17:15 Uhr: Der Kongress endet
Das wars! IfA-Chef Stefan Reindl verabschiedet die Gäste von der nach eigener Aussage "umfangreichsten und anspruchsvollsten Veranstaltung des Instituts".
Und auch wir verabschieden uns vom wahrscheinlich umfangreichsten Artikel auf AUTOHAUS online überhaupt. Wir hoffen, es hat Ihnen gefallen!
Für alle die erst später dazukommen: Den Anfang des Kongressberichts mit der Keynote-Rede von BMW-Chef Oliver Zipse finden Sie ganz unten.
16:28 Uhr Sales-Forum
Mit einer Viertelstunde Verspätung startet nun (endlich) das letzte Forum des vollgepackten Kongressprogramms. Jetzt schildern die Hersteller ihre Vertriebspläne – und Felix Frank, General Manager bei Autoscout24. In einer kurzen "Wettervorhersage" prophezeit er das Aufeinandertreffen des "Hochdruckgebiets" Digitalisierung mit dem "Tiefdruckgebiet" neue Geschäftsmodelle im Handel. Das Resultat seien zwar nicht zwingend Stürme, wohl aber kräftige Böen, so Frank. Konkret: Laut einer Umfrage seien 40 Prozent der Autofahrer grundsätzlich am Online-Kauf von Gebrauchtwagen interessiert. Gleichzeitig drängten milliardenschwere Online-Gebrauchtwagenhändler wie Cinch, Cazoo oder Auto1 auf den Markt. "Nachfrage trifft auf Angebot", sagt Frank. Darauf müsse der Handel reagieren – nach Ansicht von Frank am besten indem der Handel Autoscout24 Smyle nutzt. Auf der Plattform können Händler ihre Fahrzeuge über Autoscout deutschlandweit direkt vermarkten (wir berichteten). "Wir bleiben unserer Rolle als Marktplatz treu", so Frank. Einen Handel mit eigenen Fahrzeugen werde es nicht geben, daher bleibe man Partner des Handels.
Andreas Marx, Head of Opel Germany legt seinen Fokus unter dem auf die Elektro-Strategie der Marke. Hier sei Opel Vorreiter: 2021 habe man bereits neun elektrifizierte Modelle, 2024 seien alle Modelle elektrifiziert und ab 2028 gebe es nur noch Stromer, so Marx. Damit sei man schneller als so manch anderer deutsche Hersteller. "Die CO2-Neutralität eines Unternehmens wird die License to operate", so Marx. Wer diese nicht habe, verschwinde vom Markt. Die Elektromobilität sei aber nicht die einzige Lösung – auch Wasserstoff gehöre zur Antriebstechnik der Zukunft. Hier lobt Marx sogar seinen Münchner Konkurrenten Oliver Zipse von BMW für dessen Bekenntnis zur Brennstoffzelle.
So ein Lob sucht man bei Stefan Quary, Verkaufsleiter für den deutschen Markt bei Audi, naheliegenderweise vergeblich: Audi setzt allein auf Stromer. Audi-Händler dürften Quarys Vortrag gerne lauschen. Der Manager bekennt sich mit Nachdruck zu einer besseren Kooperation zwischen Hersteller und Handel und kündigt an, seine Mitarbeiter wieder verstärkt in die Betriebe zu schicken und dort genau zuzuhören was die Autohäuser umtreibt. Danach, so verspricht er, werde es nicht nur beim Zuhören bleiben, sondern auch Taten folgen. Gleichzeitig wolle man intern an den Prozessen arbeiten. Ziel müsse eine gemeinsame nahtlose Customer Journey von Handel und Hersteller sein, in der trotz Direktvertrieb und Agenturmodell (dieses soll ab 1.1.2023 für E-Autos kommen) jeder seine Rolle und sein Auskommen findet.
Der Vortrag von André Schmidt, Präsident von Toyota Deutschland zielt in dieselbe Richtung. Der "Human Factor" sei entscheidend für den Automobilvertrieb der Zukunft. Und den könne nur der Handel bieten. Man wolle den Händlern helfen, sich weiterzuentwickeln so dass diese jeweils "Best in Town" sind. Gleichzeitig müsse man den Kunden aber – falls diese es wünschen – digitale Kanäle bieten. Damit sich diese zu einer einzigen physischen und digitalen Customer Journey verbinden, sei aber die enge Kooperation zwischen Handel und Hersteller nötig.
