Das Vertragsthema hat Mazda schon hinter sich. Deswegen gab es für die 100 Teilnehmer auf der Jahreshauptversammlung des Mazda Händlerverbands (MHV) am Freitag in Würzburg viel Zeit, um sich mit dem Importeur über das Tagesgeschäft auszutauschen. Grundsätzlich ist die Zusammenarbeit zwischen Händlerverband und Importeur bei der Marke "konstruktiv und sachlich", wie Präsident Werner Prange betonte. Die Kommunikation funktioniere meistens. Trotzdem machten sich die Händler Sorgen, wie es für sie im Tagesgeschäft in diesem und im nächsten Jahr weitergeht.
Hinter den Erwartungen
Die Marke ist – wie fast alle – auch von Lieferproblemen gebeutelt: Statt der ursprünglich für 2022 anvisierten 40.000 verkauften Einheiten, zählte das KBA per Ende Oktober erst 27.442 Zulassungen. "Was passiert, wenn wir unsere Ziele nicht erreichen?", fragte denn auch MHV-Vorstandsmitglied Marko Böttcher das vollständig angereiste Führungsteam von Mazda Motors Deutschland (MMD). Vertriebschef Felix Gebhart räumte ein, dass September und Oktober hinter den Erwartungen geblieben seien und dass das ursprünglich anvisierte Ziel damit in Frage stehe.
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Noch hofft Gebhart auf einen Jahresendspurt, kann aber erst Mitte November sagen, wieviel Fahrzeuge tatsächlich noch kommen. "Ob es 36.000 oder 38.000 Einheiten werden, wissen wir nicht." Er verwies auf die Stopklausel, die laut Händlervertrag solche Marktturbulenzen berücksichtigt. Da die sich daraus ergebenden Zahlen aber erst im Januar bekannt gegeben werden, monierten die Händler ihre fehlende Planungssicherheit für dieses Jahr. Der Zielerreichungsbonus macht schließlich einen großen Teil ihrer Vergütung aus.
Mazda Händlerverbandstagung 2022
BildergalerieZiel 2023: 55.000 Autos
Auch im nächsten Jahr werden die Händler wohl noch von diesen Unsicherheiten begleitet. Zwar gibt es im November zum 50-jährigen Jubiläum der Marke in Deutschland eine 14-tägige Aktion mit Sonderangeboten für die Kunden, diese wurde von den Händlern aber nur mit sehr verhaltenem Applaus aufgenommen. MMD-Chef Bernhard Kaplan definierte aber trotz der Unsicherheiten ein klares Ziel für 2023: "55.000 Autos sind möglich." Man könne Chancen im Markt nutzen, wenn andere Schwächen zeigten. Er versprach stabile Vertriebsprogramme und nicht so sehr an der Preisschraube zu drehen: "Wir wollen nachhaltiges Geschäft beim Händler." MHV-Präsident Werner Prange mahnte, dass Mazda die Signale der Wirtschaftsforscher ernst nehmen sollte, die auf ein schwaches Konsumklima hindeuten. Er forderte vor allem marktfähige Preise, damit – so die Anspielung auf das Kanzler-Zitat - "das Frühlingsgeschäft zumindest ein einfacher Wumms wird".
Modellzukunft
Sorgen bereitet den Händlern nämlich ein rückläufiger Auftragseingang. Außerdem fehlen ihnen die konkreten Perspektiven für die Modelle nach 2023. Kaplan gab hier nur vage Auskunft, weil er dem Hersteller, der offenbar für nächste Woche eine Veröffentlichung plant, nicht vorgreifen wollte. Nur so viel: Es bleibe auch 2024/25 beim Fokus auf SUV und Crossover, es würden weitere Fahrzeuge auf der großen Fahrzeugplattform eingeführt (CX-80) und es gebe eine neue Plattform für elektrische Fahrzeuge.
Nicht nachvollziehbare Restwertkalkulation
Schwierigkeiten beim Verkauf haben die Händlern auch wegen einer für sie nicht nachvollziehbaren Restwertkalkulation. Während die Mazda Finance für das in einem Beispiel gewählte Fahrzeug den Restwert von 48,3 auf 52,6 Prozent hoch setzte, reduzierte die BDK, die im Leasinggeschäft bekanntlich mit der ALD zusammenarbeitet, für dieses Auto den Restwert auf 44 Prozent. Das bereitet den Händlern Sorge in Bezug auf ihr Risiko bei der Rücknahme. Die Forderung deswegen: "Wir müssen Mitspracherecht in der Restwertkommission haben." MMD wollte dies nicht einräumen: Schließlich arbeite man mit renommierten Anbietern wie DAT und Schwacke für die Findung zusammen und letztendlich würde ohnehin die Bank entscheiden, hieß es. Allerdings wollte man den Händlern Einblick in die Kalkulation geben.