Ausgabe 19/2012: Stärkungsmittel

StärkungsmittelKooperationen – Gerade in schweren Zeiten sind sie hilfreicher denn je. Von Doris PlateDie Vereinten Nationen haben 2012 zum internationalen Jahr der Genossenschaften ausgerufen, um so deren Rolle für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung vieler Länder zu betonen. „Gerade auch in Krisenzeiten beweist sich das Kooperationsprinzip als zentraler Kraftkern und Stabilitätsanker des Mittelstandes“, sagt auch Wilfried Hollmann, Präsident des Mittelstandsverbundes. Der Mittelstandsverbund ist der politische Spitzenverband von rund 230.000 kooperierenden mittelständischen Unternehmen. In den Reihen dieser Organisation gibt es auch viele aus unserer Branche. Allen voran die Techno – wohl die älteste (seit 1968) und größte Kooperation, die mit 150 Gesellschaftern und 1.550 Betrieben nochmals gewachsen ist. 2011 stieg der Umsatz der Techno um mehr als 15 Prozent auf rund 335 Millionen Euro. „Wachstumstreiber waren dabei das Ersatzteilegeschäft mit über 40 Prozent plus, Reifen und Räder mit plus 28 Prozent und Car Elektronik mit plus 13 Prozent“, erläutert Geschäftsführer Alexander Götzenberger. Vor allem bei Reifen und Rädern, im Werkstatt- sowie im Ersatzteilebereich erwartet er auch in den kommenden Jahren spürbare Steigerungen. Vermarkten und SparenMit Auktion & Markt und Zinsprüf.de hat die Techno in letzter Zeit auch neue Geschäftsfelder eröffnet. Beim Thema Auktion sieht Götzenberger ein Potenzial von 6.000 bis 7.000 Fahrzeugen. Zinsprüf.de ermöglicht den Händlern, ihre Bankabrechnungen zu kontrollieren. „Das Schadenvolumen, das bei den geprüften Bankabrechnungen bisher festgestellt wurde, beläuft sich zwischen 15.000 und 2,3 Millionen Euro“, berichtet Techno-Geschäftsführer Dietmar Scheck.Gemacht wird, was gefragt ist. Während das Ölgeschäft als Klassiker so nebenher mitläuft, rücken andere Geschäftsfelder in den Vordergrund. Das gilt auch für andere Händlerverbünde wie zum Beispiel die EGA. Auch diese – ursprünglich aus Einkaufsgenossenschaft für Automobile gegründet – hat ihre Leistungspalette kontinuierlich ausgebaut. „Das EGA-Net als Verkäuferarbeitsplatz wurde um einen Service-Arbeitsplatz erweitert“, erläutert der stellvertretende Vorsitzende Wolfram Lambeck. „Vor kurzem kam noch ein mobiler Mehrmarkentester hinzu.“ Und auch die Zahl der Nutzer wächst ständig: Waren es 2001 sieben Gründungsmitglieder, sind mittlerweile daraus weit über 400 Partner geworden, die 2011 zusammen 150.000 Autos verkauft und einen Gesamtumsatz von 1,8 Milliarden Euro erreicht haben. Auch das Kooperations- und Verbundgruppenmodell der Automobilgruppe Nord AG (ANAG) befindet sich weiterhin auf Wachstumskurs. „Ein bis zwei neue Mitglieder kommen pro Monat hinzu“, berichten die neuen Geschäftsführer Frank Lück und Steffen Krippahl. Aktuell hat die ANAG 185 Partner, das heißt Aktionäre und Mitglieder, die an 326 Standorten vertreten sind. Auch bei der ANAG gehörte das Reifen- und Rädergeschäft mit plus 26 Prozent zu den Wachstumstreibern. Ebenso wie das Ersatzteilgeschäft mit plus 17 Prozent. Seit dem zweiten Quartal 2011 bietet die Organisation in Kooperation mit der CC Uni Rent auch eine Autovermietung. Gemeinsam schnell auf neue Entwicklungen reagierenAnders ausgerichtet ist hingegen die Händlerkooperation ProSales. Die derzeit 18 mittelständischen Betriebe, die hier mitmachen, treffen sich einmal pro Monat, um gemeinsam ihre Politik zu bestimmen. Und hier zeichnen sich andere Prioritäten ab: Vorsitzender Markus Sander berichtet, dass neben gemeinsamen Vertriebsaktionen derzeit der Vergleich betriebswirtschaftlicher Kennzahlen im Fokus steht. Aktuell werden zum Beispiel die Gehälter der Mitarbeiter verglichen und Kundenkonditionen ausgetauscht. Auch an einer gemeinsamen IT-Strategie wird gearbeitet, die in einer gemeinsamen Systembetreuung münden könnte. Die Betreuung der Facebook-Accounts der angeschlossenen Firmen wird in einem Arbeitskreis besprochen. „Diejenigen, die in diesem Bereich fitter sind, helfen den anderen“, so Sander. Bei der APM AG kümmert sich um dieses Thema eine Mitarbeiterin der Geschäftsstelle. Jennifer Bodden betreut die Seiten von zehn der insgesamt 23 Partner. Sie kontrolliert auch ständig die Bewertungsportale. Ansonsten steht bei der Tochterfirma APM Finance derzeit die Umstellung auf den SKR 51 im Mittelpunkt. Außerdem gibt es den Plan, eine Zentralfakturierung für Produkte und Dienstleistungen anzubieten. „Durch automatisierte Prozesse werden sowohl die Kosten der Autohäuser als auch der Lieferanten reduziert“, erläutert der geschäftsführende Vorstand Jens Heller. Neues Thema: Social MediaBei der Automobilgruppe Niedersachsen-Mitte (AGN) stehen derzeit der Ausbau des Dienstleistungsportfolios und Lösungsansätze für die Problemstellungen im Autohaus ganz oben an. Die AGN ist ganz nah an ihren 17 Mitgliedern, die sich einmal im Monat treffen, um kurzfristig auf neue Entwicklungen reagieren zu können. Ein Beispiel dafür ist das Thema Neue Medien: Bei Schulungen und Coachings in den Autohäusern bringen unter anderem die Vorstandsmitglieder Manuela Scheer und Sven Strube den Mitarbeitern den Umgang mit iPhone und iPod näher. Wirtschaftlich ist auch bei dieser Kooperation das Räder- und Reifengeschäft Wachstumstreiber Nummer 1: Der Absatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent. Und die AGN kooperiert in diesem Bereich auch noch mit zwei anderen kleineren Kooperationen, nämlich der APM und der Automobilgruppe Ost (AGO): Die AGN betreut deren Reifenportale. Auch zu anderen Themen treffen sich die Verantwortlichen dieser drei Zusammenschlüsse regelmäßig und tauschen Ideen aus. ■KurzfassungKooperationen stärken den Mittelstand, deswegen machen immer mehr Betriebe mit und profitieren von den Leistungen der Verbünde. Aber die Aufgaben wandeln sich: Während der gemeinsame Einkauf von Öl schon selbstverständlich ist, sind die Wachstumsfelder derzeit Reifen und Räder und Beratung – vor allem im Bereich Social Media. Kontakte: apm-ag.de; agn-ag.de; anag.net; autogruppe-ost.de; prosales-partner.de; techno-einkauf.de; ega.eu

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