15.25 Uhr: Mathias Geisen, Leiter Corporate Strategy Mercedes-Benz
Mathias Geisen stellt bei seinem Vortrag drei Themen in den Fokus: Individuelle Mobilität, Elektrifizierung und Digitalisierung. "Wir haben derzeit 1,2 Milliarden Fahrzeuge weltweit auf den Straßen. Bis 2030 wird sich die Zahl auf 1,5 Milliarden erhöhen." Das sei ein Anstieg von 25 Prozent. "Wenn wir das hinbekommen wollen, muss die individuelle Mobilität nachhaltig werden". Geisen geht darauf ein, wie sich Mercedes-Benz als Hersteller weltweit diesen Herausforderungen stellt: "Besonders wichtig ist Wertwachstum in unserer Firma. In den nächsten Jahren wird das Unternehmen in die Transformation 70 Milliarden Euro investieren. Motivierte Mitarbeiter sind dabei unser Fundament", erläutert er. Außerdem sollte das Thema Nachhaltigkeit in sämtlichen Aktivitäten, die verfolgt werden, beinhaltet sein.
Die Technologie sei alltagstauglich geworden, werde noch große Sprünge machen. Davon ist der Mercedes-Manager überzeugt. Dazu nimmt die Energiedichte der Batterien zu. Auch die Kunden sind mental im Wandel zu Elektroautos angekommen. "Es reicht nicht, tolle Autos zu bauen, die Infrastruktur muss ein Level erreichen, dass es für den Kunden komfortabel ist ein E-Auto zu fahren. Wir sind fest davon überzeugt, dass sich die Elektromobilität nochmal massiv beschleunigen wird, gerade im Luxussegment wird das extrem rasant fortschreiten, weil unsere Kunden nochmal andere Möglichkeiten haben, was die private Infrastruktur angeht."
Auf der Elektroseite sind die Schwaben laut Geisen schon "extrem schnell unterwegs". Ende 2022 werde man in der Lage sein, in jedem Segment ein vollelektrisches Fahrzeug anbieten zu können. 2025 wolle Mercedes-Benz drei Architekturen einführen: MB.EA, AMG.EA und VAN.EA.
Zur Digitalisierung: Mit MB.OS entwickelt der Hersteller gerade seine eigene Software, die in den nächsten Jahren ausgerollt werden soll. Geisen: "Wir glauben, dass wir in eine klimaneutrale und digitalisierte Zukunft aufbrechen können. Wir haben einiges geplant."
14.45 Uhr: Aftersales Forum - Digitalisierung und Elektrifizierung
Arnd Franz, Chief Executive Officer, LKQ Europe GmbH, Athos Giannelli, Associated Partner MHP – A Porsche Company, Imelda Labbé, Head of Group After Sales Business Development | Volkswagen AG und Karl Hell, Direktor Aftersales Hyundai Motors Deutschland GmbH, stellen ihre Standpunkte dar. "Hinsichtlich der Elektrifizierung wollen wir unsere freien Werkstätten befähigen, direkt und digital mit dem Kunden in allen Fahrzeugtypen Geschäfte zu machen. Im B2C-Bereich stellen wir außerdem digitale Verbindungen zwischen dem Autofahrer und der Werkstatt her", erklärt der Europa-Chef von LKQ.
Die Elektrifizierung werde einen großen Einfluss auf das freie Werkstattgeschäft haben, der Einfluss wird sich aber noch eine ganze Weile hinziehen. "Bis 2030 werden wir im Fahrzeugbestand 30 Millionen Autos zusätzlich haben, das Fahrzeugalter wird steigen. Künftig muss ich in der Lage sein, nach der Hälfte des Fahrzeuglebens hinsichtlich der Batterie eine Lösung anzubieten, sei es eine Reparatur oder ein Austausch", so Franz.
Mit der vermehrten Elektrifizierung wird das Servicegeschäft in Werkstätten weiter zurückgehen, bis 2040 werden sich die gebundenen und freien Werkstäten um die Hälfte reduzieren, prognostiziert Franz. Weiter ausgebaut werden müsse unbedingt die Ladeinfrastruktur, die jetzige Planung reiche bei Weitem nicht aus. Zudem werden bis 2030 rund 70 Millionen Hochvolt-Batterien auf dem Markt sein, die es möglichst früh abzufangen gelte.
