In Hessen läuft es nicht viel anders als in den anderen Bundesländern. Wie Kfz-Landesverbandspräsident Jürgen Karpinski am Mittwoch mitteilte, hält er Nachholeffekte im Autojahr 2021 nur noch begrenzt für möglich. "Das für die Branche unverzichtbare Frühjahrsgeschäft fällt bis mindestens 28. März aus." Deshalb seien maximal nur noch Steigerungen zwischen vier und sechs Prozent bei den Pkw-Neuzulassungen in den verbleibenden neun Monaten möglich. Und das auch nur, wenn die Rahmenbedingungen im Superwahljahr 2021 passten.
Derzeit sei die Stimmung in der Branche allerdings nicht angetan, mit zu optimistischen Erwartungen auf den weiteren Jahresverlauf zu schauen, betonte er. Deshalb forderte Karpinski, der das Kfz-Gewerbe als ZDK-Präsident auch bundesweit vertritt, ebenso wie schon zuvor sein Kollege Michael Ziegler vom Landesverband Baden-Württemberg, die Verlängerung der staatlichen finanziellen Hilfen über den 30. Juni 2021 hinaus.
Nur Gebrauchte im Aufwind
2020 gab es in Hessen wie im Bund bittere Verluste bei neuen Pkw und Lkw. Pluszahlen verzeichnete lediglich das Gebrauchtwagengeschäft. Die Pkw-Neuzulassungen brachen in dem Bundesland um 23,2 Prozent ein. 90.201 Neufahrzeuge weniger bedeuteten einen Verlust von 2,4 Milliarden Euro. Auch der Service verzeichnete Einbußen in Höhe von 8,3 Prozent und bilanzierte nur noch bei 1,9 Milliarden Euro. 2019 waren es noch etwas mehr als zwei Milliarden. Nur der Umsatz mit Gebrauchten stieg um 15,4 Prozent auf 7,8 Milliarden. Grund hierfür waren der gestiegene Durchschnittspreis, der vor allem darauf zurückzuführen ist, dass junge und sehr junge Gebrauchtwagen gekauft wurden.
Moderate Verluste verdecken Realität
Die mit anderen Branchen vergleichsweise moderaten Verluste in der Jahresumsatzbilanz seien auf Sondereffekte zurückzuführen, hieß es. Deutlich höhere durchschnittliche Preise für Neu- und Gebrauchtwagen und staatliche Subventionen für die Elektromobilität verdeckten laut Karpinski die automobile Realität. Der durch die Innovationsprämie geförderte Markt der Elektromobilität habe vor allem Zweitwagen "gekauft".
Pro und Contra im Service
Die Verluste im Service erklärte Vizepräsident Michael Kraft mit den Kontakt- und Reisebeschränkungen sowie Heimarbeitsplätzen: weniger Fahrten, weniger Verschleiß, weniger Reparaturen, weniger Unfälle. Kraft sagte mit Blick auf die Erwartungen für 2021: "Homeoffice hat viele Fahrten entbehrlich gemacht, und Corona hat deutliche Spuren im Kundendienst hinterlassen. Dennoch hat die Pandemie den Individualverkehr gestärkt: nur im eigenen Fahrzeug kann man genug Abstand zu anderen Personen und die Einhaltung der Hygieneregeln sicherstellen."