Ausgabe 03/2010: Prämienstroh-feuer

Prämienstroh-feuerFinanzkennzahlen E Ein erster Blick in den Rückspiegel auf das Geschäftsjahr 2009 der Autohäuser. Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner WPGDie Abwrackparty hatte gerade richtig begonnen, schon sah die Kreditbranche den Autohandel im Absatzloch der Jahre 2010 und folgende versinken. Man interpretierte vor dem Hintergrund diverser Autohaus-Pleiten – soll der Steuerzahler vielleicht jetzt auch noch irgendwelche Mittelständler retten!? – die Umweltprämie als kurzfristige Beatmungsmaßnahme für eine halbtote Branche, bestens geeignet, Geschäfts- Finanzpläne in Zweifel zu ziehen und den Kreditrahmen einzuschränken – anstatt diesen wie dringend benötigt mittelfristig zu sichern und im Einzelfall zu erweitern. Wer vor fremden Türen kehrt, macht sich verdächtig, selbst der wahre Grund für das Problem zu sein.Beim Blick in den Rückspiegel werden sich die Neider aus anderen Branchen nachträglich in ihrem Lamento über die Ungleichbehandlung bei der Verteilung von Steuerzahlers Milliarden bestätigt sehen, denn allenthalben ist von Rekordverkäufen in der Autobranche die Rede. Dass diese allerdings aus Steuermitteln finanziert wurden, muss deutlich relativiert werden: Niemand wird ernsthaft bestreiten können, dass das Mehrwertsteueraufkommen gewaltig ansteigt, wenn ein Wirtschaftsgut aus dem Kreislauf des steuerlich irrelevanten Privatmarkts herausgenommen und die Ersatzbeschaffung in den voll steuerpflichtigen Händlermarkt umgelenkt wird (hier liegt auch der entscheidende Unterschied zu anderen Branchen, vielfach spöttisch dargestellt als Inzahlungnahme eines halbleer getrunkenen Glases Bier bei Bestellung einer frischen Maß); ergänzend ist zu beachten, dass im Privatmarkt erzielte Ergebnisse auch nicht der Einkommensteuer unterliegen.Umsatzrendite bei 1,3 ProzentDie leider schon traditionell niedrigen Ergebnisse des Autohandels machen diesen zwar nicht zum Steuerzahler par excellence, aber aufgrund dessen mittelständischer Struktur werden die Gewinne wenigstens im Inland versteuert. Die dringend benötigte Ergebnisverbesserung ist nach unseren ersten Recherchen im abgelaufenen Jahr tatsächlich eingetreten, zumindest im statistischen Durchschnitt der betrachteten Betriebe. Aus der miserablen Umsatzrendite von 0,37 Prozent des Vorjahres könnten letztlich deutlich über 1 Prozent werden, voraussichtlich zwischen 1,2 und 1,4 Prozent: Bei einem Umsatzanstieg um 11 Prozent hat sich der Durchschnittsgewinn mehr als verdreifacht. Es ist allgemein bekannt, dass die Umweltprämie an den Vertretern von verschiedenen Marken relativ spurlos vorübergegangen ist; dementsprechend groß ist auch die Varianz, die hinter den Durchschnittswerten steht. Auch in 2009 werden sich die positiven und negativen Jahresergebnisse wieder dem Gesetz der Gauß’schen Normalverteilung unterwerfen. Die oben angesprochenen Insolvenzen sind trauriger Beweis. Dennoch ein letzter Hinweis zur Frage der Subvention des Handels: Wenn im Einzelfall keine Vorjahresverluste mehr abzurechnen sind, könnte auf die eine oder andere Gemeinde/Finanzamt eine erfreuliche Steuererklärung zukommen.Tragende Säule NeuwagengeschäftTragende Säule des Ergebnisses war die Steigerung des Fahrzeuggeschäfts. Die