Von Dr.-Ing. Steven A. Zielke
Gehen wir mal ein paar Jahre zurück und lesen nach, was 2015 der heißeste Trend im Social Media-Marketing war. Klar: Social Video. Die Prognose lautete damals, dass bis 2017 rund drei Viertel des Internetverkehrs durch Videos verursacht werden würde. Allein Facebook verzeichnete 360 Prozent Zuwachsrate im Bereich des Video-Konsums. Heute kann man sagen: Die Vorhersagen sind eingetroffen – und aktuelle Prognosen gehen hinsichtlich der Videonutzung weiter nach oben. 2019 sollen es schon 80 Prozent sein.
Aber es kommt eine neue Variante des Bewegtbilds hinzu: Bis 2021 sollen Live-Videos bereits 13 Prozent des Datenvolumens im Internet ausmachen. Live-Videos sind Übertragungen in Echtzeit über das Netz. Durch die hohe Smartphone-Nutzung in den sozialen Kanälen heute eine Leichtigkeit.
Nicht nur die Nutzung der Videos ist beeindruckend, auch die Auswirkung auf das Kaufverhalten der potenziellen Kunden. 90 Prozent sollen sich von Videos bei Ihrem Kaufverhalten beeinflussen lassen. Die Prognosen und guten Eigenschaften von Social Videos scheinen unschlagbar zu sein. Da liegt es nah, die Autohaus-Branche zu analysieren und zu bewerten, wie dieses effiziente Medium bislang eingesetzt wird.
Große Unterschiede
Dazu habe ich mir 100 Facebook-Profile von Autohäusern angeschaut, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Der Durchschnitt lag bei vier geposteten Videos pro Profil. Allerdings mit einer sehr großen Spanne. Dier meisten hatten gar kein Video oder gerade mal einen Film. Ein paar wenige hingegen bis zu 200. Das Thema Social Video scheint demnach bei den wenigsten Autohäusern wirklich angekommen zu sein. Woran kann das liegen?
Fehlt es an Inhalten oder an der Technik? Ein Video zu erstellen ist sehr einfach geworden. Die Qualität der Smartphones ist so gut, dass man ein Social Video direkt darüber erstellen kann. Schnitt und Bildstabilisierung ist über Apps auch für Laien so einfach, dass jeder zum Videoprofi werden kann. Eine Nachbearbeitung auf einem Desktop-Computer ist nicht einmal mehr nötig.
Die App Quik von GoPro beispielsweise erstellt nicht nur aus Videos, sondern auch aus Live-Bildern beeindruckende Clips. Das Format ist quadratisch. Dies ist das bevorzugte Format für eine mobile Ansicht, da die meisten Videos auf dem Smartphone im Hochformat angeschaut werden. Die Vertonung geschieht mit GEMA-freier Musik. Am besten legen Sie sich ein Standard-Intro mit Logo und einen Abspann an, den Sie vor und hinter jeden Film einbetten. Damit behalten Ihre Videos auch den Werbecharakter, wenn sie von anderen weiter geleitet werden. Achten Sie dabei auch auf das ausgewählte Standbild (Thumbnail). Dies ist das angezeigte Bild, bevor das Video gestartet wird. Es sollte aussagekräftig und anregend sein.
Es soll menscheln
Was soll gefilmt werden? Bleiben Sie authentisch und bei Ihrem Thema. Bedenken Sie, dass Social Media von Menschen für Menschen gemacht ist. Das heißt: Sie sollten nicht rein sachlich, sondern menschlich sein. Dies können spannende und informative, manchmal sogar lustige Probefahrten sein. Oder ein Blick hinter die Kulissen in die Werkstatt. Oder die Vorstellung eines neuen Modells. Oder das Wochenendevent im Autohaus. Achten Sie darauf, dass die ersten drei Sekunden anregend und aussagekräftig sind. Dies ist die Zeit, die die Autoplay-Funktion bei Facebook automatisiert abspielt, um den Leser zu animieren, das Video in voller Länge anzusehen. Achten Sie bitte auch darauf, wen Sie im Video zeigen und dass Sie die entsprechenden Rechte eingeholt haben.
Wenn das Video zu Ende ist, vergessen Sie nicht den "Call to Action": z.B. "Jetzt eine Probefahrt buchen", "Besuchen Sie uns...", "Teilen Sie dieses Video". Denn Kunden benötigen manchmal eine sympathische, direkte Aufforderung.
Dr.-Ing. Steven A. Zielke ist Geschäftsführer der mobilApp GmbH und Experte für digitale Kommunikation.