Ausgabe 13/2013: Was tun bei nächster Flut?

11,50 Meter, 12,20 Meter, 12,80 Meter: Die Pegelstände haben Anfang Juni Rekordmarken erreicht und die Überschwemmungen an Donau und Elbe ganze Autohäuser in den Ruin getrieben. In einigen Regionen wie Deggendorf und Landshut hat sich ein Bild der Verwüstung gezeigt: schwimmende Fahrzeuge vor den Eingängen der Autohäuser, vollgelaufene Showräume und beschädigte Elektronik. Für viele - auch nicht betroffene Autohändler - stellt sich da die Frage: Wie gehe ich persönlich damit um bzw. wie würde ich mich in einer solchen Situation verhalten? Und das Wichtigste: Wie kann ich solche Schäden das nächste Mal verhindern? Doch wie schützt man sich am besten vor Überschwemmungen? Gibt es einen Schutz für die Fahrzeuge, IT-Anlage, Photovoltaikanlage sowie Werkstatt und das Ersatzteilelager? Und welche Schritte sollte man bei einer Hochwasserwarnung unbedingt einhalten?Pegel steigt: Was tun?"Ein absolutes Muss für jedes Autohaus - auch als Vorsorge vor anderen Krisensituationen - ist ein Alarmplan mit den wichtigsten Telefonnummern, der an zentralen Betriebsstandorten ausgehängt und zusätzlich jedem Mitarbeiter persönlich ausgehändigt werden sollte", sagt Peter Meier, Vorstandsmitglied der Nürnberger Allgemeinen Versicherung und Garanta Versicherung.Zusätzlich sei ein Notfallplan sinnvoll, um bei einer Warnung des Wetterdienstes als Team sofort organisiert handeln zu können. Darin sollte geregelt sein, wer wie im Notfall zu erreichen ist und für was der Betreffende verantwortlich ist. Der Notfallplan sollte einmal im Jahr überdacht und bei internen Änderungen angepasst werden.Katastrophenübung"Da der Gesetzgeber ohnehin für die Mitarbeiter eine jährliche Sicherheitsunterweisung vorsieht, liegt es nahe, dies zum Anlass für eine ausgedehnte 'Katastrophenübung' zu nehmen und das richtige Verhalten in der Krise zu trainieren", rät Stefan Kreß, Vorstandsmitglied der Garanta Versicherung und der Nürnberger Sofort Service AG.Denn eingeübte Handlungsschemata, die automatisch - also ohne großes Nachdenken - ablaufen, seien in solchen Situationen am effizientesten. Basis hierfür sollte der Alarm- und Notfallplan des eigenen Autohauses sein.Fahrzeuge schützenZum Schutz der eigenen Neu- und Gebrauchtwagen sowie der Kundenfahrzeuge in der Werkstatt ist es sinnvoll, sowohl eine lückenlose Liste der Fahrzeugdaten zu erstellen, als auch die Fahrzeugdokumente - d. h. die Kfz-Briefe und -Scheine - sowie die Autoschlüssel rechtzeitig aus der Gefahrenzone zu bringen und an einem sicheren Ort aufzubewahren. Gleichzeitig sollten die Fahrzeuge - die hochwertigen zuerst - aus der Gefahrenzone und in nicht oder weniger gefährdete Betriebsstätten transportiert werden.Kundendaten speichernEin wertvoller Schatz jedes Autohauses, den es zu schützen gilt, ist die IT-Anlage mit den gespeicherten Kundendaten etc. Meier: "Zur täglichen Sicherung sollten die Daten je nach Betriebsgröße auf dem Server eines anderen Standorts - beispielsweise einer eigenen Niederlassung - gespeichert oder einem externen Anbieter für Datensicherung übermittelt werden." Generell sollten IT-Anlagen möglichst immer in höher gelegenen Gebäudebereichen untergebracht werden.IT-Anlage abbauenWenn bereits ein akuter Schaden droht wie beispielsweise im Zuge eines Deichbruchs, einer Evakuierung oder eines steigenden Pegelstands, sollten Autohausinhaber die IT-Anlage möglichst schnell von einem Fachbetrieb abbauen und trocken einlagern lassen. "Der Abbau ist dann in der Regel von der Versicherung aufgrund akuter Schadenminderung abgedeckt", so Kreß.Werkstatt sichernFür die eigene Werkstatt bzw. das Teilelager gilt das Gleiche. Auch hier sollten sowohl wichtige Geräte abgebaut und allgemeines Inventar von den Mitarbeitern