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Abgas-Skandal: Untersuchungen von Daimler-Fahrzeugen angekündigt

13.07.2017 10:20 Uhr
Neue Manipulationsvorwürfe gegen Daimler

Verdächtige Diesel auch bei Daimler? Der Vorwurf ist nicht neu, wohl aber die Dimension: Angeblich geht es um mehr als eine Million Autos. Nun soll es eine Überprüfung geben. Die Beteiligten geben sich zugeknöpft.

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Der Autobauer Daimler gerät im Abgasskandal immer mehr in Bedrängnis. Die Ermittlungen zu möglichen Manipulationen bei dem Konzern betreffen laut Medienberichten weitaus mehr Diesel-Fahrzeuge als gedacht: Nach Informationen von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR könnten bei mehr als einer Million Fahrzeugen Motoren mit manipulierten Abgaswerten eingebaut sein. Das gehe aus einem Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Stuttgart hervor.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) lasse die Fahrzeuge nun auf Abgasmanipulationen untersuchen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) werde Daimler-Modelle überprüfen, die mit einer illegalen Software programmiert sein sollen, berichteten "Süddeutsche Zeitung", WDR und NDR am Donnerstag unter Berufung auf Ministeriumskreise. Die Behörde war zunächst nicht für eine Bestätigung zu erreichen.

Sondersitzung

Laut Bundesverkehrsministerium hatte die Diesel-Untersuchungskommission Daimler-Vertreter für Donnerstagnachmittag zu einer Sondersitzung eingeladen, um den Vorwürfen nachzugehen. Die Kommission war nach dem VW-Skandal eingesetzt worden und hatte auffällige Abgaswerte auch bei anderen Herstellern entdeckt, darunter Daimler. Zuletzt war für Audi ein Pflicht-Rückruf angeordnet worden.

"Wir haben die Arbeit der Behörden in der Vergangenheit stets unterstützt und werden dies auch künftig tun", erklärte der Konzern. Näher wollte sich Daimler mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern. Auch die Staatsanwaltschaft nannte keine Details.

Der Fall beschäftigt Daimler schon seit einiger Zeit - anfangs nur in den USA, seit Ende März ermittelt aber die heimische Justiz wegen Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung gegen Mitarbeiter. Zwei sind namentlich bekannt, hinzu kommen weitere unbekannte, wie die Ermittler am Donnerstag bestätigten. Im Mai wurden verschiedene Standorte durchsucht. Der entsprechende Gerichtsbeschluss ist Grundlage des Berichts von "SZ", WDR und NDR.

Unzulässige Abschalteinrichtung?  

Demzufolge soll Daimler von 2008 bis 2016 in Europa und den USA Fahrzeuge mit unzulässig hohem Schadstoffausstoß verkauft haben. Zwei Motorenklassen hätten eine unzulässige Abschalteinrichtung enthalten, mit der die Schadstoffreinigung auf dem Prüfstand eingeschaltet, auf der Straße jedoch weitgehend ausgeschaltet worden sein soll. Eine Daimler-Sprecherin sagte dazu: "Wir kooperieren vollumfänglich mit den Behörden. Spekulationen kommentieren wir nicht."

Daimler hat immer betont, sich an geltendes Recht gehalten zu haben. Der Streitpunkt ist - wie bei den anderen Herstellern - ein sogenanntes Thermofenster, das die Abgasnachbereitung in bestimmten Temperaturbereichen herunterregelt, um Bauteile im Motor zu schützen, wie die Hersteller argumentieren. Organisationen wie die Deutsche Umwelthilfe hingegen kritisieren, dass die entsprechende EU-Verordnung zu weit ausgelegt werde.

Wie auch andere Hersteller hatte sich Daimler mit dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) darauf geeinigt, 247.000 Fahrzeuge freiwillig zurückzurufen, um die Technik anzupassen. Deutschlands oberster Verbraucherschützer Klaus Müller forderte die Bundesregierung zum Handeln auf: "Das Typgenehmigungsverfahren für Autos muss reformiert werden. Wir brauchen unabhängige Prüfungen", sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) dem "Handelsblatt".

VW-Skandal war Auslöser

Unter den Autobauern ist seit langer Zeit vor allem Volkswagen im Fokus. Der Konzern hatte im September 2015 eingeräumt, bei Millionen Dieselautos Abgastests manipuliert zu haben. Dies hatte den Konzern in eine schwere Krise gestürzt und Milliarden gekostet. Der VW-Skandal führte zu Abgas-Untersuchungen auch bei anderen Herstellern.

Abgas-Manipulationen sind Daimler bisher nicht nachgewiesen worden. Umweltorganisationen und US-Anwälte erheben diesen Vorwurf. Autobesitzer in den USA reichten eine Sammelklage ein und warfen den Schwaben manipulierte Stickoxid-Werte und irreführende Werbung vor. (dpa)

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KOMMENTARE


Rudi S.

13.07.2017 - 09:31 Uhr

Das Beste oder Nichts? Dann doch lieber Nichts, Herr Zetsche! Aber Sie haben ja sicher, wie Winterkorn, Stadler etc. nichts von all dem gewusst - oder? Es wird höchste Zeit, dass diesem "Systembetrug der Vorstände" ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben wird. Denn so kann es mit den Lügereien und Betrügereien der Vorstände nicht weitergehen, sonst wird die ganze Branche unglaubwürdig. Und es kann der "kleine Mann" nicht erwirtschaften, was die hochbezahlten Betrüger allein mit Strafzahlungen nach USA aus den Unternehmen hinauswirtschaften!


