Forensiker kennt man eigentlich nur aus dem Fernsehen, aber auch im mobilen Leben können Spurensucher eine Hauptrolle spielen, vor allem dann, wenn das Objekt hochpreisig ist - so wie im Fall von Oldtimern. Hier genauer und tiefer unter den Lack zu schauen, gehört zu den Kernaufgaben der SVS aus Frankfurt. Als technische Hilfe dafür dient ein spezieller aktiver Thermografie-Scanner.
Dessen durchdringender Blick auf den Träger eines H-Kennzeichens gibt nicht nur Rückschlüsse in Bezug auf die Originalität des Probanden, sondern auch auf etwaige Vorschäden und Reparaturen. Bei diesem Anwendungsfall spricht der Anbieter vom Classic-Car-Check. Hierbei wird die Grundsubstanz des Fahrzeuges überprüft. Neben dem Wärmebild des Scanners sorgt optional ein Endoskop für den Blick in die sonst nicht einsehbaren Hohlräume und an die Rahmenteile sowie in den Motor, ins Getriebe und sogar in den Fahrzeugtank.
Bei den "normalen" Gebrauchten reicht bereits ein kostengünstiger Basis-Car-Check aus, um die Zustandsbeschreibung der "Unfallfreiheit" validieren zu können und Fragen zu klären, ob ein Unfall vorlag, wie groß der Schaden war und ob dieser bereits repariert worden ist - und zwar sach- und fachgerecht. Auch kann so nachvollzogen werden, ob etwa ein neuer Kotflügel verbaut oder ob der alte einfach instandgesetzt wurde. Diese Validierung ist möglich, da mittels der hier verwendeten aktiven Thermografie nicht nur punktuell Teilbereiche des Fahrzeugs, sondern die komplette Fahrzeugkarosserie erfasst werden, wie die Hessen betonen.
Das Bild dafür liefert eine Infrarotkamera, die farblich zeigt, wie unterschiedliche Materialien verschiedenartig Wärme aufnehmen und zeitlich verzögert abgeben. Technisch geht es so: Extrem helle Blitzeinheiten sorgen für die nötigen Wärmeimpulse auf der Karosserie. Um einen noch tieferen Blick auf die Struktur werfen zu können (wie im Fall der Oldtimer-Begutachtung), werden im Anschluss wahlweise Halogenlampen für eine Langzeiterwärmung (zwölf Sekunden) aktiviert. Dieses von ThetaScan aus Dinslaken patentierte Lösung wird Kombipulsverfahren genannt.
In Frankfurt steht seit Sommer nun der erste 360-Grad-Thermografie-Fahrzeug-Scanner, wie SVS-Geschäftsführer Michael Ernst berichtet. In zehn Minuten scannt der Roboterarm fahrzeugspezifisch die einzelnen Karosseriebereiche ab - zusätzlich geht der Blick noch auf das Dach und die Motorhaube. So entsteht ein rechtssicheres Fahrzeuggutachten. Der komplette Scan kostet 225 Euro, der einfache (ohne den Einsatz der Halogenlampen für das tiefergehende Wärmebild) ist für 150 Euro (jeweils netto) zu haben.
Früher war der komplette Fahrzeug-Scan deutlich aufwendiger (ca. 2,5 Stunden) und teurer (500 Euro). Da die insgesamt ein Dutzend Experten der SVS auch mal beim Kunden vor Ort ein Fahrzeug inspizieren müssen, gibt es auch die abgespeckte Mobilversion der Forensikeinheit, um Licht ins Dunkel zu bringen.
boris ruzicka