Athos Giannelli geht davon aus, dass die momentane Umsatzrendite im Afersales hinsichtlich der Digitalisierung sinken wird. Allein vor dem Hintergrund, dass ein Verbrenner 4.000 Ersatzteile beinhaltet, beim E-Autos sind es rund 400. Weniger Teile bedeutet weniger Marge. "Wir gehen von einer geringeren Umsatzrendite in Höhe von 1,5 Prozent aus", so Giannelli.
Kein Risiko ohne Chancen: Neue Geschäftsmodelle müssen her. Möglich wird das durch das Angebot der gesamten Wertschöpfungskette beim Erwerb eines E-Autos, erklärt Gianelli. "Neben dem Fahrzeug sollte das Angebot auch die Beratung für die passende Wallbox über die Aussicht einer Photovoltaikanlage bis hin zum E-Bike umfassen. Dadurch lassen sich bisherige Verluste ausgleichen, vorausgesetzt der Kunde erhält sämtliche Informationen anhand einer umfangreichen Beratung."
"Elektrifizierung und Digitalisierung sind Kernsäulen unserer der Strategie, wir wollen vorne dabei sein. Wir müssen außerdem darüber nachdenken, wie wir zehn Jahre alte E-Fahrzeuge aktiv halten können. Das muss in einer Einheit konzentriert werden, die Sales, Fahrzeug und Aftersales miteinander verbindet", sagt Imelda Labbé. Zudem brauche es eine Vernetzung von Online- und Offlineangeboten und den Schulterschluss zum Händler." Neue Geschäfte müssen sich eng am Auto abbilden, aber digital.
Hersteller und Handel müssen Hand in Hand arbeiten. "Abschließend möchte ich sagen: wir sollten nicht zu pessimistisch in die Zukunft schauen, sondern das Heft selber in die Hand nehmen, und nicht anderen überlassen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, erklärt Labbé.
Karl Hell, Direktor Aftersales Hyundai Motors Deutschland GmbH, erklärte, dass im Zuge der Transformation das Personal eine entscheidende Rolle spielt. "Das müssen wir mitnehmen, letztendlich auch zur Steigerung der Kundenloyalität und für den wirtschaftlichen Erfolg." Digitalisierung sei wichtig, aber nicht zu jedem Preis. Der Mensch ist für mich ein zentraler Baustein für einen erfolgreichen Weg in die Zukunft", so Hell.
14:05 Uhr: Retail Forum
Das Retail Forum startet unter dem Motto "Denken in neuen Konfigurationen" mit Top-Vertretern der Handelsstufe. Shannon Hellmann hebt die Bedeutung von digitalen Infrastrukturen hervor. Momentan sei die IT im Autohaus nichts als Massendatenspeicherung, so der Brandmanager der Auto Weller GmbH. Doch kluge und vernetzte Systeme könnten viel mehr und zu einem Differenzierungsmerkmal gegenüber dem Herstellerpartner werden. Hellmann fordert ein Umdenken bei den Kfz-Unternehmen ein: "Die IT ist kein Arbeitsplatzvernichter. Die IT ist als weiterer Mitarbeiter zu sehen, der bei wichtigen Prozessen entlasten, einen Mehrwert bieten und letztlich die Profitabilität erhöhen kann." Dafür müsse Geld in die Hand genommen werden.
Hans-Jürgen Persy stellt mit Blick auf den größten Umbruch in der Geschichte der Kfz-Branche klar: "Der Automobilhandel möchte auch künftig mittendrin statt nur dabei sein." Seine Vorstellung sei weiterhin die einer Lastenteilung zwischen Handel und Hersteller und die einer Anerkennung der jeweiligen Kompetenzen. Den anwesenden Kongressteilnehmern schreibt der Chef der Löhr-Gruppe deshalb ins Stammbuch:
- Den Charakter des Wandels erkennen und verstehen
- Die Transformation ernst nehmen
- Führungssysteme und Organisationen erneuern
- Den Schulterschluss mit Partnern üben
- Mit den Verbänden den Herstellern auf die Finger schauen
Physische Erlebnisse schaffen und Orientierung geben
Stefanie Senger, die Geschäftsführende Gesellschafterin der Egon Senger Holding, erklärt, wie die Autohäuser aus ihrer Sicht wieder in die "Vorlage" kommen, sprich wie sie die Kontrolle zurückgewinnen können. Um auch künftig relevant und interessant für den Kunden zu bleiben, sollten die Betriebe physische Erlebnisse und "besondere Momente" vor Ort schaffen. Ziel sei es, dem Käufer in diesen komplexen und schnelllebigen Zeiten Orientierung zu geben. "Wir bringen dafür enorm viel mit", betont die Händlerin unter Verweis auf starke Netzwerke und starke Marken in den regionalen Märkten. Grundsätzlich wünscht sie sich von ihren Kolleginnen und Kollegen mehr Optimismus: "Wir malen die Welt des Automobihandels zu schwarz."