gesichert werden, also auch die Daten der Maschinen an einen sicheren Ort gebracht werden.Was tun bei Fahrzeugschäden?Doch wie geht man bei Schäden vor, die nicht mehr verhindert werden konnten? Die gute Nachricht vorneweg: Nicht immer muss ein "Hochwasser-Auto" laut ZDK als Totalverlust abgeschrieben werden. Abgesehen von nichttechnischen Wasserschäden im Innenraum, die sich zumeist durch eine professionelle Fahrzeugaufbereitung beseitigen lassen, ist bei technischen Schäden vor allem das überlegte Handeln wichtig. "In keinem Fall sollte man aber versuchen, das Auto zu starten", rät Kreß.Ist nämlich Wasser in den Motor eingedrungen, kann dieser dabei durch den so genannten "Wasserschlag" beschädigt werden. Selbst wenn das Triebwerk anspringt, besteht die Gefahr, dass Wasser ins Öl gelangt ist beziehungsweise noch angesaugt wird. Das kann laut ZDK im schlimmsten Fall zu einem Motorschaden führen. Auch das Einschalten der Zündung kann Kurzschlüsse in der elektrischen Anlage oder der Fahrzeugelektronik verursachen.Daher sollte man, nachdem man den Schaden beim Versicherer gemeldet sowie den erreichten Wasserstand und die Schäden fotografiert hat, die Batterie der betroffenen Fahrzeuge abklemmen und das Auto in die Werkstatt transportieren. Dort kann dann untersucht werden, ob sich eine "Trockenlegung" lohnt.Schäden an PhotovoltaikanlagenBei Photovoltaikanlagen liegt der Großteil der Verkabelung meistens im unteren, überschwemmten Teil des Gebäudes. "Ist diese vom Hochwasser beschädigt worden, sollte sie nur mit Hilfe eines Fachbetriebs untersucht werden.Die Anlagen können durch das Wasser und möglicherweise ausgetretene Flüssigkeiten verunreinigt sein. Es besteht die Gefahr eines Kurzschlusses oder Stromschlages", so Kreß.Wer zahlt defekte IT und Zubehör?Kann ein Schaden am Fahrzeug unter Umständen noch von den eigenen Werkstattmitarbeitern minimiert werden, sieht es beim Inventar, dem Teilelager sowie der IT-Anlage anders aus. Hier benötigt man Experten, die den Schaden prüfen und beheben, bevor die elektronischen Geräte wieder in Betrieb genommen werden. "Wichtig ist es, sich mit dem Versicherer in Verbindung zu setzen", sagt Meier. " Wenn eine Geschäftsinhaltsversicherung besteht und dort eine Elektronikdeckung oder Elementargefahr integriert ist, werden die Schäden an der IT-Anlage in der Regel bezahlt. Das bedeutet, dass der Autohausinhaber einen Anspruch auf Wiederbeschaffung oder fachgerechte Reparatur hat." Für Schäden am Werkstattinventar und dem Ersatzteilvorrat gilt Ähnliches: Auch hier muss in der Geschäftsinhaltsversicherung eine Elementargefahr aufgeführt sein. Kreß: "In jedem Fall sollte auf Basis einer Inventur eine Schadenaufstellung vorgenommen werden."ElementarschadenversicherungZu viele Autohausbetriebe sind nicht oder nur teilweise gegen Hochwasserschäden versichert. Während in der Teilkasko der Kfz-Versicherung Überschwemmungsschäden automatisch gedeckt sind, ist es für die Sachversicherungen notwendig, über die Grunddeckung der Gebäude- und der Geschäftsinhaltsversicherung hinaus, den Versicherungsschutz um die Elementardeckung zu erweitern.Die in einer Gebäude- oder Geschäftsinhaltsversicherung einschließbare Elementarversicherung sichert das Autohaus gegen zahlreiche Naturereignisse wie Überschwemmung, Erdbeben, Erdsenkung, Erdrutsch, Schneedruck, Lawinen und Vulkanausbrüche ab.Weitere Infos nutzenWeitere Tipps der Nürnberger Versicherung finden sich unter: www.autohaus.de/hochwasserAlle Fragen rund um das Thema "Versicherungsschutz vor Überschwemmung und Hochwasser" beantwortet der Verbraucherservice des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft unter der kostenfreien Beratungshotline 0800/33 99 399.

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