Der Formel-1-Rennstall Mercedes GP soll noch vor dem WM-Auftakt zum hundertprozentigen Werksteam werden. Nach einem Bericht des Fachmagazins "auto, motor und sport" (Mittwoch) will der Autobauer Daimler die gesamte Kontrolle am Team mit den deutschen Fahrern Michael Schumacher und Nico Rosberg übernehmen. Demnach soll der Konzern die noch fehlenden 24,9 Prozent von Teamchef Ross Brawn und vier weiteren Partnern kaufen. Mercedes GP wollte dies bei den Testfahrten in Valencia nicht bestätigen.
Der Rennstall teilte mit, dass man zu Spekulationen keine Stellung nehme. "Nur wenn es Fakten geben sollte, werden wir zu gegebener Zeit informieren", sagte ein Sprecher. Laut Magazin soll der Deal aber in Kürze perfekt gemacht werden.
Brawn hatte das Team 2009 unter dem Namen Brawn GP zum WM-Titel geführt und dann zu drei Vierteln an die Stuttgarter und den arabischen Partner Aabar verkauft. Der Investment-Konzern ist mit 9,1 Prozent Daimler-Großaktionär.
Durch die komplette Übernahme würde aus dem Rennstall im zweiten Jahr auch faktisch das erste Mercedes-Werksteam seit 1955. Mercedes müsste die Partner nicht mehr um Zustimmung fragen. Laut Bericht wäre Brawn nur noch Angestellter und damit theoretisch austauschbar. Allerdings sieht Schumacher im Engländer den entscheidenden Faktor, nach einer enttäuschenden Premierensaison mit Mercedes doch noch einen weiteren WM-Titel holen zu können. Mit Brawn zusammen wurde "Schumi" bei Benetton und Ferrari bislang siebenmal Weltmeister.
Der Druck ist enorm
Mercedes könnte mit dem Deal auch demonstrieren, voll und ganz hinter dem Rennstall zu stehen. Der Druck nach der ersten Saison, in der Schumacher hinter Teamkollege Nico Rosberg auf Rang sieben nur Gesamt-Neunter und Mercedes GP als Team nur Vierter wurde, scheint aktuell enorm zu sein. "Das Auto ist nicht nur aus meiner Sicht eine kleine Fehlgeburt gewesen", sagte Schumacher rückblickend. Auch der erste Test in Valencia lief aus Mercedes-Sicht nicht befriedigend. Am Dienstag konnten Schumacher und Rosberg wegen eines Hydraulikfehlers zusammen nur 15 Runden im neuen MGP W02 drehen. (dpa)