Elektromobilität: Problemzone Restwert

Gebrauchte BEV bereiten dem Handel Sorgen. Bei der Mehrheit der Kunden haben es die Second-Hand-Stromer nicht leicht. In der Beliebtheit rangieren sie weit abgeschlagen hinter Verbrennern. Für nicht einmal jeden zehnten Interessenten (neun Prozent) kommt ein gebrauchtes BEV überhaupt in Frage, geht aus dem DAT-Kaufplaner hervor. Dabei drängen nun immer mehr davon auf den Markt. Bei Plattformen wie Mobile.de oder AutoScout24.de explodiert die Anzahl der Inserate. Das Problem: "Solange die Nachfrage nach gebrauchten BEV niedriger bleibt als das Angebot, so lange werden die Restwerte schwach bleiben", sagt DAT-Sprecher Dr. Martin Endlein. Die Absatzflaute in Zahlen Die Elektromobilität wird gewissermaßen zum Opfer ihres eigenen Erfolgs. Nach drei Jahren lagen die BEV-Restwerte zuletzt im Schnitt bei 51,9 Prozent ihres Listenpreises zum Kaufzeitpunkt. Diesel- und Benzinfahrzeuge hingegen erzielten noch immer 61,3 beziehungsweise 63,1 Prozent, geht aus den aktuellen Zahlen des DAT-Barometers hervor. Schwacke prognostiziert für im vergangenen Jahr zugelassene Stromer einen Wertverlust nach drei Jahren von 60 Milliarden Euro. Um die Autos vom Hof zu kriegen, muss fast jeder zweite Händler (44 Prozent) hohe Rabatte gewähren - und zahlt drauf, wie aus dem AUTOHAUS Juli-pulsSchlag hervorgeht. Einen weiteren Mosaikstein im Bild der schwachen Restwerte setzten die Hersteller selbst, als sie nach dem abrupten Förderstopp im Dezember 2023 in die Presche sprangen und mit Preisnachlässen reagierten. "In der Folge sind die Restwerte für BEV weiter gefallen und liegen, obwohl der Markt für gebrauchte BEV im ersten Halbjahr 2024 mit monatlich rund 12.000 Besitzumschreibungen sehr klein ist (laut KBA waren es im ersten Halbjahr 71.462 BEV-Besitzumschreibungen), etwa zehn Prozent unter denen vergleichbarer Verbrenner", so Endlein. Große Unsicherheit Die angespannte Situation wird auf Kundenseite von Unwissenheit flankiert. Jeder Fünfte, so geht aus dem DAT-Report 2024 hervor, hegt im Hinblick auf die Haltbarkeit der Akkus Zweifel. Mehr als jeder Vierte (26 Prozent) spricht unbestimmt vom "Unsicherheitsfaktor Batterie" und hadert vor allem mit der Haltbarkeit der Batterie. Hinzu kommt die Angst, bald ein Fahrzeug mit veralteter Technologie zu besitzen. Anhand der KBA-Zahlen sei deutlich erkennbar, dass die Kunden noch abwarten, sich einen Stromer zuzulegen. "Die kurzen Innovationszyklen bei BEV wirken sich negativ auf die Restwerte aus, da die Verbraucher die Entwicklung der Technologie besonders im Hinblick auf die Reichweiten und die Ladegeschwindigkeit abwarten", erklärt Dr. Martin Endlein. Entsprechend schwer haben es ältere Modelle. Ein zwischen fünf und zehn Jahre alter BMW i3 ist im Schnitt 148 Tage bei AutoScout24 gelistet. Bei Verbrennern ein Grund zur Sorge, bei Elektroautos eine Katastrophe. Schließlich müssen die Fahrzeuge regelmäßig geladen werden. Das kostet Zeit und Ressourcen. In zweiter Hand verleasen? Angesichts dessen überlegen die Hersteller, auch gebrauchte Elektroautos zu verleasen. Angesichts der Unsicherheiten auf Verbraucherseite eine Gangart, die sich bereits im Neuwagenbereich bewährt hat. "Grundsätzlich stellen wir fest, dass auch Privatkunden bei der Beschaffung von neuen E-Fahrzeugen verstärkt auf Leasing setzen", teilt Volkswagen Financial Services auf Nachfrage von AUTOHAUS mit. "Über das Vehicle Lifetime Modell werden die Volkswagen Financial Services zukünftig E-Fahrzeuge möglichst lange im eigenen Portfolio halten, um Kunden ein attraktives Gebrauchtwagenleasing anzubieten." Auf Unternehmensseite verspricht man sich davon auch ein Mehr an Vertrauen. Kunden wünschen sich Batteriezertifikat Auch Batteriezertifikate sollen helfen, Kunden die Angst vor dem Akku-GAU zu nehmen. So geht aus einer von April bis Mai durchgeführten Befragung der Plattform Mobile.de hervor, dass 91 Prozent der Befragten ein solches Zertifikat als "sehr hilfreich" empfinden würden. "Batteriezertifikate tragen erheblich dazu bei, das Vertrauen der Kunden beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos zu stärken. So beobachten wir auf Deutschlands größtem Fahrzeugmarkt Mobile.de, dass Anzeigen mit Batteriezertifikat rund 20 Prozent häufiger angeklickt werden als Inserate ohne entsprechende Kennzeichnung", sagt Florian Baur, Chief Sales Officer (CSO) von Mobile.de. Der Handel macht jedoch kaum davon Gebrauch. Nur rund sieben Prozent der dort inserierten BEV verfügen über ein solches Zertifikat. Immerhin: Für gebrauchte Elektroautos, die jünger als ein Jahr sind, dreht der Wind. Sie haben in der Gunst der Käufer jüngst zugelegt. Zudem rechnet die DAT damit, dass die Preise nicht weiter so stark einbrechen und es zu einem Abflachen der Kurve kommt.

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