Ausgabe 18/2008: Von Doris Plate

ZDK-Bundestagung / Präsident Rademacher fordert neues Geschäftsmodell für den Fabrikatshandel. Hülsdonk lobt Umsetzung der Euro 5-/Euro 6-Norm. AufbruchVon Doris PlateAutohandel ist wie Achterbahn-Fahren." Robert Rademacher hat in seinem langen Branchenwirken schon viele Aufs und Abs erlebt. Derzeit gibt es aber schon ein sehr langes Ab: "Bei der Qualität unserer Geschäfte sieht es übel aus." Auf der Bundestagung des Kfz-Gewerbes Mitte September in Frankfurt ging der ZDK-Präsident zwar davon aus, dass die Prognose von 3,15 Millionen Neuzulassungen in 2008 eintreffen werde. Die Rendite sei jedoch katastrophal: "Einen so jämmerlichen Ergebnisdurchschnitt – in diesem Jahr vermutlich noch unter den 0,4 Prozent des Jahres 2007 – hat es im Kfz-Handel noch nie gegeben." Rademacher forderte deshalb ein neues Geschäftsmodell für den Markenhandel mit einer ausgeglichenen Lastenverteilung zwischen Hersteller und Vertriebsorganisation. Volkswagen arbeitet bereits daran. Und auch bei anderen Fabrikaten sind gute Ansätze zu erkennen. So hat Mercedes-Benz im letzten Jahr mit der Zahlung eines freiwillig gewährten Zusatzbonus die Rendite seiner Vertreter in die Nähe von einem Prozent hochgehievt. Auch wenn man relativierend feststellen kann, dass die hierfür erforderlichen 50 Millionen Euro bei mehreren Milliarden Euro Konzerngewinn eher marginal waren.Forderungen an HerstellerTrotzdem lobte Rademacher die für die "begünstigten Partner ganz wichtige Bluttransfusion". Und er ergänzte: "Ein Hersteller, der seine Partner mitleben lässt, handelt übrigens nicht völlig uneigennützig und muss deshalb auch nicht sofort zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen werden."Der ZDK-Präsident will, dass seine Organisation mit Selbstbewusstsein die in Sonntagsreden versprochenen Renditeziele von zwei bis vier Prozent einfordert. Die Wirtschaftlichkeit sieht er dabei als starken Verbündeten, denn schließlich schrieben die herstellereigenen Niederlassungen traditionell rote Zahlen.Wirtschaftlich vernünftig wären nach den Worten Rademachers eine mengenmäßig verantwortungsbewusste Belieferung des Marktes, wohldosierte Absatzförderungsaktionen, die Übernahme des Restwertrisikos bei Leasinggeschäften durch die Hersteller sowie die Rückführung der Direktverkäufe am Handel vorbei. Alle Chancen nutzenEr appellierte aber auch an die Händler keine nicht nachvollziehbaren Nachlässe einzuräumen, z. B. für knappe Modelle. Außerdem müssten die Vertriebs- und Servicenetze angepasst werden. Die Betriebe rief er zu Fusionen und Kooperationen auf. Die Kostenstrukturen müssten ständig im Auge behalten werden. Und es gelte mögliche Zusatzgeschäfte zu nutzen. Potenzial sieht Rademacher hier noch im Finanzdienstleistungsgeschäft und bei den Versicherungen. Die Bedeutung unserer Branche als Wirtschaftsfaktor unterstrich auch Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk: "In Berlin und in Brüssel zählt das Wort des Mittelstandes und das Wort des Handwerks." Lobende Worte fand er für die Umsetzung der Euro 5-/Euro 6-Vorgaben durch Volkswagen. Andere Fabrikate würden folgen. Die neue Verordnung bedeute das Ende von teuren Testern in der jeweiligen Marken-CI. Mit Hilfe des sogenannten "Pass Through", einem kleinen Kästchen zwischen Fahrzeug und Computer, könne künftig jede Werkstatt die Fehlercodes der verschiedenen Fahrzeuge auslesen und sich die für die Reparatur notwendigen Informationen auf den Laptop holen. Service-Rabattitis stoppen! Kritisiert wurden von Hülsdonk aber die "kreativen Marketinginstrumente" der Hersteller im Service. Flatrate-Angebote oder eine 7-Jahres-Garantie würden die notwendigen Renditen im Service ebenfalls gefährden. Er sieht hier klare Parallelen zu der Entwicklung im Neuwagenvertrieb. Auch der Bundesinnungsmeister rief die Betriebe dazu auf, sich auf ihre Stärke zu besinnen: "Ein Bestand von 45 Millionen Fahrzeugen ruft nach unserem Service und die anhaltende Absatzschwäche im Neuwagenmarkt lässt den Fahrzeugbestand weiter altern." Dieser Alterungsprozess biete ein hohes Servicepotenzial. Auch im Unfallschadengeschäft sollte auskömmlich kalkuliert und es sollten keine Rabatte auf die Ersatzteil-UPE gegeben werden. Die Betriebe forderte er zudem auf, die ihnen vom Verordnungsgeber übertragenen Aufgaben bei der technischen Fahrzeugüberwachung sorgfältig durchzuführen. Für 9,90 Euro wäre das nicht möglich!Konrad für GVO-VerlängerungDr. Christoph Konrad erneuerte in Frankfurt seine Forderung die Kfz-GVO bis 2012 zu verlängern. Der Europaparlamentarier legte dar, dass eine gründliche Beratung vor der Neuwahl des europäischen Parlaments im Juni 2009 nicht mehr möglich wäre. "Deshalb wären wir froh darüber, wenn wir eine Verlängerung bis 2012 hinbekämen."Zuvor hatte ZDK-Geschäftsführerin Antje Woltermann nochmals ausführlich über den aktuellen Diskussionsstand in Berlin und Brüssel sowie die Argumente des ZDK für die Verlängerung der Kfz-GVO berichtet. Hoffnungsschimmer: Das Bundeswirtschaftsministerium zeigt sich inzwischen aufgeschlossen.

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