Ausgabe 08/2011: Opel-Stromer am Start

Opel-Stromer am StartE-mobility E Mit unterschiedlichen Konzepten will Opel den E-Markt abdecken.von bernd dohrmannEin halbes Jahr vor dem geplanten Marktstart des Opel Ampera lüftet die Rüsselsheimer GM-Tochter den Vorhang zu ihren weiteren Schritten. Der in den USA gebaute und zum Chevrolet Volt quasi baugleiche Opel Ampera wird im September/Oktober bei den deutschen Opel-Händlern stehen. 2012 wird das Battery Electric Vehicle BEV – ein rein elektrisches Nahbereichs-Fahrzeug, das in Eisenach gebaut werden soll – das Stromer-Angebot erweitern, bis 2015 der Brennstoffzellen-Antrieb mit komprimiertem Wasserstoff H2 (700 bar) einen vorläufigen Schlusspunkt bei den Antriebsnovitäten setzen soll. Ampera als VorreiterDer Ampera bietet für den Kunden einen attraktiven Mix von Möglichkeiten: Die Fahrt zum Arbeitsplatz, die im deutschen Durchschnitt zu 80 Prozent weniger als 50 km beträgt, kann mit Batteriestrom absolviert werden. Dabei geben 111 kW/150 PS dem Stromer flotte Beschleunigung und 160 km/h Top-Speed. Die Aufladung kann über gängige 230 Volt/16 Ampere-Steckdosen in maximal vier Stunden erfolgen. Das aus 288 Zellen bestehende Lithium-Ionen-Batteriesystem wiegt 180 kg und ist im Ampera T-förmig unter der Rücksitzbank und einem Tunnel längs der Wagenmitte untergebracht. Manfred Herrmann, Manager Entwicklung Batterie-Technologie: „Wir werden immer besser bei der Energiedichte. 1991 hatten wir noch 90 Wh/kg, beim Ampera sind es schon 190 Wh/kg! Heute ist Lithium-Ionen die beste Technologie, künftig gibt es möglicherweise auch Lithium-Schwefel-Batterien!“ Opel gewährt auf das Ampera-Batteriesystem eine Garantie für 160.000 km oder acht Jahre. Herrmann erwartet demnächst Batterien, die 250.000 km aushalten. Konzepte zum Batteriepack-Austausch wie z. B. bei Better-Place sieht man bei Opel kritisch, da an den „Wechselstationen“ eine große Anzahl unterschiedlichster Batterie-Einheiten vollgeladen vorgehalten werden müssten. Bewährte Technik zur AufladungMit dem Ampera hat Opel den ersten Schritt getan, Unsicherheiten und Vorbehalte gegenüber der E-Mobilität bei den Kunden auszuräumen: Die Kombination von E-Antrieb und Benziner vermeidet Nutzungsbeeinträchtigung und erlaubt dennoch das „grüne Gewissen“. Wem die Reichweite in E-Betrieb – 40 bis 80 km – nicht reicht, hat im Ampera den bewährten Opel 1,4-l-Ecotec-Benziner, dessen 86 PS Strom erzeugen, wenn die Batterie leer ist. Auch für den Hersteller rechnet sich das Konzept, denn ein fertig entwickelter Ecotec-Motor ist viel preisgünstiger als die Neuentwicklung von Elektrospeichern.Die Zukunft: Batterie und BrennstoffzelleWährend Opel sich zum BEV noch „bedeckt“ hält und auf seinen Einsatz von drei E-Meriva im Projekt „MeRegioMobil“ verweist, bei dem neue Ansätze zu Ladungs- und Nutzungskonzepten entwickelt werden, gibt es zur Brennstoffzelle bereits Konkretes. Immerhin ist der aktuelle 73 kW starke und 160 km/h schnelle FuelCell-Entwicklungsträger „Hydrogen4“ die Fortsetzung des ersten „GM Electrovan“ von 1966, seine Reichweite liegt „noch“ bei 320 km mit 4,2 kg komprimiertem Wasserstoff. Angesichts der zur Zeit noch ungelösten Fragen zu Gewinnung und Speicherung alternativer Energien (Gas-to-Liquid, Wind- und Solar-Energie, etc.) und der Kundenerwartungen an Preis, Einsatz und Umweltschutz von Fahrzeugen kommt das Brennstoffzellen-Fahrzeug diesen Zielen schon recht nah. Dr. Rittmar von Helmolt, Opel-Manager für Regierungsprogramme und alternative Forschungsstrategien, hält schon ab 2030 einen Preis von fünf Euro (heute knapp 17 Euro) für ein Kilogramm komprimierten Wasserstoff an der Tanksäule für realistisch. Mit sinkenden Preisen für Hydrogen, Batterien etc. sollen sich bis 2020 die Betriebskosten für Brennstoffzellenfahrzeuge, Batterie-elektrische Autos und Plug-in-Modelle denen herkömmlicher Benziner/Diesel annähern und zwischen 20 und 30 Cent/km liegen. Dr. Tobias Sünner, Leiter der Fahrzeug-Entwicklung bei Opel, ist vom Erfolg des Wasserstoffs überzeugt: „Der Start zu alternativen Kraftstoffen war mit CNG und LPG, jetzt folgt die E-Phase, danach wird Wasserstoff als Kraftstoff im Mittelpunkt stehen.“Neue Anforderungen an Handel und ServiceAutohäuser und Werkstätten müssen sich auf neue Anforderungen einstellen. Marken, die bereits E-Mobile anbieten, haben das Service-Personal für den Umgang mit Hochvolt-Anlagen qualifiziert, und auch auf die Verkäufer warten neue Herausforderungen im Kundengespräch. Bei Opel sind wenige Monate vor dem Ampera-Start neue Standards noch in der Entwicklungs- und Diskussionsphase. Wie aus Rüsselsheim zu hören war, ist auch noch offen, ob zum Start alle Opel-Partner die Qualifikation für Ampera-Service und -Verkauf erhalten oder ob man mit einigen vorab geschulten Partnern einsteigt und dann zügig das gesamte Netz integriert. Beim Service gibt es schon klare Vorgaben, denn das Batteriesystem lässt sich nur nach unten herausnehmen, was spezielle räumliche Gegebenheiten in der Werkstatt erfordert. Im Showroom ist klar, dass der Ampera als „Vorreiter“ einer neuen Fahrzeuggeneration einen „prominenten Platz“ einnehmen soll. Ob die Einrichtung einer „Strom-Tankstelle“ auf dem Autohausgelände, so wie im neuen Delta-Betrieb in Wiesbaden gezeigt (vgl. AUTOHAUS 7-2011), verpflichtend wird, ist noch nicht entschieden, gilt aber als „wahrscheinlich“. Die individuellen Schulungen von Verkäufern und Service-Team sollen im Sommer starten, wenn auch die ersten Serien-Ampera nach Deutschland kommen. zLesen SIe hier...... mit welchen alternativen Antriebskonzepten Opel ab Herbst startet, was sie bieten und welche Voraussetzungen sie im Autohaus erfordern.

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