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Kfz-Gewerbe in Niedersachsen: Branche vor "desaströsem Autojahr"

14.04.2021 17:06 Uhr | Lesezeit: 5 min
Karl-Heinz Bley
Karl-Heinz Bley hofft auf bessere Geschäfte im zweiten Halbkjahr.
© Foto: CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag

Nach dem das niedersächsische Kfz-Gewerbe das erste Corona-Jahr unerwartet glimpflich überstanden hat, sieht die Branche für 2021 ziemlich schwarz. Die Lage in den Betrieben sei sehr angespannt.

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Das Kfz-Gewerbe in Niedersachsen zeigt sich pessimistisch für 2021. Die Autohäuser und Werkstätten müssten sich auf ein "desaströses Autojahr" einstellen. Man werde auch im zweiten Corona-Jahr mit dem Rücken an der Wand stehen, sagte Landesverbandspräsident Karl-Heinz Bley am Mittwoch in Großburgwedel. Die Lage sei sehr angespannt, trotz der von der niedersächsischen Landesregierung angekündigten Lockerungen. Bley: "Wir vermissen bei diesen Beschlüssen die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen".

"Der neue Lockdown ohne Verfallsdatum ist nicht das, was wir erwartet haben", betonte Bley. Der Automobilhandel schaue deshalb mit großen Sorgen auf die nächsten Wochen, denn ein vollständiges Frühjahrsgeschäft sei für die gesamte Jahresbilanz 2021 wichtig. "Die wirtschaftlichen Sorgen steigen von Tag zu Tag." In den Unternehmen fehle zunehmend die Liquidität.

Bley verwies auf Rückgänge im Auftragseingang von 39 Prozent im Januar und zwölf Prozent im Februar. Das seien Warnsignale für 2021. Über allen Prognosen "schwebt das Virus und die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie". Vorhersagen seien zum jetzigen Zeitpunkt ohne Planungssicherheiten Kaffeesatz-Leserei. "Wir alle hoffen, dass es im zweiten Halbjahr besser wird, wenn Test- und Impfstrategien auf stabilen Beinen stehen", bekräftigte der Verbandschef.

Das erste Corona-Jahr hatte das niedersächsische Kfz-Gewerbe nach eigenen Angaben unerwartet glimpflich überstanden. Der automobile Gesamtumsatz sank vor allem durch hohe zweistellige Verluste bei Neufahrzeugen um 2,3 Prozent auf 26,2 Milliarden Euro. Ein dynamisches Gebrauchtwagengeschäft bremste die Talfahrt jedoch spürbar ab. Verlierer 2020 waren neue Pkw und Lkw, Gewinner gebrauchte Autos, die massiv subventionierte Elektromobilität und der Motorradmarkt. Der Service litt besonders unter den coronabedingten Einschränkungen und büßte 8,3 Prozent Umsatz ein.

Der Anteil des Kfz-Gewerbes am Gesamtumsatz stieg den Angaben zufolge auf 76,5 (Vorjahr: 74,2) Prozent oder 20,05 Milliarden Euro. Insgesamt gab es 1.073.384 (Vorjahr: 1.172.834) Käufe neuer und gebrauchter Pkw, ein Minus von 8,5 Prozent. Die durchschnittliche Umsatzrendite vor Steuern nahm von 1,3 auf 1,2 Prozent ab.

Bittere Bilanz für die Ausbildung

Ein "trauriges Kapitel der Jahresbilanz" sei der Ausbildungsbereich mit starken Rückgängen, so Bley weiter. In Zahlen minus 21,1 Prozent bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für Kfz-Mechatroniker und minus 27,3 Prozent beim Automobilkaufmann/-frau. Dies entspreche 2.067 (Vorjahr: 2.619) neuen Mechatronikern und 408 (Vorjahr: 561) neuen Kaufleuten.

Mit Blick auf die Fachkräfte-Lage der Zukunft sprach Bley von "alarmierenden Entwicklungen", hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage der Ausbildungsbetriebe sei dies aber eine nachvollziehbare Reaktion. Wegen Corona seien viele Projekte der Berufsorientierung wie z.B. Ausbildungsmessen und Praktika nicht möglich gewesen. So seien große Defizite entstanden.


