Penske: "Wir müssen nicht um jeden Preis wachsen"

Die international tätige Penske Automotive Group ist in Deutschland als alleiniger Gesellschafter in drei Regionen mit zwölf Standorten vertreten und erwirtschaftet mit diesen einen Umsatz von 620 Millionen Euro. Es wurden im letzten Jahr in Deutschland rund 23.000 Fahrzeuge verkauft und 950 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 173 Auszubildende, beschäftigt. Zum Portfolio zählen die Jacobs-Gruppe im Großraum Aachen mit zehn Standorten und den Marken Audi, VW, VW Nutzfahrzeuge, Skoda, Seat und Cupra, das Porsche Zentrum in Mannheim und Penske Sportwagen Hamburg mit den Marken Ferrari und Lamborghini. Darüber hinaus ist Penske im Großraum Frankfurt an der Autohaus Nix Gruppe beteiligt, welche die Marken Toyota, Lexus und VW Nutzfahrzeuge vertritt. Der größte Markt für die Penske Automotive Group sind die USA, gefolgt von Großbritannien mit der Sytner Group. In Kontinentaleuropa ist die internationale Händlergruppe neben Deutschland auch in Italien und Spanien tätig. Wir sprachen mit Jens Werner, Geschäftsführer der Penske Automotive Europe Group (CEO), und Christian Boe, Geschäftsführer der Penske Automotive Deutschland Group (COO). AH: Herr Werner, Penske ist in den vergangenen Jahren in Deutschland sehr zurückhaltend gewachsen. Nur wenn sich eine Gelegenheit ergeben hat, griff man zu. Der Einstieg bei Tamsen war zum Beispiel 2004 als Joint Venture. Ändert sich das künftig? J. Werner: Als internationaler Konzern schaut man sich die Märkte an und setzt dann zielgerichtet seine Schwerpunkte. Der Schwerpunkt des Wachstums in Europa lag in den letzten Jahren nicht in Deutschland, sondern in Italien und Spanien. Ob zukünftig neue Schwerpunkte gesetzt werden, wird sich zeigen. Wir müssen nicht um jeden Preis wachsen. Sofern sich sehr gute Gelegenheiten bieten, sind wir aber dafür bereit. Wir sehen uns als leistungsfähigen Partner der Hersteller und wollen die erste Adresse bei ihren strategischen Überlegungen und Projekten sein. AH: Wie stärken Sie die Zukunftsfähigkeit? J. Werner: Wir haben in Deutschland erfolgreiche und historisch gewachsene Betriebe übernommen. Der Markt befindet sich derzeit in einer starken Umbruchphase. Unsere Aufgabe besteht primär darin, unsere Betriebe auf die künftigen Herausforderungen vorzubereiten und neue Geschäftsfelder zu identifizieren. Die vergangenen zwei Jahre haben wir zur Konsolidierung unseres Markenportfolios und unseres Markenauftritts genutzt. Im Zuge dieser Schritte haben wir strategische Funktionen gebündelt, ohne den individuellen Markt- und Markenauftritt zu kompromittieren. Hierzu nutzen und fokussieren wir die individuellen Talente unserer Kolleginnen und Kollegen. AH: Wie sieht das im Detail aus? C. Boe: Es wird sicher kein Headquarter mit einem Wasserkopf entstehen. Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickeln wir weiter, indem sie die Verantwortung für Gruppenfunktionen übernehmen, beispielweise im Personalbereich, im Bereich der IT, der Digitalisierung oder auch in der Buchhaltung im Controlling oder Marketing. Sehr gerne arbeiten wir darüber hinaus auch mit Best-Practice-Benchmarking, um hier Erkenntnisse auf alle Betriebe innerhalb der Gruppe zu übertragen. AH: Wie kam es zum Porsche- Engagement von Penske in Mannheim? C. Boe: Roger Penske ist ein langjähriger Partner von Porsche nicht nur als Händler, sondern auch im Motorsport. 2008 ist Porsche deshalb an Roger Penske herangetreten und hat ihm das Engagement in Mannheim, einem der größten Porsche Händler in Deutschland angeboten. Wir haben dann nach Übernahme des Porsche Zentrums Mannheim einen neuen Flagship-Store für 15 Millionen Euro errichtet und das Geschäftsvolumen in den Jahren seit der Übernahme inzwischen verdoppelt. AH: Die Jacobs-Gruppe hat in diesem Jahr ihre Service-Factory eröffnet (vgl. Bericht ab Seite 32 in diesem Heft). Wie ist das Objekt entstanden? J. Werner: Hier gibt es zwei Treiber, welche uns zu dieser Investition motiviert haben: Wir sind im Großraum Aachen mit zehn verschiedenen Betrieben in sieben Städten vertreten, um auf diese Weise eine möglichst lückenlose Betreuung unserer Kunden gewährleisten zu können. Aus unternehmerischer Sicht hat uns das in der Vergangenheit vor enorme logistische sowie finanzielle Herausforderungen gestellt. Darüber hinaus erfordern die künftigen Herausforderungen von einem Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen eine Bündelung seiner spezialisierten Talente und Funktionen, um schnell und belastbar auf Änderungen der Kundenpräferenzen reagieren zu können. AH: Vielen Dank für das Gespräch! Penske setzt auf Nachhaltigkeit "Wir setzen ein großes Augenmerk auf die nachhaltige Ausrichtung unserer Betriebe. Dabei ist Nachhaltigkeit für uns in erster Linie die Vermeidung von Energieverbrauch und von Reststoffen", sagt Christian Boe. "Sofern wir etwas nicht vermeiden können, geht es darum, möglichst ökologische Lösungen zu finden." Im Porsche Zentrum setzt man beispielsweise auf 100-prozentigen Ökostrom. Der CO2-Ausstoß während des Betriebes der eigenen Fahrzeugflotte, also der Vorführ-, Dienst-, Werkstattersatzwagen sowie des Motorsportteams, wird zu 100 Prozent kompensiert. Erste Betriebe arbeiten bereits mit einer Photovoltaikanlage. Um Transportwege zu reduzieren, wird beispielsweise das Mineralwasser aus regionalen Quellen bezogen. In Form eines Projekts werden aktuell alle Mitarbeiter in das Nachhaltigkeitsprojekt mit einbezogen, um weitere Ideen in Form eines prämierten Wettbewerbs einzubringen.

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