Ausgabe 11/2011: Ausstieg auf Raten

Ausstieg auf RatenVR leasing E Rückzug aus dem Kfz-Flottengeschäft sowie den Finanzierungs- und Leasingaktivitäten von Kraftfahrzeugen mit Autohäusern. von wolf r. usslerEs war eine kleine Sensation, die Theophil Graband mit knappen Worten auf der mit Vorschusslorbeeren über künftige Geschäftserfolge gespickten Rede fast beiläufig einstreute. Die VR Leasing AG, so verkündete der seit knapp einem halben Jahr agierende neue Vorstandsvorsitzende des Unternehmens auf der diesjährigen Jahrespressekonferenz in Frankfurt, werde sich neben dem Immobilienleasing sowohl aus dem Kfz-Flottengeschäft als auch aus den Finanzierungs- und Leasingaktivitäten von Kraftfahrzeugen mit Autohäusern zurückziehen. „Stärkung des Verbundnutzens“Graband betonte allerdings, dass dieser Schritt nicht mit sofortiger Wirkung vollzogen werde. Einen genauen Zeitrahmen für einen Ausstieg nannte er nicht. „Wir erfüllen selbstverständlich unsere Verträge. Gleichzeitig suchen wir für diese Geschäftsfelder aber nach werterhaltenden Strategien und schließen auch deren Verkauf nicht aus“, sagte der Vorstandschef vorsichtig, aber unmissverständlich. Über mögliche Übernahmekandidaten des Flottengeschäftes schwieg er sich aus. Als Grund für die neue Weichenstellung nannte er die künftig eindeutige Fokussierung auf die Kernkompetenzen der genossenschaftlichen Finanzgruppe Volksbanken Raiffeisenbanken und damit die „Stärkung des Verbundnutzens“. Zusammen mit Unternehmen wie Schwäbisch Hall, R+V Versicherung, Union Investment und anderen Spezialinstituten ist die VR Leasing Mitglied der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Graband machte deutlich, dass die VR Leasing auch weiterhin im lukrativen Geschäft der Autofinanzierung tätig sein will, aber eben nur noch über die eigenen Verbundunternehmen.Die Übermacht der AutobankenDoch die Beschwörung der Rückbesinnung auf das genossenschaftliche Wir-Gefühl ist nur die halbe Wahrheit. Fakt ist – und Graband, der bis 1997 Chef der Münchner BMW Bank war, weiß dies nur zu gut aus eigener Erfahrung –, dass die Übermacht der Autobanken im Leasing- und Finanzierungswettbewerb erdrückend ist. Deren Marktanteil liegt immerhin bei 68 Prozent. Und während die VR Leasing 2010 über Autohäuser ein Finanzierungs- und Leasingvolumen von 250 bis 300 Millionen Euro abwickelte, betrug das Neugeschäft der Autobanken im gleichen Zeitraum rund 24 Milliarden Euro.Diese Dominanz der auf Vertrieb getrimmten Herstellerbanken gibt Bankprimus Graband denn auch zähneknirschend zu: „Das Geschäft der Autobanken wird von den Herstellern heute nur noch subventioniert.“ Es habe mit marktüblichen Konditionen nichts mehr zu tun. Graband wehrt sich jedoch gegen den Vorwurf, vor den Autobanken eingeknickt zu sein. „Wir haben das Geschäft sorgfältig analysiert und dann unsere Schlüsse gezogen“, so sein Fazit.Noch vor einem Jahr hatte Grabands Vorgänger im Amt, Reinhard Gödel, betont, die VR Leasing wolle den Autobanken die Stirn bieten. Und Peter Dieckmann, Grabands Stellvertreter im Vorstand, sagte im Juni 2010 noch in einem Interview, man habe den Vertrieb im Bereich Autohandel deutlich verstärkt und biete sich als Alternative neben der Herstellerbank mit einer intensiven Bera-tungsleistung und einem überzeugenden Portfolio an. Dieckmann: „Nach einer Marktanalyse sind wir zu dem Schluss gekommen, dass gerade wir in diesem Bereich sehr viele Chancen haben. In diesem Segment generieren wir ein nachhaltiges Geschäft.“ Doch das war gestern. z VR Leasing AG in zahlen (2010)Bilanzsumme: 6,91 Milliarden €Ergebnis vor Steuern: 5 Millionen €Jahresüberschuss: - 14,4 Millionen €Eigenkapital: 362 Millionen €Neugeschäft (In- und Ausland): 2,9 Milliarden €Beschäftigte (In- und Ausland): 1986 Autohaus

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