Von Online-Redakteur Andreas Heise
Seit 2015 vermittelt Vehiculum Leasingverträge über das Internet. Was folgten, waren medien- und marketingwirksame Kooperationen, zum Beispiel mit Lidl. Konzentrierte sich das Start-up zunächst vorwiegend auf das B2B-Geschäft, öffnete sich das Berliner Unternehmen im vergangenen Jahr auch für Privatkunden.
Wie wohl jedes Unternehmen in Deutschland spürt auch Vehiculum derzeit die Auswirkungen der Corona-Krise. Darüber und über die Chancen, die digitaler Handel bietet, sprach AUTOHAUS mit Lukas Steinhilber, CEO und Mitgründer des Start-ups.
AUTOHAUS: Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Ihr Geschäft aus? Wie sind die Zugriffszahlen?
Lukas Steinhilber: Wir sind mit Rekordzahlen ins Jahr gestartet. Seitdem sich die Lage in den letzten Tagen verschärft hat, können wir feststellen, dass der B2B-Traffic leicht rückläufig ist. Das ist nachzuvollziehen, da viele Unternehmen aktuell von Tag zu Tag denken. Der leichte Rückgang wird aber durch die Privatkundenseite ausgeglichen – hier verzeichnen wir einen Anstieg beim Traffic. Die Auswirkungen sind daher noch überschaubar. Das ist aber nur der momentane Ist-Zustand. Alles andere werden die nächsten Tage und Wochen zeigen.
Wie sieht es auf der Angebotsseite aus?
L. Steinhilber: Da ist es ein Stück weit dramatischer. Wir sind im regen Austausch mit unseren Partnern, den Autohäusern. Die schließen reihenweise ihren Verkauf und fragen bei uns an, was man tun kann, um den Absatz zu gewährleisten. Wir haben zudem auch relativ viele neue große und mittelgroße Handelspartner, die sich bisher wenig mit dem Online-Thema beschäftigt haben und sich jetzt melden. Das Thema Bestellware, sprich konfigurierbare Fahrzeuge, ist natürlich schwierig in Zeiten von geschlossenen Produktionsstätten. Fahrzeuge lassen sich zwar bestellen, aber es ist ja komplett unklar, wann die geliefert werden. Wir sind aber froh, dass wir im letzten Quartal in Technologie investiert haben, die es ermöglicht, tausende Lagerfahrzeuge per Knopfdruck in die Plattform zu bekommen und zu bepreisen. Denn viele Händler haben noch Fahrzeuge auf dem Hof, das Kapital steht dort rum – aber es fehlt der Verkaufsraum. So wird aus meiner Sicht der Verkauf von Bestandsware in den nächsten Wochen und Monaten eine große Rolle spielen, um als Händler den Cashflow aufrechtzuerhalten.
Spüren Sie auch das Problem, dass schon mehrere Zulassungsstellen geschlossen sind?
L. Steinhilber: Das ist natürlich ein Riesen-Problem – auch für den Cashflow des Händlers. Wir merken jedenfalls die ersten Verzögerungen und sind im engen Austausch mit Dienstleistern wie Kroschke und DAD, die nach Lösungen suchen.
Braucht es aktuell überhaupt einen Online-Handel? – Nicht selten hört man in diesen Tagen, dass die Kunden jetzt andere Probleme hätten.
L. Steinhilber: Die Bedenken kann ich zu 100 Prozent nachvollziehen. Ich glaube auch, dass die Nachfrage in der Summe erst einmal ein wenig zurückgehen wird. Aktuell denken die Menschen von Tag zu Tag. Wenn sich der erste Schock aber gelegt hat und die Menschen sich damit abgefunden haben, dass es womöglich noch zwei, drei Monate so weitergehen könnte, dann könnte es auch sein, dass die Kunden von zu Hause aus im Home-Office wieder normale Konsumentscheidungen treffen. Angenommen der Markt bricht um 70 bis 80 Prozent ein, dann können die restlichen 20 bis 30 Prozent ja nur online gehen. Entsprechend kann es eine Chance sein, wenn man digital gut aufgestellt ist. Dass man die, die den Bedarf noch haben und es sich leisten können, online abholt. In jeder Misere liegt eine Chance. Aber wo die Reise hingeht, lässt sich abschließend natürlich nicht sagen.
Die Autohäuser sollten den Online-Handel also als Chance wahrnehmen?
L. Steinhilber: Auf jeden Fall. So eine Krise macht leider sehr deutlich, dass in der Automobilbranche digital noch großer Nachholbedarf besteht. So haben wir aktuell auch das Problem, dass wir nicht allen Handelspartnern, die auf uns jetzt zukommen, gerecht werden können. Ich bin mir sicher, dass es, wenn sich das Ganze beruhigt hat, generell ein Umdenken in Richtung Online-Vertrieb geben wird. Weil man jetzt merkt, dass man damit künftig deutlich besser aufgestellt ist – unabhängig davon, um welche Krise es sich genau handelt. Es wird deutlich, wie wichtig es sein kann, dass man ortsunabhängig in der Lage ist, seine Produkte anbieten zu können.
Sehen Sie es jetzt als großen Vorteil, dass man wie bei Vehiculum einen volldigitalisierten Bestellprozess anbieten kann?
L. Steinhilber: Sicherlich. Das hilft absolut. Wir haben in den vergangen Monaten und Jahren viel investiert in diese Richtung. Das macht sich jetzt bezahlt. Allgemein hilft Technologie in Zeiten wie diesen immer. Wenn der Kunde dadurch uneingeschränkten Zugang hat – wenn er nicht auf eine Rückantwort angewiesen ist oder dass jemand Zugang zu einem System hat. Viele unsere Handelspartner sind da gut aufgestellt. Aber es gibt auch welche, die beispielsweise nur vom Betrieb aus auf Banksysteme zugreifen können. Da handelt es sich um Grundvoraussetzungen, die geschaffen worden sein sollten.
Telefon- und Videoberatung werden derzeit gerne als digitale Kanäle genannt. Welche nutzen Sie im Unternehmen?
L. Steinhilber: Videoberatung ist bisher bei uns kein Thema. Wir arbeiten mit E-Mail, Chat und Telefon – in der internen wie externen Kommunikation. Wir haben zwei Arten von Chats. Auf unserer Website gibt es einen Chat, wenn Kunden Fragen haben oder etwas nicht finden. Registriert sich ein Kunde, gibt es ebenfalls im Laufe des Bestellprozesses eine Chatfunktion, hinter der ein persönlicher Berater von Vehiculum steht.
Planen Sie spezielle Tools/Angebote auf Ihrer Website?
L. Steinhilber: Wir wollen die Plattform angesichts der aktuellen Lage mehr auf Bestandsfahrzeuge ausrichten. Damit der Kunde schnell erkennt: Dieses Auto ist schon gebaut und theoretisch in zwei bis vier Wochen verfügbar. Davon abgesehen haben wir schon länger geplant, einen größeren Fokus auf E-Mobilität und alternative Antriebsformen zu legen. Wir wollen die Kunden verstärkt an das Thema heranführen.
Dr. Klaus Peter Reintges
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