Fritz Tiemeyer, Junior-Chef der Tiemeyer Gruppe, präsentiert im Anschluss die Strategie des wachstumsstarken VW-Konzernhändlers aus Bochum. Es geht um die Fragen: Wie kann durch Effizienz- und Produktivitätssteigerung in allen Bereichen die Wettberwebsposition gesichert werden? Welche und wie viele Prozesse werden zentralisiert und digitalisiert? Wie kann der Aftersales als größter Ergebnisbringer ausgebaut werden? "Die Kuh lebt noch und wird gemolken – und das kräftig", macht Tiemeyer deutlich.
"Wir sind systemrelevant"
Der Kfz-Unternehmer ist sich auch sicher, dass die OEM in den nächsten fünf Jahren zwingend auf die Vertragshändler angewiesen sein werden." Die gute Kundenbindung der Autohäuser sichere langfristig gute Renditechancen. Auch Banken und Online-Händler sieht er noch nicht als große Gefahr. Hier würden überzeugende Fahrzeugverkaufsquoten fehlen. Tiemeyer: "Wir sind systemrelevant – offline und online."
13.30 Uhr: Vinfast - the automotive miracle
Jetzt spricht Michael Lohscheller, CEO von Vinfast, über den neuen Hersteller aus Vietnam, die Fahrzeuge und die geplante Markteinführung. Vinfast möchte als rein elektrische Marke auf dem internationalen Markt durchstarten.
"Wir haben mit der Vingroup sehr starke, auch finanzielle Unterstützung. Bei den Produkten wollen wir in Segmente hinein, die sehr großes Wachstum haben. Wir setzen auf Produktqualität, sowie guten Service und Vertrieb. Wir sind sehr optimistisch, auch wenn uns bewusst ist, dass die Marke noch nicht so sehr bekannt ist", erklärt Lohscheller optimistisch. "In den kommenden zwölf Monaten besteht die Aufgabe darin, die Bekanntheit der Marke zu steigern. Ich glaube die Zeit ist reif für neue Marken und Angebote."
Lohscheller stellt Vinfast als jungen und frischen Anbieter vor, der seit 2017 in Vietnam am Start ist. Sie sei in kurzer Zeit gegründet worden und sei enorm schnell gewachsen. Vinfast ist Vietnams einziger Automobilhersteller. "Darauf sind wir besonders stolz." Die Vision: Die Elektromobilität mit dem Motto "better life for people" nach vorne zu bringen. Produktqualität, attraktive Preise in allen Märkten und ein ganz besonderer Service – das ist die Philosophie, die dahintersteckt. Der Vertrieb soll digital gestaltet werden. Besonders wichtig ist laut Lohscheller der Vertrieb der Batterie, dafür soll es ein gutes Angebot auf den internationalen Märkten geben – der Kunde kann das Auto kaufen und muss für die Batterie nur die monatliche Zahlung festlegen. So besteht die Möglichkeit für den Kunden, nach gewisser Zeit auch eine andere Batterie zu wählen. "Fahrzeug und Batterie sind also getrennt. Das hat den Vorteil, dass wir die Verantwortung übernehmen", erklärt Lohscheller.
Außerdem arbeitet Vinfast selbst an Ladestationen und an deren Verbreitung. Ende 2021 soll das erste Fahrzeug, das VF e34, ein Crossover im C-Segment, auf den Markt gebracht werden. "Bisher haben wir schon jede Menge E-Scooter auf der Straße, damit wollen wir nachhaltig zum Klimaschutz beitragen."
12:08 Uhr: Interview mit Stellantis-Managerin Maria Grazia Davino
Etwas mehr Zeit zur Diskussion sollte für das Gespräch mit Maria Grazia Davino bleiben. Die frühere Chefin von FCA Germany und jetztige Sales- und Marketing-Direktorin für Stellantis in Europa verzichtet auf eine Keynote-Rede und gibt stattdessen IfA-Chef Stefan Reindl ein Interview. Hauptthema ist zunächst die Fusion von FCA mit PSA und die Frage, wie man neun verschiedene Marken unter einen Hut bringt. Davino betont, dass man noch immer in der ersten Phase der Transformation sei. Konkret bedeute das, dass man die verschiedenen Marken abgleiche und nach Best Practices suche, die der Rest übernehmen könne. "Jede Marke bringt etwas ein und muss sein Potential ausschöpfen", so Davino.