Zahlen und Fakten zum Automarkt 2020 in Niedersachsen

Automarkt

  • 1.073.384 (Vorjahr: 1.172.834) Käufe neuer und gebrauchter Pkw = minus 8,5 Prozent
  • Gesamtumsatz 26,2 (Vorjahr: 26,8) Milliarden Euro
  • 834.943 (Vorjahr: 882.428) Autokäufe privat, davon101.155 (Vorjahr:122.786) neue Pkw
  • Private Käufer gaben 10,48 (Vorjahr: 9,5) Milliarden Euro für den Autokauf aus. 
  • Durchschnittsalter Pkw im Bestand Niedersachsen 9,9 (Vorjahr: 9,7) Jahre (Bund 9,6)

Neuwagen

  • Neuer Durchschnittspreis 36.340 (Vorjahr: 33.990) Euro
  • Höhenflug der SUV hält weiter an: 33,5 Prozent Anteil
  • Kauf: 52 (Vorjahr: 47) Prozent Kredit, 23 (Vorjahr: 30) Prozent Ersparnisse, 23 (Vorjahr: 20) Prozent Vorwagenverkauf
  • 22 (Vorjahr: 22) Prozent haben den neuen Pkw geleast

Gebrauchtwagen

  • Markenhandel gewinnt im Marktanteil = 47 (Vorjahr: 45) Prozent
  • Gebrauchtwagenhandel jetzt 23 (Vorjahr: 22) Prozent 
  • Insgesamt 773.222 (Vorjahr: 799.623) Pkw-Besitzumschreibungen
  • Durchschnittspreis auf 14.750 (Vorjahr: 12.610) Euro gestiegen 
  • Gebrauchte Durchschnitt: 5,6 (Vorjahr: 6,2) Jahre alt, 61.965 (Vorjahr: 73.080) km Laufleistung

Elektromobilität

  • 27.027 (Vorjahr: 6.347) neue reine batteriebetriebene Neuwagen (BEV)
  • Marktanteil bei Neuzulassungen liegt bei 9,0 (Vorjahr: 1,7) Prozent
  • 68.002 BEV und PHEV im Bestand = 1,4 Prozent
  • 35.767 (Vorjahr:13.024) Elektroprämien seit Start der Förderung
  • 2.015 (Vorjahr: 1.004) Ladepunkte laut Bundesnetzagentur

Service

  • Service ist der Verlierer des Autojahres 2020 
  • Umsatz sinkt auf 2,7 (Vorjahr: 2,95) Milliarden Euro
  • Werkstattauslastung nach Jahren eines "Höhenflugs" spürbar gesunken

Ausbildung

  • Corona bedingt ist die Anzahl der neuen Ausbildungsverträge stark gesunken
  • Kfz-Mechatroniker/-in minus 21,1 Prozent auf 2.067 neue Verträge
  • Automobilkauffrau/-mann minus 27,3 Prozent auf 408 neue Verträge 
  • Zweiradmechatroniker FR Fahrradtechnik plus 20.8 Prozent auf 87 neue Verträge
  • Zweiradmechatroniker FR Motorrad konstant mit 42 neuen Verträgen
  • Auto-Berufe bleiben Zukunftsberufe für die digitale Autowelt

Umsatz

  • Gesamtumsatz im Automarkt Niedersachsen 26,2 (Vorjahr: 27) Milliarden Euro
  • Anteil des Kfz-Gewerbes 20 Milliarden Euro = 76,5 (Vorjahr: 74) Prozent
  • Gesamtumsatz Gebrauchtwagen 11,4 (Vorjahr:10,1) Milliarden Euro
  • Gebrauchtwagenumsatz im Fachhandel* 9,1 (Vorjahr:7,7) Milliarden Euro *markengebundener Handel und reiner Gebrauchtwagenhandel


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KOMMENTARE


Bernd Schürmann

15.04.2021 - 12:20 Uhr

Ich finde es sehr schade, das unsere Branchenvertreter nicht mit mehr Nachdruck bei den Politikern auftreten und darauf hinwirken, das das Narrativ der Kontaktvermeidung um die Frage nach den hygienischen Bedingungen unter denen die Kontakte stattfinden, erweitert wird. Ich maße mir damit kein Expertenwissen an, aber wo besteht in Schauräumen, mit hunderten von qm2 mit Hygienekonzepten, ein Infektionsrisiko? Nach einem Jahr im Umgang mit der Pandemie kann das Motto :” Viel hilft auch viel” nicht weiter widerspruchslos hingenommen werden.


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