Die deutschen Autohäuser und Werkstätten werden im Corona-Jahr 2020 kräftig Federn lassen. Der Branchenverband ZDK erwartet gut ein Fünftel weniger Pkw-Neuzulassungen Einheiten als im vergangenen Jahr. Auch das Geschäft mit Gebrauchtwagen und Serviceleistungen wird nachgeben – wenngleich in geringerem Umfang. "Selbst wenn unsere Betriebe jetzt bis zum Jahresende Vollgas geben, werden wir die durch den Lockdown verursachten Rückstände nicht mehr aufholen können", sagte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski am Freitag in Bonn.
Der Verband rechnet in diesem Jahr mit rund 780.000 Neuzulassungen weniger als 2019. Das entspräche einem Marktvolumen von etwa 2,8 Millionen Einheiten – dieses Niveau gab es zuletzt 1986 in der alten Bundesrepublik (knapp 2,83 Millionen). Karpinski: "Wir gehen aber davon aus, dass dieser Rückfall einmalig ist und wir schon im kommenden Jahr wieder die Drei-Millionen-Marke locker überspringen werden."
Gebeutelt von der Krise ist vor allem der Privatmarkt. Nach Einschätzung des ZDK wird dieser um 23,4 Prozent auf 953.000 Pkw schrumpfen und damit stärker als der gewerbliche Sektor der Neuzulassungen (minus 20,7 Prozent). Hier sollen es im Gesamtjahr etwa 1,9 Millionen Autos werden. "Trotz der vielfältigen Kaufanreize stellen viele Privatkunden den Neuwagenkauf zurück, weil sie durch die aktuelle wirtschaftliche Lage mit Kurzarbeit und drohendem Beschäftigungsabbau verunsichert sind", betonte Karpinski.
Hersteller reaktivieren Verkaufsziele
Im gewerblichen Bereich rechnet der Verband im zweiten Halbjahr mit einem starken Anstieg der Eigenzulassungen von Industrie und Handel. Die Hersteller und Importeure hätten nach den Lockdown-Monaten nun wieder ihre Verkaufsziele aktiviert, erläuterte Karpinski. "Dem Handel wird oft nichts anderes übrig bleiben, als die Fahrzeuge auf sich zuzulassen und dann als junge Gebrauchtwagen zu vertreiben." Trotzdem werde auch dieser Kanal 2020 um 17,6 Prozent auf gut 836.000 Pkw zurückggehen, hieß es.
Deutlichere Bremsspuren sieht der Verband im Pkw-Vermietungsgeschäft, bedingt durch wegfallende Dienstreisen und die stark steigende Nutzung digitalisierter Kommunikationskanäle in den Unternehmen und Verbänden. In diesem Segment sei mit einem Zulassungsrückgang von rund 35 Prozent auf etwa 267.000 Einheiten zu rechnen. Moderater dürfte dagegen der Flottenbereich schrumpfen (minus 18 Prozent auf 770.000 Pkw). Aus Sicht des ZDK muss sich die Branche künftig bei den Firmenwagen auf einem niedrigeren Niveau einstellen. Denn es sei davon auszugehen, dass zumindest viele Unternehmen in den nächsten Jahren bei den Investitionen etwas zögerlicher agieren würden.
Etwas Hoffnung macht dem Kfz-Gewerbe aktuell die Entwicklung bei den Gebrauchtwagen. Nach den starken Einbrüchen von März bis Mai drehte der Markt zuletzt deutlich ins Plus (wir berichteten). Für den gesamten Jahresverlauf prognostiziert der ZDK nun einen Rückgang von 7,6 Prozent auf ein Gesamtniveau von etwa 6,6 Millionen Besitzumschreibungen. Karpinski erwartet für die kommenden Monate weitere Nachholfverkäufe.
"Auch das Werkstattgeschäft wird von der sich weiter normalisierenden Entwicklung profitieren, jedoch nicht mehr das Vorjahresniveau erreichen", so der Branchenvertreter. Die durchschnittliche Auslastungsquote soll den Schätzungen zufolge 79 Prozent erreichen, das wären vier Prozentpunkte weniger als 2019. In den ersten sechs Monaten lag dieser Wert bei 77 Prozent. (rp)