Die Autoverkäufe in der Europäischen Union sind im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1995 gesunken. Die Zahl der neu zugelassen Fahrzeuge ging um 8,2 Prozent auf rund 12,05 Millionen Autos zurück, wie der europäische Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel mitteilte. In Gesamteuropa (EU- und EFTA-Länder) kamen rund 12,53 Millionen Autos auf die Straße (minus 7,8 Prozent).
Besserung scheint nicht in Sicht: Der Dezember markierte mit einem Minus von 16,3 Prozent (EU und EFTA: 16 Prozent) nicht nur den mit Abstand schlechtesten Monat im vergangenen Jahr. Seit 2008 hatte es zudem in keinem Dezember so einen deutlichen Rückgang der Zulassungszahlen gegeben.
Peter Fuß, Partner bei der Beratungsgesellschaft Ernst & Young, sieht 2012 gar als schlechtestes Jahr für Autoverkäufe in der EU seit zwei Jahrzehnten. Denn die Krise auf dem westeuropäischen Markt sei noch schlimmer als die Zahlen suggerierten: Denn in vielen Absatzmärkten seien die Verkäufe durch Eigenzulassungen künstlich aufgebläht worden. Hinzukämen noch hohe Rabatte, die zum Kauf animieren sollen, aber letztlich auf Kosten der Margen gingen. Fuß prophezeit: "2013 wird zu einem Entscheidungsjahr für die europäische Autobranche." Die betroffenen Unternehmen müssten schnell Überkapazitäten abbauen. Das schließe komplette Werksschließungen mit ein.
Während Deutschland mit einem Minus von 2,9 Prozent im Jahr 2012 noch relativ glimpflich davon kam, mussten vor allem die südeuropäischen Märkte Griechenland (minus 40,1 Prozent), Italien (minus 19,9 Prozent), Spanien (minus 13,4 Prozent) und Portugal (minus 37,9) gehörig Federn lassen. Frankreich (minus 13,9 Prozent) litt ebenfalls unter der Autokrise. Dagegen konnte der Markt in Großbritannien leicht zulegen (plus 5,3 Prozent). Wachstum – mit allerdings eher niedrigen Stückzahlen – gab es zudem in Ungarn, Estland und der Slowakei.
Große Marken im Minus
Verlustreich war das Jahr für so ziemlich alle große Marken. Der VW-Konzern verlor 2012 in den EU- und EFTA-Ländern 1,1 Prozent Absatz, vor allem weil die Tochter Seat ein Minus von 14,4 Prozent einfuhr. Schlimmer traf es Peugeot-Citroën (minus 12,9 Prozent), Renault (minus 18,9 Prozent), Opel (minus 15,6 Prozent) und die Fiat-Gruppe (minus 15,8 Prozent). Während Audi um 3,7 Prozent wachsen konnte, gingen BMW (minus 1,4 Prozent) und Daimler (minus 2,2 Prozent) mit einem leichten Rückgang aus dem vergangenen Jahr.
Die Zulassungsgewinner sind demgegenüber kleine, aufstrebende Marken: So konnte Jaguar Land Rover um 27 Prozent zulegen. Hyundai und Kia gewannen 9,4 bzw. 14,6 Prozent dazu. (se/dpa)
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- ACEA - Europazulassungen 12/2012 (119.8 KB, PDF)
Gerdi Hellmann
Markus Meinhart