D.Buschhorn

13.07.2017 - 10:34 Uhr

Langsam stellt es sich nun heraus das alle Hersteller beim Diesel getrickst haben. Eigentlich hätte man doch schon spätestens seit 2010 mit einem SCR Kat und Ad Blue die Probleme der Abgas Nachbehandlung ohne Trickserei lösen können.Der Gesetzgeber war und ist gefordert, denn welcher Hersteller investiert schon mehr als durch lasche Vorschriften vorgegeben.


MV

13.07.2017 - 13:23 Uhr

Es ist sehr bedauerlich aber auch fast logisch das sich Mercedes einreiht.Made in Germany ist auf dem besten Weg in den Keller. Der Wirtschaftliche Schaden ist kaum wieder zu richten. Da sieht man mal was die GIER alles anrichten kann. Geschäftsführer - Vorstandsvorsitzende - Titel sind wie Schall und Rauch. Berufsehre ist etwas anderes.Freut euch auf die Klagen in den USA. Oder ruft in Wolfsburg an, die wissen was da alles kommt.Was mich so richtig anwidert ist der vorsätzliche Betrug am eigenen Volk.Schaun mer mal wer der nächste ist.Wollt ihr wetten ? .-)


Daniel

13.07.2017 - 16:19 Uhr

Wie schon im Artikel beschrieben sind die Anforderungen der EU zu lasch ausgelegt. So kann der Hersteller sich in einer Grauzone bewegen ohne rechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen. Warum sollte er nun Geld in die Hand nehmen und die Fahrzeuge umrüsten? Solange die Gesetze nicht klar definiert sind wird ein Hersteller weiter so agieren. Das betrifft nicht nur den VW Konzern und Mercedes. Sicher sind auch viele andere Hersteller betroffen. Bisher hat die "Kommission" vielleicht nicht alles gefunden. Jedes Wirtschaftsunternehmen welches die Möglichkeit hat sich in Grauzonen zu bewegen und somit durch einen geringeren Kostenaufwand profitabel zu Arbeiten wird und würde es tun.


Frank Johnson

13.07.2017 - 17:29 Uhr

Also dem Vorredner kann ich nur widersprechen, wenn er behauptet dass alle deutschen Hersteller getrickst hätten. Ich zumindest habe bisher nur von Tricksereien aus der VW Gruppe (VW Audi Porsche) und leider auch von Daimler gehört. Hier wurde dem im Image und der Glaubwürdigkeit der Autohersteller ein Bärendienst erwiesen. BMW ist bisher hier nicht negativ aufgefallen und dürfte sich aus jetziger Sicht an die Vorgaben gehalten haben - ein Bravo dafür, die Marke hätte sich den Dank des Marktes offenbar verdient.


Anonymus

14.07.2017 - 08:33 Uhr

Es ist wirklich sagenhaft, wie erschüttert alle Menschen um mich herum sind. Stellt sich niemand die Frage, ob die Hersteller sich einfach "zu fein" waren den regulierenden Behörden einzugestehen, dass die Forderungen im Bezug auf Abgasreduktion einfach technisch nicht möglich waren? Wollte einfach kein Hersteller derjenige sein, der "technisch inkompetent" ist und einfach die Unmöglichkeit der Forderungen darstellen wollte? Und waren die regulierenden Behörden nicht einfach froh, dass ihre Forderungen ständig akzeptiert und "umgesetzt" wurden. Das ließ sich doch alles im Rahmen der Nachhaltigkeit für die Politiker immer gut publizieren. Sorry, aber hier haben jahrelang zwei Affen mit sechs Armen auf den Bäumen gesessen und haben sich alles zugehalten, was man nur zuhalten kann....


SonjaS.

14.07.2017 - 09:55 Uhr

Ganz schön scheinheilige Diskussion hier. Ganz davon ab wer, wann, wo manipuliert hat haben alle bisher durchgeführten Tests in allen Ländern von allen Instituten im Tenor herausgefunden: Dieselfahrzeuge halten in so gut wie keinem Fall eine Abgasnorm im Realbetrieb ein. Dabei ist es egal ob wir von einem "manipulierten VW" oder einem "heroischen BMW" sprechen. Ganz ehrlich: Was nutzt es wenn die Autos, aus welchen fadenscheinigen Gründen auch immer, legal auf der Straße unterwegs sind aber in vielen Fällen sogar NOCHT (!) schmutziger als ein "manipulierter" VW? Es ist auch kein Phänomen der ach so verachtenswerten Deutschen Automobilhersteller. Egal ob Fiat, Honda oder Hyundai, all diese Autos sind wahre Dreckschleudern. Egal ob durch den Staat geschützt, wie Fiat, oder sich hinter "Thermofenstern", die ab ~17 Grad die Abgasreinigung ausschalten wie bei Opel, das Ergebnis ist überall das gleiche. Schmutzige Autos, mal nennen wir sie legal, mal illegal.


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