Marktgeschehen. Trotz der Ankündigung der Zentralregierung in Peking, nur noch fünf große chinesische Anbieter als Speerspitze der Autoindustrie zu installieren, sind weiterhin über 100 Produzenten aktiv. Entsprechend groß ist das Fahrzeugangebot auf der Messe: Insgesamt werden 990 verschiedene Modelle – darunter 89 Weltpremieren – in den sieben Hallen präsentiert. Die Organisatoren erwarten rund 700.000 Besucher.
Ursachen des Autobooms in dem Riesenreich sind neben den staatlichen Förderung auch der gewachsene Wohlstand und Nachholbedarf. Hier liegt ein Schlüssel zum Erfolg der deutschen Hersteller: Die Chinesen, die es nach oben geschafft haben, zeigen es auch. Die Wagen mit dem Stern, der Niere oder den vier Ringen haben enormes Prestigepotenzial. Hinzu kommt, dass ein reicher Chinese nicht selbst fährt. Die weltweit höchsten Verkäufe der margenträchtigen S-Klassen von Mercedes oder dem 7er von BMW werden in China verzeichnet. Die deutschen Hersteller fertigen auch spezielle Langversionen kleinerer Baureihen – auf der Messe debütieren die gestreckten Varianten von Mercedes E-Klasse und BMW 5er.
Auto China 2010
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