plötzlich hereinbrechende und absehbar zeitlich befristete Nachfrage nach umweltprämientauglichen Fahrzeugen wurde ohne zusätzliche Fixkosten, insbesondere mit dem vorhandenen Personalstamm abgearbeitet. Die so erreichte Vollauslastung der Ressourcen führte zu entsprechenden Ertragssteigerungen. Der im Vergleich zum Vorjahr um 90 Prozent höhere Deckungsbeitrag der Neuwagenabteilung spricht eine deutliche Sprache. Preisverfall im GW-MarktAllerdings gilt dies auch für den von uns ermittelten 78-prozentigen Rückgang des Deckungsbeitrags der Gebrauchtwagenabteilung. Damit konnte mit den Gebrauchtwagen nur noch das Geld für die Bezahlung der direkten Verkaufskosten verdient werden. Dies ist angesichts des unglaublichen Preisverfalls auf dem Gebrauchtwagenmarkt ein hervorragendes Ergebnis. Zumal es mit einer flächendeckenden Bereinigung der Fahrzeugbestände einhergeht, wie ein Blick auf die Bilanzsummen zeigt. Wir gehen davon aus, dass das im Autohaus gebundene Gesamtkapital um mehr als 4 Prozent verringert werden konnte. Der Preisverfall im Gebrauchtwagenmarkt wird vielfach als negative Begleiterscheinung der Umweltprämie und der damit verbundenen Verbilligung des Neuwagens zugeschrieben; dies mag ein Teil der Wahrheit sein. Beim Blick in die Zahlen der Betriebe, die hinter der Durchschnittsziffer stehen, zeigt sich allerdings deutlich, dass es sich auch um eine harte Landung auf dem Boden der Tatsachen handelt, die durch die aggressive Verkaufspolitik der vergangenen Jahre, insbesondere mit Hilfe des Absatzinstruments des Leasings, geht. Es war schlichtweg falsch, anzunehmen, dass ein hoher Prozentsatz der Privatkunden Willens und in der Lage wäre, in die Preiskategorien vorzustoßen, die durch die Restwerte der Leasingverträge vorgedacht waren. Die erlittenen Gebrauchtwagenverluste bei Vertretern von Marken, an denen die Effekte der Umweltprämie im Wesentlichen vorbeigingen, waren teilweise dramatisch. Wo hingegen der Kunde die Altware quasi wegwirft und durch ein Neufahrzeug ersetzt, sieht es ganz anders aus. Autohäuser des Marktführers, überwiegend klassische Mehrmarkenhändler, mussten so mit ansehen, wie in der Gebrauchtwagenabteilung der Abverkauf der Premiumrückläufer die positiven Zusatzergebnisse aus der Neuwagenabteilung komplett absorbierten. Die nunmehr zugesagten Hilfen der Premiumhersteller könnten sich noch positiv auf das Gesamtergebnis 2009 der Handelsbetriebe auswirken, wenn sich im Rahmen der kommenden Bilanzierungsarbeiten herausstellen sollte, dass dies die Auflösung von Leasingrückstellungen rechtfertigt. Andererseits wird erst die genaue Analyse des Gebrauchtwagenbestands zeigen, ob dieser tatsächlich so up to date ist, dass von weiteren Abwertungen abgesehen werden kann.Zwar hat der Gebrauchtwagenverkauf in den Autohäusern eine weitere Verbesserung der Gesamtergebnisse verhindert, jedoch ist die Bestandsreduzierung so rechtzeitig erfolgt, dass durch die damit verbundene Rückführung der Verschuldung die Entlastung bei den Zinsaufwendungen im Jahresergebnis bereits nachvollziehbar ist. Die Auswirkung auf die Gesamtkapitalverzinsung ist überaus positiv, wir rechnen gegenüber dem Vorjahreswert mit einer knappen Verdoppelung auf etwas unter 7 Prozent.After-Sales-Geschäft: Schlechtere