Um die Frage, ob alle Marken überleben werden, windet sich Davino allerdings etwas. – Ein klares Bekenntnis, dass alle auf Dauer überleben werden gibt sie nicht ab, betont aber "jede Marke ist wichtig" und habe eine unterschiedliche Käuferstruktur. Auch Marken wie Lancia hätten Fans und seien – etwa in Italien – wichtig. Gleichwohl müsse die Kundenbasis in Ländern wie Deutschland völlig neu aufgebaut werden.
Die neuen Händlerverträge
Wichtiges Gesprächsthema ist auch das Thema Händlervertrag. Die Netzkündigung im Mai sei unvermeidbar gewesen um die Verträge im Konzern vereinheitlichen zu können, macht Davino unmissverständlich klar. Nach ihrer Aussage werden die neuen Händlerverträge deshalb bei allen Marken sehr ähnlich sein. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass nicht alle Händler alle Marken anbieten dürfen. Hier würden die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt. Wer bisher sehr erfolgreich Opel vor Ort verkauft habe, werde das auch künftig tun können.
Mit den neuen Verträgen wolle man außerdem in "Richtung Agenturmodell" gehen. Losgehen soll es 2023. Österreich, die Niederlande und Belgien sind dabei Vorreiter - sie starten mit allen Konzernmarken. In den übrigen Ländern geht es 2023 zunächst nur mit der "Premium-Markengruppe" DS, Alfa Romeo und Lancia sowie den Nutzfahrzeugen los. Die übrigen Marken folgen später. Wie die Aufgabenverteilung zwischen Hersteller und Handel in Zukunft aussehen soll, sei noch offen. Statt einem "Return on Invest" soll aber künftig auf beiden Seiten ein "Return on Capital Employed" im Fokus stehen. Als Agenturprovision peilt Stellantis künftig vier bis fünf Prozent an. Hier sind andere Marken mit Agenturmodell merklich "spendabler". Das weiß auch Davino – im Gespräch mit Reindl und mit Blick auf die Händler im Plenum beeilt sie sich daher zu betonen, dass die Neuwagen-Marge ja nicht alles sei, sondern das Geld bereits jetzt mit Dienstleistungen darum herum verdient werde – etwa den Financial Services oder dem Aftersales.
11:53 Uhr: Diskussionsrunde ohne Zeit zur Diskussion
Den Abschluss des Zukunftsforums bildet eine kleine Gesprächsrunde mit den vier Forumsteilnehmern und IfA-Chef Stefan Reindl. Eine richtige Diskussion will dabei allerdings nicht aufkommen. Zu divers sind die Themen der verschiedenen Forumsteilnehmer und zu knapp die Zeit - nach den Vorträgen bleiben noch etwa zehn Minuten. Das ist zu wenig um alle Themen zu beleuchten und tiefer ins Thema einzusteigen. Und so hört man in erster Linie das, was bereits in den Kurz-Vorträgen behandelt wurde. Schade!
11:44 Uhr: Seitenhiebe von ViveLaCar-Managerin Florine von Caprivi
Florine von Caprivi, COO beim Auto-Abo-Anbieter ViveLaCar, beginnt ihren Impulsvortrag erst einmal mit einem kräftigen Seitenhieb auf die Konkurrenz: Ein Großteil der Konkurrenzangebote sein in Wahrheit kein Auto-Abo, sondern Leasing, so Caprivi. Von einem echten Auto-Abo könne man nur sprechen, wenn es kurzfristig – etwa zum Monatsende – kündbar sei und es keine dreimonatigen Kündigungsfristen gebe. Danach folgt im Grunde eine Produktpräsentation: Von Caprivi stellt die neuen Angebote "Valor", "End2End" und "One" vor. Bei ersterem handelt es sich um ein kostenloses Tool, mit dem Händler identifizieren können, welche Fahrzeuge in ihrem Bestand sich besonders für ein Auto-Abo eignen (mehr dazu hier). Zweiteres ist eine erweiterte Angebotsstrecke, mit deren Hilfe Kunden ihr Abo-Fahrzeug ohne große Umstände kaufen, finanzieren oder leasen können (mehr dazu hier). "One" schließlich ist ein neues Carsharing-Angebot für einen geschlossenen Personenkreis, das im November an den Start gehen soll (mehr dazu hier)
11:37 Uhr: Neue Services im Fahrzeug
Stefan Schetter von Crifbürgel widmet sich neuen, mobilen Geschäftsmodellen in und ums Auto. Seine These: Durch den technischen Fortschritt ändern sich die Anforderungen der Nutzer: Diese würden künftig eine stärkere Vernetzung ihres Autos mit Geräten wie Smartphones verlangen und hätten Interesse an zubuchbaren Upgrades und Updates sowie Pay per Use Modellen. "Autos werden zur mobilen Plattform", so Schetter. Dazu würden auch Add-On Services gehören – beispielsweise Tanken, Laden, Parken oder Hotelbuchungen die über das Auto angestoßen und abgewickelt werden.
