Lange Gesichter im österreichischen Villach: Das Mercedes-Autohaus Teissl muss die Segel streichen. Die Investoren Anderwald, Lederhaas, Fischer (ALF) haben Ende April die weitgehend festgezurrte Übernahme des Familienunternehmens überraschend abgeblasen. "Ich bin sehr enttäuscht, dass es nun doch nicht mehr weitergehen wird. Wir haben alles versucht und sind dem Konsortium sehr weit entgegengekommen", sagte Inhaber Helmut Teissl einer Mitteilung zufolge. ALF macht den Händler für das Scheitern der Gespräche verantwortlich. Man sei über die Verhandlungsführung der Firma Teissl enttäuscht, erklärte ein Sprecher des Salzburger Konsortiums gegenüber dem Online-Portal ORF.at.
Noch Mitte März war die Rettung der Mercedes-Gruppe mit 120 Mitarbeitern greifbar nahe. Teissl und ALF hatten ein Letter of Intent mit allen Eckdaten unterschrieben (wir berichteten). Der Deal sah eine fünfjährige Pacht und eine Kaufoption nach fünf Jahren vor. Auf Bitten von ALF machte der Händler nach eigenen Angaben zuletzt weitere finanzielle Zugeständnisse. So senkte er den Kaufpreis um 900.000 Euro und versprach die Übernahme der Personalkosten bis Juni in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Auch wurde der Pachtzins reduziert.
"Wir fühlen uns alle getäuscht"
Trotz dieser Zusagen habe ALF die Verhandlungen abgebrochen, erklärte Teissl. "Wir fühlen uns alle getäuscht, auf jeden Fall sind wir alle schwer enttäuscht". Er werde nun die Verträge mit den Mitarbeitern einvernehmlich auflösen. Mit Ende Juni würden alle drei Standorte geschlossen und in der Folge verwertet.
Mercedes-Benz Österreich hatte Ende vergangenen Jahres nach einer Revision aller Händlerbetriebe den Vertriebsvertrag mit dem Kärntner Traditionshaus gekündigt (wir berichteten). Der Vorwurf: Durch jahrelang falsch abgerechnete Verkaufshilfen sei dem Importeur ein Schaden von rund 1,4 Millionen Euro entstanden. Teissl hatte die Unregelmäßigkeiten nach eigenen Angaben selbst entdeckt, beim Importeur angezeigt und den Schaden beglichen. Auch Mercedes zeigte sich von der jüngsten Entwicklung überrascht. Jetzt soll laut ORF.at zumindest in Klagenfurt und Villach so schnell wie möglich ein neuer Händler gefunden werden. (rp)
belabuda