Der Autokonzern Volkswagen hat in den USA zur Bewältigung des Abgasskandals einer weiteren Milliardenzahlung zugestimmt. Damit sollen betroffene Kunden entschädigt werden, wie VW am Mittwoch in Wolfsburg mitteilte. Demnach zahlt VW Besitzern von größeren Dieselfahrzeugen mit 3-Liter-Motoren im Zuge von Rückkäufen insgesamt bis zu 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro), wie auch aus Gerichtsdokumenten hervorgeht. Diese wurden am Dienstag (Ortszeit) in den USA veröffentlicht. VW will damit einen Vergleich mit privaten Klägern erreichen.
Nordamerika-Chef Hinrich Woebcken sagte laut Mitteilung, es gebe nun für alle betroffenen Kunden in den USA eine Lösung. Der Konzern hatte bereits kurz vor Weihnachten bei den Fahrzeugen mit 3-Liter-Motoren eine Grundsatzeinigung mit US-Klägern erzielt. Dabei ging es um Reparaturen, Rückkäufe und Entschädigungen bei insgesamt gut 80.000 Dieselwagen. Es handelt sich dabei um größere Autos aus dem VW-Konzern wie Porsche Cayenne, VW Touareg und verschiedene Audi-Modelle.
Nun wurden Details bekannt. Die Fahrzeuge sind in zwei Gruppen aufgeteilt. Für ältere Modelljahrgänge gilt das Angebot des Rückkaufs, dies betrifft laut VW 20.000 Fahrzeuge. Für Fahrzeuge jüngeren Modelldatums will Volkswagen im Zuge eines Rückrufs eine technische Anpassung an die Emissionsnormen vornehmen, dies betreffe 58.000 Autos.
Falls die US-Behörden aber kein grünes Licht für Reparaturen dieser Fahrzeuggruppe erteilen, will VW auch für diese Fahrzeuge einen Rückkauf anbieten. In diesem Fall könnten die Zahlungen für VW auf mehr als vier Milliarden Dollar steigen.
Insgesamt waren von den Manipulationen bei Abgastests in den USA weit mehr als 500.000 Dieselfahrzeuge betroffen. Bei etwa 475.000 Autos mit kleineren, 2,0-Liter-Motoren hatte VW bereits einen Vergleich geschlossen, der den Autobauer bis zu 16,5 Milliarden Dollar kosten kann.
Bereits Einigung auf 22 Milliarden Euro Strafe
VW hatte im September 2015 nach Vorwürfen der US-Umweltbehörden eingeräumt, in großem Stil Messwerte zum Ausstoß des Schadstoffs Stickoxid bei Dieselwagen manipuliert zu haben. Mit zahlreichen US-Klägern hat sich der Konzern bereits auf straf- und zivilrechtliche Vergleiche in Höhe von bisher umgerechnet rund 22 Milliarden Euro geeinigt.
18,2 Milliarden Euro hat der Konzern an Rückstellungen beiseite gelegt. Im Januar hatte VW mit den US-Behörden auch einen Vergleich in einem strafrechtlichen Verfahren erzielt. Dabei musste VW bereits einräumen, dass das bisher zur Seite gelegte Geld nicht reichen könnte.
Die Rückstellungen im Zusammenhang mit den 3-Liter-Dieselmotoren wurden bei der VW-Tochter Audi gebildet. Audi hatte zum Ende des dritten Quartals 2016 insgesamt 980 Millionen Euro als Rückstellungen für die 3-Liter-Fahrzeuge in den USA gebildet. "Wir werden die nun mit allen Parteien in den USA getroffenen Vereinbarungen im Rahmen des Jahresabschlusses 2016 bewerten und dann entscheiden, welche Rückstellungen für 2016 noch gebildet werden müssen", sagte ein Sprecher am Mittwoch in Ingolstadt.
Anders als in den USA sträubt sich VW in Europa gegen vergleichbare Angebote für betroffene Kunden. Dies könnte für den Konzern finanziell zu massiven Problemen führen. VW verweist außerdem auf eine andere Rechtslage. In Deutschland gibt es zahlreiche Klagen von betroffenen Kunden. Anleger haben außerdem Klagen wegen angeblicher Marktmanipulation eingereicht. VW soll im Herbst 2015 zu spät über den Dieselskandal informiert haben. Das Unternehmen weist dies zurück. (dpa)