Mega-Fusion im deutschen Automobilhandel: Ab dem 1. Januar 2023 wollen die Familienunternehmen Marnet, Gelder + Sorg, Göthling & Kaufmann sowie die Best Auto-Familie eine große Handelsgruppe für die Marken VW Pkw, Audi, Skoda, Seat, Cupra und VW Nutzfahrzeuge bilden. Die Kartellbehörden müssen der geplanten Transaktion noch zustimmen.
Die Transformation im Autohandel befinde sich in vollem Gange, erklärten die Inhaber der Gründungsunternehmen am Montag in Mühlheim. Der "Zusammenschluss auf Augenhöhe" werde Kräfte bündeln, um den Branchenwandel aktiv zu gestalten.
In der gemeinsamen Mitteilung verwiesen die Verantwortlichen auf neue Anbieter im Markt, technologische Innovationen, neue Vertriebsmodelle und zunehmende Direktgeschäfte der Autohersteller. Vor allem aber würden sich die Kundenanforderungen ändern, insbesondere durch digitale Möglichkeiten. "Um die gestiegene Komplexität zu meistern, braucht es Innovationskraft und -geist sowie qualifizierte Fach- und Führungskräfte", hieß es. Damit ließen sich bestehende Potenziale heben und Chancenfelder schneller erschließen.
"Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind nahezu deckungsgleich. Darüber hinaus bauen alle Familienbetriebe auf einer gemeinsamen Wertebasis auf – eine wie sie nur in Familienbetrieben existieren kann", erklärte Gelder + Sorg-Geschäftsführer Norbert Sorg. Auch auf dem Papier seien sich die vier Unternehmen ähnlich, etwa beim Umsatz, der Mitarbeiterzahl und der Kapitalausstattung.
Die 20 größten Autohändler Deutschlands 2022 (nach Neuwagen)
Bildergalerie40 Standorte – von Wiesbaden bis Coburg
Die neu entstehende Handelsgruppe will ihr Marktgebiet entlang des Mains von Wiesbaden im Westen bis nach Coburg im Osten durchgängig verbinden. Der Verbund soll 40 Standorte in Taunus, Rhein-Main-Gebiet sowie Ober- und Unterfranken umfassen. Etwa 2.400 Angestellte sollen jährlich über 500.000 Servicestunden leisten, circa 40.000 Fahrzeuge vermarkten und über 500 Großabnehmer über deren Großkunden-Leistungszentren betreuen.
Damit das gelingt, sollen Synergien gehoben und Innovationsschwerpunkte gesetzt werden. Die bisherigen geschäftsführenden Gesellschafter sollen auch künftig deren ursprüngliche Betriebsstätten verantworten. In einer Matrixorganisation werden diese darüber hinaus gruppenübergreifend Fachbereiche steuern.
Geplant ist etwa, die wichtigen Bereiche Finanzen, Personal, IT und Unternehmensentwicklung unter eine einheitliche Führung zu stellen. Hier konnte die Gruppe die Ostbayerische Mittelstandsbeteiligungs GmbH (OMB) gewinnen, deren Vorsitzender Christian Just die Koordination übernehmen soll. Dazu sagte Marcus Müller, Chef des Autohauses Best: "Natürlich sind sich alle bewusst, dass damit auch ein erheblicher Wandel auf uns Unternehmer selbst zukommt. Aber wir wollen vorleben, was wir von unserer Führungsmannschaft und unseren Mitarbeitern einfordern."
Die Autohäuser gehen davon, dass die Fusion am Markt für viel Bewegung sorgen wird. Seit Bekanntwerden des geplanten Zusammenschlusses hätten benachbarte Händlerkollegen bereits Interesse gezeigt, sich der neuen Gruppe anzuschließen, teilten sie weiter mit. Die Hersteller wiederum hätten die aktive Zukunftsgestaltung der vier Unternehmen begrüßt.
Melina Kammler