Das Kfz-Gewerbe in Bayern und Baden-Württemberg ist mit dem ersten Halbjahr 2015 zufrieden. Im Freistaat Bayern kamen 376.374 Kraftfahrzeuge neu auf die Straße, das waren 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. "Die größten Impulse kommen aus der Wirtschaft", sagte Landesverbandspräsident Klaus Dieter Breitschwert. "Die gute wirtschaftliche Lage ist dafür verantwortlich, dass Unternehmen wieder investieren. Das Segment der Privatkäufer im Neuwagenkauf bleibt weiter ausbaufähig."
Auch für die zweite Jahreshälfte ist Breitschwert optimistisch: "Wir sehen keine Eintrübung des gut laufenden Jahres: Tolle Modelle ermuntern die Kunden zum Kauf. Mit günstigen Finanzierungen kann sich jeder einen passenden Wagen leisten, neu wie gebraucht."
Wie das Bayerische Landesamt für Statistik jetzt mitteilte, stiegen die Pkw-Neuzulassungen von Januar bis Juni um 2,7 Prozent auf 317.171 Fahrzeuge. Die Halterwechsel gebrauchter Pkw nahmen um 4,1 Prozent auf 579.262 zu. "Der Fahrzeugbestand wächst weiter. Die Sorge des Gewerbes um ein rückläufiges Servicevolumen wird dadurch ein Stück weit kompensiert", so der Händlersprecher.
Die größere Gefahr für die Branche sieht Breitschwert darin, dass Versicherungen ihren Versicherten nicht mehr nur Tarife mit freier Werkstattwahl anbieten, sondern auch Tarife, bei denen der Versicherte nicht mehr frei entscheiden kann, durch wen oder wo sein Fahrzeug repariert wird. "Wir erleben immer wieder Überraschungen bei Versicherten, wenn das Fahrzeug nicht in der vom Kunden gewünschten Werkstatt repariert werden kann. Der Verbraucher blickt oft zuerst nur auf den reduzierten Preis des Versicherungsangebotes mit sogenannter Werkstattbindung. Da wird aber manch ein Versicherter noch überrascht sein, wo und wer sein Fahrzeug im Schadensfall repariert. Wir werden darauf im Kundengespräch verstärkt aufmerksam machen müssen."
Starker Juni im Südwesten
Zur guten Halbjahres-Bilanz in Baden-Württemberg trug ein starkes Juni-Ergebnis mit zweistelligen Zuwächsen bei den Absatzzahlen neuer und gebrauchter Pkw bei. "Wir haben Anschluss an die stabile Konjunktur gefunden", sagte Landesverbandschef Harry Brambach. Positive Entwicklungen gebe es beim Handelsumsatz, im Service, bei den Pkw-Neuzulassungen und bei den Gebrauchtwagen-Besitzumschreibungen. Die guten Halbjahreszahlen spiegelten auch die an sich positive Grundstimmung in den 4.320 Betrieben wider.
Mit 218.132 Pkw-Neuzulassungen (plus 3,5 Prozent) und 495.923 Pkw-Besitzumschreibungen (plus 4,4 Prozent) liege der Automarkt im Südwesten "im Korridor unserer Prognose", sagte Brambach. Das Kaufinteresse gewerblicher Kunden war auch im Südwesten die wichtigste Stütze der Autokonjunktur. Der Verband geht von einem Anteil privater Kunden an allen Neuzulassungen von knapp 35 Prozent aus.
Nach vorläufigen Zahlen konnte der Abwärtstrend im Service gestoppt worden. Ein leichtes Umsatzplus auf zwei Milliarden Euro zeige, dass im Jahresergebnis 2015 eine positive Werkstattbilanz möglich ist. Ein Umsatzwachstum habe es auch bei neuen und gebrauchten Pkw gegeben, hieß es. Der Verband geht von einem Gesamtumsatz mit neuen Pkw in Baden-Württemberg im ersten Halbjahr in Höhe von 6,2 Milliarden Euro, davon 3,9 Milliarden im Kfz-Gewerbe aus. Im Geschäft mit gebrauchten Pkw, das im ersten Halbjahr einen Umsatz von knapp fünf Milliarden Euro erreicht habe, sei die Position des Fachhandels mit einem Umsatzanteil von 3,8 Milliarden Euro gefestigt.
Die Autohäuser und Werkstätten schauen laut Brambach dennoch nur mit verhaltener Zuversicht auf die zweite Jahreshälfte, denn trotz der positiven Entwicklungen bleibe die private Nachfrage unverändert hinter den Erwartungen zurück. Zudem sei die Rendite, die die Kfz-Betriebe erwirtschafteten weiterhin deutlich zu niedrig. "Der Autohandel lohnt sich für viele nicht mehr." (se)