Mit Klartext-Kultur zum Unternehmenserfolg: Sagen, was Sache ist

Überall wird Klartext gefordert, ob in der Politik, den Medien oder in Unternehmen. Selbst im privaten Alltag. Nur: Klartext geredet wird nicht. Warum? Weil sich nur die wenigsten trauen, den Mund aufzumachen, wenn es unangenehm wird. Klarer Fall, schließlich gefährden wir mit Klartext unsere liebgewonnene Komfortzone. Doch mal ehrlich: Es bringt niemandem etwas, wenn alles totgeschwiegen wird. Natürlich ist das der einfachere und bequemere Weg. Doch auf diese Weise ersticken Sie jegliche Chance zur Veränderung direkt im Keim. Gerade aus Unternehmenssicht ist Klartext erfolgsentscheidend. Sie fragen sich, wie Ihr Autohaus davon profitieren kann? Eine Klartextkultur im Unternehmen bietet Ihnen eine bessere Entscheidungsgrundlage und sorgt dafür, dass aktuelle Themen und Herausforderungen frühzeitig angesprochen werden - so können Sie schnell und effizient reagieren. Natürlich kann Klartext am Anfang weh tun. Doch der Lohn dafür sind langfristig bessere Ideen, zufriedenere Kunden - und mehr Umsatz. Klarer Standpunkt und Verbindlichkeit Für mich ist Klartext eigentlich nichts Besonderes, sondern einfach das, was ich zu sagen habe. Ich bilde mir eine Meinung und nehme einen Standpunkt ein. Und da ich nicht allein auf der Welt bin, erkläre ich meinen Standpunkt anderen. Und zwar so, wie ich glaube, verstanden zu werden. Klar riskiere ich damit anzuecken. Dann denke ich eben von Neuem nach und setze mich mit dem Standpunkt meines Gegenübers auseinander. Und entscheide, ob ich meine Meinung ändere oder dabei bleibe. So weit, so gut. Doch meist wird statt klarer Worte um den heißen Brei herumscharwenzelt: "Das war jetzt vielleicht nicht so ideal ... könnte man besser machen ..." Gerade im Beruf drücken sich viele Leute davor, klar Stellung zu beziehen. Und selbst, wenn einer tatsächlich eine Meinung hat, hält er damit hinter dem Berg. Klar, man könnte ja beim Chef anecken. Häufig ist erst Schluss mit dem Schönwetter-Reden, wenn der Frustpegel schon am Anschlag ist. Neben einem festen Standpunkt ist vor allem Verbindlichkeit entscheidend für Klartext. Wer das im Businessalltag schon nicht drauf hat, der braucht sich mit Klartext als Unternehmensstrategie gar nicht erst zu beschäftigen. Verbindlichkeit fängt mit Kleinigkeiten an. Zum Beispiel: "Sie können Ihren bestellten Wagen am 12. Februar abholen." statt "Wir melden uns bei Ihnen, wenn der Wagen da ist. Kann ein paar Wochen dauern." Stehen Sie zu Ihrem Wort und lösen Sie ein, was Sie versprochen haben! Prinzip 1: Klarheit Klarheit ist die halbe Miete. Klarheit bedeutet, Dinge analytisch zu betrachten: Was gehört zusammen? Was muss einzeln betrachtet werden? Was ist die Folge wovon? Wer Klarheit will, sollte den Weg von der Meinung zum Standpunkt als offenen Prozess betrachten. Wenn ich Themen getrennt habe, muss ich sie wieder zusammensetzen. Das klingt erst einmal trivial. In der Praxis ist es aber alles andere als trivial. Es gehört im Gegenteil zu den wichtigsten Denkprozessen, die Führungskräfte beherrschen müssen. Sie müssen die Themen trennen, aber Sie müssen sie dann auch wieder clustern: Was hängt womit zusammen? In der Konsequenz heißt das: Wo sind die Hebel, an denen wir ansetzen können? Sie wollen die Umsätze Ihres Autohauses steigern? Anstatt in blinden Aktionismus zu verfallen und viel Geld in Werbung für Neuwagenfinanzierungen zu investieren, sollten Sie erst einmal beleuchten, wo Ihr Profitcenter wirklich liegt. Oft ist es nämlich gar nicht der Autoverkauf an sich, sondern die angegliederte Werkstatt. Prüfen Sie einmal nach, wie viel Marge Sie z. B. allein bei einem Ölwechsel machen. Sie berechnen etwa 18 Euro für einen Liter Öl, der im Einkauf 2 Euro gekostet hat? Bei 40 bis 50 Ölwechseln im Monat kommen Sie übers Jahr auf einen Gewinn von knapp 50.000 Euro! Schauen Sie also genauer hin, wo der Hund begraben liegt. Auch das ist Klartext! Prinzip 2: Ehrlichkeit Um ehrlich zu sein, ist es nicht nötig, alles zu sagen, was wir denken, sondern es genügt, wenn das, was wir sagen, dem entspricht, was wir auch denken. Ehrlichkeit bedeutet, so zu reden, dass andere wissen, woran sie sind. Ich darf ihnen nichts vorenthalten, was wichtig ist, um meinen Standpunkt zu verstehen. Ich darf auch nichts so selektiv wiedergeben, dass es zwangsläufig zu falschen Annahmen führt. Wenn in Unternehmen keine Ehrlichkeit herrscht, dann nimmt das Misstrauen zu und der gegenseitige Respekt geht verloren. Wo Misstrauen herrscht, da ist Klartext unmöglich. Ein Beispiel: Ich habe bei der Mehrmarken-Autohandelsgruppe DÜRKOP eine Klartext-Kultur angeschoben im Rahmen der Markenentwicklung des Unternehmens. Auch dort musste ich den Mitarbeitern erst einmal vermitteln, dass ihre ehrliche Meinung Gold wert ist. In vielen Unternehmen scheuen sich Mitarbeiter den Mund aufzumachen, frei nach dem Motto "Es ändert sich ja eh nichts" oder "Ich kriege doch nur eins auf den Deckel". 