11:30 Uhr: Audi - Alles auf eine Karte
Jetzt ist Stephan Reil an der Reihe, Leiter der technischen Entwicklung bei Audi in Neckarsulm. Er grenzt sich mit seinem Vortrag zur Audi-Strategie Vorsprung 2030 inhaltlich deutlich von der Keynote BMW-Chefs ab: Audi setze auf "völlige Technologieklarheit", sagt Reil. Bedeutet: Keine Technologieoffenheit, sondern alles auf eine Karte: Und die heißt Elektromobilität. 2025 starte die Produktion des letzten neuen Modells mit Verbrenner, ab 2026 gebe es dann nur noch E-Autos. Ab 2033 laufe dann die Produktion von Verbrennern aus. "Wir stellen Produkte um wie kein anderer Hersteller", sagt Reil. Für diese Vorleistung erwarte man im VW-Konzern aber auch, dass die Politik beim Ausbau der Ladeinfrastruktur Schritt hält.
Nur durch diesen Fokus auf eine Technologie könne man die Voraussetzungen schaffen um das Ziel einer CO2-neutralen Mobilität zu erreichen, gibt sich Reil überzeugt. Das Engagement soll sich natürlich auch im Hinblick auf die Verkaufszahlen lohnen: Drei Millionen Fahrzeuge will Audi bis 2030 jährlich verkaufen.
11:25 Uhr: Solar ist die Zukunft – sagt der Sono-Chef
Los geht’s mit Impulsvorträgen. Den Anfang macht Thomas Hausch, der noch so manchem Händler als Chef von Nissan Deutschland in Erinnerung sein dürfte. Seine These: Die E-Autos der Zukunft werden Solar-E-Fahrzeuge. Schon allein deswegen, weil die Ladeinfrastruktur nicht ausreicht, dass alle E-Auto-Fahrer ihr Auto immer an der Steckdose vollladen können. Fahrzeuge wie der Sion, die in ihrer Außenhaut mit Solarmodulen bedeckt sind seien daher die Lösung. Hausch ist überzeugt: 50 Prozent der Reichweite beim Sion komme im Schnitt über die Solarmodule – bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 12.000 km jährlich. Setze sich die Technik durch, könnten europaweit 30 Millionen Menschen E-Auto fahren ohne je an die Ladesäule zu müssen, so der Manager
Hausch' zweite Forderung: Sharingangebote müssen deutlich ausgebaut werden, weil sonst schlicht der Platz in den Städten zu knapp wird. "Jedes E-Auto muss mehr als einen Verbrenner ersetzen. Wir stehen vor einem Automobilinfarkt", so Hausch.
11:20 Uhr Zukunftsforum
Nach der Keynote von Alain Visser steht nun das erste Forum auf der Agenda – es geht um die Zukunft, bzw. die Geschäftsmodelle der Zukunft. Die Diskutanten sind: Florine von Caprivi (COO ViveLaCar), Thomas Hausch (Geschäftsführer Sono Motors) Stephan Reil (Leiter Technische Entwicklung, Audi Neckarsulm) und Stefan Schetter (Sales Director Automotive bei Crif Bürgel).
10:25 Uhr: Alain Visser, CEO Lynk & Co
"Das Erlebnis macht den Unterschied"
Alain Visser, Chef von Lynk & Co, stellt seinem Vortrag die provakante Frage voran: "Braucht die Welt noch eine Automarke?" Seine Antwort: Nein! Deshalb sieht der erfahrene Branchenmanager (unter anderem General Motors, Opel und Volvo) die 2015 gegründete Tochter des chinsischen Geely-Konzerns auch als Online-Unternehmen. "Das Auto ist für uns eine Mobilitätslösung, nicht ein Produkt." Wichtig sei das Erlebnis für den Kunden. Visser: "Das Erlebnis macht den Unterschied. Produkte und Dienstleistungen sind kopierbar, das Erlebnis ist es nicht."