DeckungsbeiträgeDas Geschäft mit Ersatzteilen und Service hat gegenüber 2008 per Saldo mit +2 Prozent (Teile) und -0,4 Prozent (Lohnleistungen) nur minimal zugelegt. Dabei ist grundsätzlich interessant, ob die erhöhten Neufahrzeugauslieferungen mit Übergabeinspektion etc. etwa einen realen Rückgang überdecken. Ein Blick in die Zahlen der Autohäuser, deren Neuwagenabsatz nicht von der Umweltprämie beflügelt wurden, zeigt aber dort keine signifikant andere Entwicklung; Stabilität also trotz verlängerter Inspektionsintervalle, besserer Fahrzeugqualität und restriktiver Handhabung von Gewährleistungsanträgen. Beunruhigend ist allerdings, dass sich die Deckungsbeiträge im Service- und Teilegeschäft verschlechtert haben, vor allem mit Blick in die Zukunft. Denn die Werkstatt hat zwar im abgelaufenen Jahr erheblich an Bedeutung für das Gesamtergebnis eingebüßt, wird aber als tragende Säule für die Zeit nach Abwicklung der Sonderverkäufe dringend gebraucht. Die beiden kumulativ wirkenden Effekte der Steigerung von Umsatz und Ertrag im Fahrzeughandel und der Rückgang im Ertrag After Sales führten im abgelaufenen Jahr zu einem Absturz der relativen Bedeutung des Servicegeschäfts für die Summe des Deckungsbeitrags von 61 Prozent auf nunmehr 51 Prozent.Blick in die nahe ZukunftWie groß der in der Wirtschaftspresse im Rahmen der Kritik an der Umweltprämie regelmäßig zitierte Vorzieheffekt wirklich war, kann wohl niemand sagen. Aus Sicht der Handels wurden nach Mandantenaussagen in wesentlichem Umfang Geschäfte mit Neukunden gemacht. Die Kehrseite dieser Medaille haben die freien Werkstätten bereits schmerzlich erfahren. Damit besteht nun die Erwartung, dass diese Kunden im Rahmen der Erhaltung der Gewährleistungsansprüche die Basis für das zukünftige Servicegeschäft nachhaltig verbreitern. Solange die Schmierstoffpreise auf dem derzeitigen Niveau gehalten werden können, wäre das Eintreten dieser Prognose schon die halbe Miete für die vorhergesagten Rückgänge in den Fahrzeugverkäufen. Größere Sorgen als diese bereitet die Erwartung, dass sich das Preisniveau auf dem Gebrauchtwagenmarkt nicht mehr erholen wird und sich in Zukunft gesellschaftliche, gesetzgeberische, demographische und andere für die Mobilität bedeutsame Veränderungen und Entwicklungen mit voller Wucht auf Preis und Nachfrage in diesem Segment niederschlagen werden.Hans-Günther Barth, CPA, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, www.raw-partner.deLesen SIe hier...... wie die renommierte Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner WPG das Geschäftsjahr 2009 der Autohäuser bewertet.Umsatzentwicklung 2009Veränderungen 2009 zu 2008Neuwagen Gebrauchtwagen Teile/Zubehör Werkstattservice Gesamt Handelsbilanz 20091. Umsatzrendite 2009 liegt voraussichtlich im Schnitt zwischen 1,2 und 1,4 Prozent.2. Deckungsbeitrag im Neuwagengeschäft schnellt um 90 Prozent nach oben.3. Deckungsbeitrag im Gebrauchtwagengeschäft geht um 78 Prozent zurück.4. After-Sales-Geschäft stabil, aber mit sinkenden Deckungsbeiträgen.Trotz Umweltprämienstrohfeuer: Ca. 42 % der Betriebe schrieben 2009 rote Zahlen.43,8 %0,8 %23,3 %28,2 %3,9 %28,8 %4,9 %28,0 %33,2 %5,1 % NW GW ET/Zubehör Werkstatt Sonst. Abt.

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