Angeschoben von der Nachfrage vor allem aus China hat sich die deutsche Exportwirtschaft im September weiter aus dem Corona-Tief gearbeitet. Im Vergleich zum August 2020 legten die Ausfuhren um 2,3 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Mit einem Volumen vom 109,8 Milliarden Euro lagen die Waren-Exporte allerdings noch um 3,8 Prozent unter dem Vorjahresmonat. Von Januar bis einschließlich September blieben die Ausfuhren mit 880 Milliarden Euro um 11,7 Prozent unter dem Niveau der ersten neun Monate des Vorjahres.
Der Anstieg der Corona-Infektionszahlen und die in vielen Ländern verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bereiten der Wirtschaft allerdings Sorgen. Für die Erholung des Außenhandels sei es entscheidend, dass die Grenzen für Güter und insbesondere auch für Personen offen blieben, mahnte der Präsident des Außenhandelsverbandes (BGA), Anton Börner. "Doch nicht nur die derzeitige Pandemieentwicklung setzt diese Erholung massiv unter Druck. So wirft auch der Brexit seinen Schatten voraus." Die Exporte in das Vereinigte Königreich waren im September im Vorjahresvergleich um fast 20 Prozent eingebrochen.
Exportrückgang um 13 Prozent erwartet
Nach Einschätzung der Industrie wird die Phase der Erholung noch länger dauern. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet in diesem Jahr mit einem Rückgang der Exporte um insgesamt 13 Prozent. In der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 war der Außenhandel demnach um 18 Prozent eingebrochen.
"In diesem Jahr erwarten wir nur noch ein Exportvolumen, das ungefähr dem vor sechs Jahren entspricht", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Er rechnet damit, dass sich die Exportaussichten bis zum Jahresende eintrüben. "Neben dem anhaltenden Corona-Schock drohen verschärfte Exportkontrollregeln, die Wachstumschancen der globalen Arbeitsteilung auszubremsen." Hinzu kämen Visa- und Einreisebeschränkungen sowie "überbordende" Zölle.
Zeitweise Grenzschließungen, Störungen in der Logistik und Unterbrechungen der Lieferketten zu Beginn der Corona-Pandemie hatten das Geschäft mit «Made in Germany» in den vergangenen Monaten ausgebremst. Nach der Erholung im Sommer befürchtet die Wirtschaft einen erneuten Rückschlag.
Deutsche Wirtschaft profitiert von der Erholung in China
Vor allem die Geschäfte mit China, das zu den wichtigsten Absatzmärkten für Waren "Made in Germany" zählt, zogen im September deutlich an. Die Regierung dort hat die Corona-Pandemie offenbar im Griff und setzt zudem stark auf den Konsum. Deshalb und wegen der Erholung des Welthandels legte die Wirtschaft der Volksrepublik zuletzt spürbar zu. Die deutschen Exporte in die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt stiegen um 10,6 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro im Vergleich zum September 2019. China ist der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt der deutschen Autokonzerne Volkswagen (inklusive Audi und Porsche), Daimler und BMW.
Im Oktober seien 2,02 Millionen Pkw, SUVs und kleinere Mehrzweckfahrzeuge an Endkunden gegangen, teilte der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Montag in Peking mit. Das war ein Plus von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und der vierte Anstieg in Folge.
Der Branchenverband PCA zählt den Verkauf von Pkw, SUVs und kleineren Nutzfahrzeugen an die Endkunden. Der Herstellerverband CAAM (China Association of Automobile Manufacturers) bezieht neben Pkw auch schwere Nutzfahrzeuge in seine Statistik ein und misst den Absatz der Hersteller an die Händler. CAAM hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass der Absatz an die Händler vorläufigen Berechnungen zufolge im Vergleich zum Vorjahr um 11,4 Prozent gestiegen war.
Exporte in die USA und Importe rückläufig
Die Ausfuhren in die von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Vereinigten Staaten sanken indes um 5,8 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Die USA sind seit Jahren der größte Einzelmarkt für den deutschen Export. Die Einfuhren nach Deutschland lagen im September mit 89 Milliarden Euro um 4,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Bei den Importen ergab sich für die neun Monate ein Wert von 751,1 Milliarden Euro und damit ein Rückgang um 9,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum. (dpa)