2015 war das Unternehmen so weit, dass bei der damaligen Mitarbeiterbefragung nicht nur 1.000 Verbesserungsvorschläge eingegangen sind - sondern auch 300 mit ihrem Namen unterschrieben haben. Das ist Klartext! Prinzip 3: Mut Mutig zu sein und Klartext zu reden lohnt sich deshalb, weil es Grenzen sprengt, wieder handlungsfähig macht und neue Chancen eröffnet. Natürlich kostet es erst einmal Überwindung, dem Chef zu sagen, wenn etwas nicht ideal läuft. Zum Beispiel, wenn ein Reifenwechsel auf Grund des Werkzeugs zu lange dauert und dadurch Arbeitszeit verschenkt wird. Im Fall von DÜRKOP hat sich gezeigt, dass Mut belohnt wird: Ein Mitarbeiter der Werkstatt suchte das Gespräch zum Chef, machte ihn auf das Problem aufmerksam und schlug vor, bessere Schlagschrauber einer anderen Marke anzuschaffen. Der Vorteil lag auf der Hand: Pro Reifenwechsel könnte eine Arbeitsstunde gespart werden. Die Anschaffung der neuen Werkzeuge hätte sich also bereits nach wenigen Einsätzen rentiert. Vor Einführung der Klartext-Kultur hätte sich der DÜRKOP-Mitarbeiter wohl gar nicht getraut, den Chef mit seinem Anliegen zu "belästigen" - auch weil er wusste, dass dieser ein Fan der bisher eingesetzten Werkzeugmarke ist. Entscheidend ist, Mitarbeiter zu ermutigen, mit Ideen und Verbesserungsvorschlägen an die Geschäftsführung heranzutreten, ohne Sanktionen befürchten zu müssen. Prinzip 4: Bindung Wenn einem ein Thema gleichgültig ist, kann man keinen Klartext reden. Und wenn einem die Beteiligten gleichgültig sind, erst recht nicht. Klartext setzt Bindung voraus. Wer einer Sache gleichgültig gegenübersteht, der hält die Klappe. Umgekehrt: Je größer die Bindung an ein Thema, desto größer ist die Bereitschaft, sich dazu zu äußern bis hin zu dem Drang, leidenschaftlich dafür zu kämpfen. Wenn Klartext Bindung voraussetzt, dann setzt Klartext in Unternehmen voraus, dass Mitarbeiter eine Bindung haben. Die Frage ist also: Wie schaffe ich Bindung? Oder auch: Wie stärke ich Bindung? Die Aufgabe besteht darin, Ziele gemeinsam zu gestalten. Dabei müssen Sie Ihre Leute in Veränderungsprozesse einbeziehen. Es geht darum, dass jeder sich mitverantwortlich fühlt und den Mund aufmacht. Entscheidend dafür ist auch, eine Bindung zur Zielgruppe aufzubauen. Wissen Sie überhaupt, wer genau Ihre Kunden sind und was sie sich wünschen? Mein Tipp: Befragen Sie sie! Lassen Sie Ihre Mitarbeiter das Gespräch suchen, um in face-toface-Situationen aufzudecken, wo wirklicher Handlungsbedarf herrscht! Prinzip 5: Empathie Wissen ist stets nur die Basis für Erfolg. Da können Sie noch so gut Bescheid wissen, Wissen allein nützt Ihnen gar nichts. Entscheidend ist, dass Sie Leute ins Boot holen. Menschen, die andere Menschen abholen, haben Erfolg, weil sie diese für ihre Ziele gewinnen. Jemand kann einen klaren Standpunkt haben, ehrlich sein, mutig, leidenschaftlich - und trotzdem an seinen Mitmenschen vorbeireden. Klartext ist nicht gleich Klartext. Klartext ist nur dann Klartext, wenn ich damit Leute ins Boot hole. Um zu wissen, wie Sie welches Thema für welche Leute anpacken, brauchen Sie vor allem eines: Empathie. Empathie ist die Fähigkeit, zu erkennen, was in einem anderen Menschen vorgeht, was seine Gedanken, Gefühle und Motive sind. Mehr noch: Empathie ist die Bereitschaft, sich in den anderen hineinzuversetzen, ihn zu verstehen und sich auf ihn einzustellen. Dominic Multerer Dominic Multerer (Jahrgang 1991) lebt Klartext und gilt als Marketingtalent. Er ist Unternehmer, Marketeer und Redner. Mit 16 Jahren kürte ihn das Handelsblatt zu Deutschlands jüngstem Marketingchef.Mit seinen Tätigkeiten an Hochschulen, besonders der European Management School (EMS) in Mainz, ist er auch einer der jüngsten Hochschuldozenten Deutschlands. Er kann Firmen wie BP Europe, Goodyear Dunlop, Arvato Bertelsmann, Vodafone & Co. zu seinen Referenzen zählen. Ebenso unterstützt er KMUs wie die Stahlwille Gruppe und DÜRKOP bei strategischen und praktischen Marken- und Veränderungsthemen. Das Buch zum Thema von Dominic Multerer: "Klartext. Sagen, was Sache ist. Machen, was weiterbringt." 208 Seiten, gebunden, Euro 24,90 (D)| Euro 25,60 (A), GABAL Verlag, Offenbach 2015, ISBN: 978-3-86936-658-6

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