Ausgabe 06/2014: Weiter auf Kurs

Rund 81.000 Autos hat die AVAG im letzten Geschäftsjahr vom 1. September 2012 bis zum 31. August 2013 mit 3.500 Mitarbeitern an 131 Standorten verkauft, davon etwa 45.000 Neu- und 36.000 Gebrauchtwagen. Mehr zur Strategie des in Deutschland, Österreich, Ungarn und Kroatien tätigen Unternehmens erläutern die beiden Vorstandssprecher Roman und Albert C. Still im Gespräch mit AUTOHAUS.AH: Was erwarten Sie nach dem doch schwachen letzten Jahr vom Autojahr 2014?Roman Still: Insgesamt erwarten wir für 2014 zwischen 2,9 und drei Millionen Einheiten. Und das Jahr ist gut angelaufen, auch unser Geschäftsjahr seit dem 1. September. Der Auftragseingang liegt deutlich über unseren Erwartungen. In allen Fabrikaten.AH: Wie entwickeln sich die Rabatte?Albert C. Still: Schon letztes Jahr standen die Preise sehr unter Druck. Ich glaube nicht, dass sich die Rabatte im Vergleich zum Vorjahr wesentlich verändern.AH: Opel macht weiterhin rund 50 Prozent Ihres Neufahrzeugabsatzes aus. Wie schätzen Sie die Perspektiven für die Marke ein?R. Still: Mit der Opel-Entwicklung sind wir sehr zufrieden. Mokka und Adam bringen uns eine komplett neue Klientel ins Haus, der Mokka ist auch ohne große Incentives erfolgreich. Das ist eine sehr positive Bewegung, die wir uns auch für weitere neue Opel-Modelle erhoffen. Was uns ebenfalls sehr positiv stimmt, ist all das, was aus den USA kommt. Mary Barra hat zuerst Opel besucht. Und Opel hat sehr viel Geld in die Hand genommen, um weitere Produktentwicklungen zu ermöglichen. Man investiert wahnsinnig viel, um die Marke wieder nach vorne zu bringen und so aufzustellen, wie es sich für einen großen Hersteller gehört.Kompensation für ChevroletAH: Wie beurteilen Sie den Chevrolet-Rückzug aus Europa?R. Still: Wir haben im letzten Geschäftsjahr etwa 4.000 Chevrolet verkauft, also rund zehn Prozent unseres Neuwagengeschäfts. Die fehlen uns jetzt natürlich. Aber es war auch ein klares Signal von GM, dass man in Europa nicht mehr auf Opel verzichten wird. Denn Opel ist nun das einzige Europa-Geschäft, das GM hat. Das heißt auch, dass man die Kapazitäten der Produktentwicklung in Europa ausschließlich auf Opel konzentrieren wird, so dass sich Opel mit seinen Produkten wahrscheinlich besser und breiter aufstellen kann.AH: Wie wollen Sie den wegfallenden Chevrolet-Absatz kompensieren?A. C. Still: Das hängt vom Standort ab. An einigen Standorten können wir uns sicherlich auf das Opel-Geschäft konzentrieren. Aber an Standorten, die in der Vergangenheit viele Chevrolet verkauft haben, müssen wir uns Gedanken machen. Mit einer Intensivierung anderer Geschäftsfelder wie dem Nutzfahrzeuggeschäft, mit einer Optimierung des Kostengerüsts oder vielleicht auch mit einer anderen Marke.Konsolidierung wichtigstes ZielAH: Das heißt, Sie sind weiter auf Expansionskurs?R. Still: Unser wichtigstes Ziel ist und bleibt die Konsolidierung. Wir wollen weiterhin unser Eigenkapital stärken und die Betriebe, die sich nicht nach unseren Vorstellungen entwickeln, verbessern. Aber es gibt sinnvolle Möglichkeiten für Investitionen, die wir auch nutzen. Wir haben sowohl die finanziellen Ressourcen als auch die organisatorischen Fähigkeiten dazu. Aber unsere Kernaufgabe ist nach wie vor die Konsolidierung.AH: Aber über die Aufnahme weiterer Marken in Ihr Portfolio denken Sie nach?R. Still: Wir sind mit verschiedenen Marken im Gespräch. Aber wir haben noch nichts unterschrieben. Auch das ist ja immer eine Frage der Ressourcen und Kapazitäten. Und da, wo sich die vorhandenen Produkte nicht wie gewünscht entwickeln, sollte man zuerst mit denen Wachstum realisieren.AH: Haben Sie Ihr Renditeziel von einem Prozent im letzten Jahr erreicht?R. Still: Mit 0,6 Prozent leider nicht. Aber mit Blick auf den schlechten Verlauf des Jahres sind wir damit nicht unzufrieden. Und mit der Konsolidierung haben wir uns jetzt so ausgerichtet, dass wir uns auch in den dünneren Jahren auf ein Prozent hocharbeiten wollen.Individuelles MarkenmanagementAH: Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der Marke Ford?A. C. Still: Bei Ford haben wir uns komplett neu aufgestellt. Ford und Opel operieren mittlerweile komplett getrennt. Sie finden beide Marken vielleicht noch unter einem Dach, sie haben aber ansonsten nichts mehr miteinander zu tun. Das bewirkt eine tolle Entwicklung. Wir haben im letzten Jahr 6.000 Ford verkauft. Auch weil der Fokus jetzt auf dem jeweiligen Fabrikat liegt.R. Still: Wir haben im Rahmen unserer Konsolidierung festgelegt, dass wir eine Einmarkenstrategie verfolgen. Das klingt seltsam bei unseren vielen Marken, ist aber doch entscheidend. Wir haben gesagt: Wir müssen uns immer auf eine Marke konzentrieren. Konkret haben wir fast überall für jede Marke eine eigene Gesellschaft, einen eigenen Geschäftsführer, bis hin zur eigenen Telefonnummer und Werkstatt. So kann sich der Geschäftsführer auf sein lokales Geschäft für seine Marke konzentrieren und das Geschäftsmodell wahren. Das stärkt seine Aufmerksamkeit und macht ihn einfach besser.AH: Wie entwickelt sich Ihr Auslandsgeschäft?A. C. Still: Das Geschäft in Polen entwickelt sich sehr gut, dort haben wir den Auftragseingang im Februar im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Der Markt ist dort im letzten Jahr leicht zurückgegangen, stabilisiert sich aber. Ungarn wächst, auf niedrigem Niveau, aber immerhin. Da sind wir zufrieden. Kroatien verliert weiterhin. Österreich ist ein wenig depressiv gewesen letztes Jahr, aber auch dort ist der Auftragseingang wirklich gut momentan. Es läuft jetzt eigentlich wieder ganz ordentlich.R. Still: Die Auftragseingänge sind gut im Verhältnis zu unseren Erwartungen und im Vergleich zum Vorjahr. Aber bezogen auf das Gesamtgeschäft brechen wir nicht in Euphorie aus. Wir sind zufrieden, befinden uns aber insgesamt weiterhin auf niedrigem Niveau. Wobei wir auch nicht glauben, dass es noch mal viel besser wird. Mit dieser Situation müssen wir uns abfinden und auf diesem Level sind wir dann zufrieden.AH: Vielen Dank für das Gespräch!Kurzfassung1. Bei rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete die AVAG im Geschäftsjahr 2012/13 ein Ergebnis vor Steuern von 8,3 Millionen Euro.2. Wichtigstes Ziel 2014 bleibt die Konsolidierung des Unternehmens.3. Die Aufnahme weiterer Marken ist - wo sinnvoll - aber denkbar.

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