Kalifornien hat es besser: Seit jeher blickt der "Golden State" mit gesundem Optimismus nach vorne. In dem Sonnenland der Vereinigten Staaten stehen üppig motorisierte Prestige-Autos traditionell ganz vorne auf der Wunschliste für ein finanziell anspruchsvoll gesichertes Leben. Gleichzeitig hat sich Kalifornien zum lautesten Rufer nach schärferen Abgasvorschriften entwickelt und so die Geburt der Hybridautos gefördert. Diese Widersprüchlichkeit zeigt sich einmal mehr auf der Los Angeles Auto Show 2011 (bis zum 27. November).
Traditionell übernehmen die deutschen Hersteller auf dieser zweitgrößten amerikanischen Automesse eine von zwei Hauptrollen. Die andere liegt – nach einem kurzen Schwächeanfall – wieder bei der heimischen Industrie mit den Protagonisten General Motors (GM), Ford und Chrysler. Die "Big Three" demonstrieren ihre Lernfähigkeit mit etlichen Hybridfahrzeugen und einer anschaulichen Palette neuer Modelle, die aber zum großen Teil für den deutschen Markt nicht von Bedeutung sind.
Mit großem Selbstbewusstsein agieren die Marken des VW-Konzerns. Porsche hat seinen neuen 911 Carrera mitgebracht – und Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz definiert nicht ohne Grund Kalifornien als dessen "zweites Heimatland". Porsche fühlte sich dort schon immer wohl und die neuen Carrera und Carrera S werden wie ihre Vorgänger, die hier seit Jahrzehnten zuhause sind, den Mythos der Marke weiter tragen. Das gilt auch für Volkswagen, deren Produkte nach mancherlei Rückschlägen wieder zu den technisch definierten Konturen finden. Im Mittelpunkt: Speziell für den US-Markt entwickelte Modelle wie der vor Ort produzierte Passat. Gleichzeitig sollen diese mit ausreichend deutschem Charakter ("german engineering") aufwarten. Der einstige Passat CC wird künftig nur noch als "CC" geführt und soll als Exclusiv-Ausführung glänzen. Vom neuen Beetle gibt es eine Power-Version ("R Concept") zu sehen. Sie hat rund 270 PS unter der Haube.
Leistung satt bei Audi, Mercedes und BMW
Auf hohe Leistung setzt auch Audi, deren R8 Spyder umlagert ist von Menschen, die vermutlich über eine eigene Rennstrecke verfügen. Denn wer diesen Audi auch nur im dritten Gang unter den Augen der Highway Patrol voll ausfährt, riskiert einen längeren Aufenthalt hinter Gittern. Auch Mercedes schiebt seine potenten AMG-Versionen aufs Podium. Die einschlägig gekräftigten C- und M-Klasse-Versionen werden von aufgeladenen V8-Motoren befeuert, die schon im Stand gut sind für ein Strafticket wegen Tempoüberschreitungen. Auch der neue M5 von BMW geizt nicht mit seiner Kraft – und die alternativ angetriebenen i-Versionen aus München werden zeigen, wie stark das deutsche Umweltwesen sein kann.
Die deutsche PS-Riege fährt allerdings nicht allein. Zwar gibt sich die Konkurrenz aus Japan und aus Amerika große Mühe mit Hybridmodellen und kleinkalibrigeren Motoren, aber den Hang und den Drang wohlhabender Amerikaner zu Muskelautos möchte man doch nicht ungenutzt verstreichen lassen. Dazu gehört der neue Lexus GS, dessen V6 immerhin etwa 300 PS liefert, und die Corvettes, Mustangs und Camaros (mit einer neuen Cabrio-Version) drücken noch höhere Leistungen auf den Asphalt. Auch der Cadillac XTS lebt in dieser Leistungsregion, aber die langweilig gekleidete Limousine lässt jeglichen Zauber aus der Vergangenheit der Marke vermissen.