Gestartet wurde Lynk & aus der Motivation heraus, das Geschäftsmodell Auto neu zu denken, um den veränderten Kundenerwartungen gerecht zu werden. "Die Kunden wollen etwas anderes – und das wollen wir ihnen bieten", so Visser weiter. Die Trends "Nutzen statt Besitzen", Konnektivität und Nachhaltigkeit seien die Haupttreiber gewesen.
Das Konzept hinter Lynk & Co ist laut Visser "supersimpel": Die "Mitgliedschaft" kostet dem Kunden 500 Euro im Monat, weitere Ausgaben fallen nicht an. Zudem können die Mitglieder ihr Auto für Carsharing nutzen und so die monatlichen Belastungen reduzieren. Die Fahrzeugauswahl ist vorerst mehr als überschaubar: Bislang gibt es mit dem Crossover 01 nur ein Modell, das nur als Hybrid und in schwarz oder blau zu haben ist. Visser kündigt an, "nie mehr als drei Modelle" anbieten zu wollen. Die Nummer zwei werde ein reines Elektroauto.
Auch in puncto Vertrieb wählt Lynk & Co einen neuen Ansatz. Im Zentrum stehen sogenannte "Clubs" in großen Metropolen. Die Standorte sollen für den Erlebnis- und Lifestyle-Faktor sorgen. Derzeit gibt es vier in Europa, einer davon wurde Mitte September in Berlin eröffnet. Laut Visser will man bis Ende kommenden Jahres europaweit 22 Clubs haben. In Deutschland sind vorerst vier Markenstores in Großstädten geplant. Für den Fahrzeugservice greift Lynk & Co auf das Volvo-Netz zurück.
Mehr Demut gefordert
Visser geht auch auf die Umbrüche im Automobilhandel ein: "Ich denke, es wird noch lange Autohäuser geben – ab sie müssen sich wandeln. Ansonsten sind sie tot." In diesem Zusammenhang kritisiert er das Verhalten der Industrie: "Einerseits fordern die Hersteller vom Handel Investitionen, andererseits kürzen sie die Margen – das ist nicht unser Weg." Der Branche wirft Visser Stillstand und Heuchelei vor: "Wir sind arrogant und sagen, wir seien innovativ, aber unser Geschäftsmodell ist seit Jahrzehnten gleich. Wir alle sprechen von Nachhaltigkeit, aber das Produkt Auto wird nur zu vier Prozent seiner Zeit genutzt." Man müsse demütiger werden.
10:00 Uhr: Winfried Hermann, Verkehrsminister Baden-Württemberg
"Verkehr und Mobilität menschen- und umweltfreundlicher machen"
Für Baden-Württembergs Winfried Hermann ist die Verkehrswende vor dem Hintergrund der CO2-Regierung zunächst eine Antriebswende. Der Grünen-Politiker nennt im Gespräch mit Prof. Stefan Reindl den Umstieg auf den batterielektrischen Antrieb bei den Pkw als wichtigen Schritt. Für den künftigen Lkw-Verkehr sieht Herrmann vor allem die Brennstoffzelle als geeignete Antriebsform an, bei Flugzeugen und Schiffen den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen.
Grundsätzlich müsse man weg von der Autolastigkeit, betont der vom ITS-Weltkongress in Hamburg per Videocall zugeschaltete Herrmann. "Pkw- und Lkw-Verkehr werden weiterhin eine starke Stellung haben, aber nicht mehr so dominant wie bisher." Es gelte jetzt den Mobilitätswandel voranzutreiben – mit der Stärkung der öffentlichen Verkehrsmittel, dem Ausbau des Schienenverkehrs sowie dem Bau von Radschnellwegen in Ballungsräumen.
Mit Blick auf die kommende Regierung und einen neuen Bundesverkehrsminister unterstreicht Herrmann: "Wir brauchen eine neue Straßenverkehrsordnung." Leitbild müsse sein, Verkehr und Mobilität menschen- und umweltfreundlicher zu machen. Dieses Jahrzehnt werde auch das "Jahrzehnt der Digitalisierung des Verkehrs".
