Die wenigen Audi-Aktionäre abseits der alles beherrschenden Konzernmutter VW haben die Nobelmarke wegen des Abgas-Skandals angegriffen. Vor allem für empfangene Bonuszahlungen gab es am Donnerstag bei der Audi-Hauptversammlung in Ingolstadt heftige Kritik. "Das steht doch alles in keinem Verhältnis mehr", sagte Andreas Breijs von den Aktionärsvertretern der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Er forderte einen kompletten Verzicht des Vorstands auf Bonuszahlungen. "Was muss passieren, damit Sie Verantwortung übernehmen?", fragte er die Manager der wichtigen VW-Tochter.
Für das vergangene Jahr hatten die Audi-Vorstandsmitglieder laut Geschäftsbericht eine variable Vergütung von insgesamt 15,4 Millionen Euro erhalten. Damit sank die Summe dieser Bezüge um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, machte aber noch immer den Großteil der gesamten Vergütung aus. Angaben zu den Bezügen einzelner Vorstände macht Audi, anders als viele börsennotierte Unternehmen, nicht.
Audi-Chef Rupert Stadler verteidigte die Höhe der Boni. Es gebe ein Regelwerk, nach dem sich die Höhe der Zahlungen richtet - und das gelte "in guten wie in schlechten Zeiten". Auch der Vorstand des Mutterkonzerns VW hatte bereits heftige Kritik für die Auszahlung von Boni für das vergangene Jahr einstecken müssen. Konzernchef Matthias Müller, der auch gleichzeitig Aufsichtsratschef bei Audi ist, wird das den VW-Aktionären bei der Hauptversammlung im Juni erklären müssen.
Audi gehört zu 99,55 Prozent dem VW-Konzern, damit ist lediglich ein sehr geringer Teil der Papiere im Besitz von Einzelaktionären. Anstelle einer Dividende erhalten die VW-Einzelaktionäre eine Ausgleichszahlung in Höhe der Dividende, die der VW-Konzern für jede seiner Stammaktien ausschüttet. Nach dem Verlust im vergangenen Jahr soll dieser Wert lediglich bei elf Cent je Stammaktie liegen. So lange die VW-Hauptversammlung diese Dividende aber noch nicht beschlossen hat, müssen auch Audi-Anleger noch auf ihre Zahlung warten. Die VW-Hauptversammlung, bei der die Dividende beschlossen wird, soll am 22. Juni stattfinden. (dpa)