09:15 Uhr: BMW-Chef Oliver Zipse
"Nachhaltigkeit ist einer der dominanten Kauffaktoren der Zukunft"
Den Auftakt beim diesjährigen IfA-Kongress machte BMW-Chef Oliver Zipse mit seiner Keynote zum Thema "Beyond Green Electricity". Darin stellte er die These auf, dass Nachhaltigkeit in Zukunft eines der maßgeblichen Kauf-Argumente am Point of Sale sein wird und daher zwingender Bestandteil unternehmerischer Entscheidungen sein müsse. Man müsse "Klimaneutralität ernst nehmen" und nicht nur Lippenbekenntnisse abgeben, mahnte Zipse.
BMW und Deutschland als Industrie- und Forschungsstandort seien für den Wandel aber gut gerüstet. Gleichwohl sei noch viel zu tun. Vor allem beim Ausbau der Ladeinfrastruktur hinke Deutschland und Europa noch weit hinter dem her, was angesichts des erwarteten Hochlaufs der E-Mobilität nötig sei. Zipses Forderung: Die Gesetzgebung zu den Flottenzielen der Hersteller an den tatsächlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur koppeln.
BMW selbst sieht Zipse auf Kurs, zur Einhaltung des 1,5 Grad Ziels beizutragen. Bis 2030 will BMW den gesamten CO2-Fußabdruck seiner Fahrzeuge um 40 Prozent senken. In der Lieferkette sei dabei eine Reduktion um 20 Prozent, in der Produktion um 80 Prozent und in der Nutzungsphase um 50 Prozent geplant. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen", so Zipse.
Weiter wolle man deutlich stärker auf eine Kreislaufwirtschaft in der Autoherstellung setzen. Die derzeitige Sekundärquote – also die Nutzung von recycelten Materialien – wolle man von 30 auf 50 Prozent steigern. "Aus Autos entstehen wieder Autos", fasste Zipse das Ziel zusammen. Besonderer Schwerpunkt liege dabei auf der Antriebsbatterie von E-Autos, in der viele seltene und wertvolle Rohstoffe verbaut sind. Eine Recyclingquote von 90 Prozent sei langfristig "machbar", erklärte Zipse. Bis 2030 strebe man bereits eine Quote von 70 Prozent für Akkupacks und mehr als 90 Prozent für Kobalt, Nickel und Aluminium an.
In diesem Jahr will BMW "10 Millionen elektrische Fahrzeuge auf den Markt bringen" versprach der Konzernlenker. Die Elektromobilität allein sieht BMW aber nicht als alleinige Lösung. Vor allem in ländlichen Gegenden komme diese nicht immer in Frage. "Maximale Klimawirkung geht nur mit Technologieoffenheit", betonte Zipse daher. Dabei spielen auch Wasserstoff und Brennstoffzellenautos eine wichtige Rolle: "Wasserstoff ist die einzige Möglichkeit nachhaltig erzeugte Energie zu speichern", erklärte Zipse.
In der anschließenden Fragerunde ging Zipse abschließend auch noch auf die Rolle des Handels ein: "Händler sind unverzichtbar", sagte der BMW-Chef. Allerdings würden sich deren Aufgabe wandeln. Der Vertrieb der Zukunft sei hochdigitalisiert und müsse aus einer durchgehenden Kette von Kanälen und Kontaktpunkten bestehen. Dabei müssten wesentlich mehr Daten geteilt werden und die Händler müssten neue Services in der digitalisierten Kundenbetreuung anbieten. Aber allein schon im Hinblick auf den Service, sei der Handel vor Ort bei langlebigen Produkten wie Autos weiterhin unersetzbar. In dieser Hinsicht unterscheide sich das Produkt Auto grundlegend von den meisten anderen Produkten.
09:05 Uhr: IfA-Chef Prof. Stefan Reindl
Technische Probleme zum Start
An dieser Stelle würden wir Ihnen eigentlich gerne ein paar Infos zur Begrüßungsrede von IfA-Chef Prof. Stefan Reindl geben. Leider gibt es aber offenbar technische Probleme und der Live-Stream bleibt schwarz. Vielleicht klappt es ja bis zum Start der Keynote-Rede des heutigen Stargastes: BMW-Chef Oliver Zipse...
09:00 Uhr: Der AUTOHAUS-Liveticker startet
Los gehts mit dem IfA-Branchengipfel 2021 und unserem Liveticker aus der AUTOHAUS-Redaktion, mit dem wir Sie über alle Vorträge des heutigen Kongresses versorgen.
Viel Spaß!