Nach den Kollegen in Hessen zieht auch das Kraftfahrzeuggewerbe Baden-Württemberg eine gemischte Bilanz für 2016. "Rekordwerte und Rekord-Ärger prägten das Autojahr und wirken auch ins Jahr 2017 hinein", sagte Verbandspräsident Harry Brambach am Donnerstag in Stuttgart. "Privatleute und Firmen sorgten für einen Rekordumsatz von 31 Milliarden Euro, von denen 24 Milliarden Euro in die Autohäuser und Werkstätten geflossen sind. Das ist für unsere Branche ein Umsatzplus von 12,8 Prozent." Allerdings sei die Umsatzrendite nur von 1,4 auf 1,6 Prozent gewachsen. "Von den notwendigen drei Prozent sind wir noch weit entfernt." Nach wie vor profitierten die Hersteller stärker von steigenden Umsätzen als die Autohäuser und Servicebetriebe.
Für den "Rekord-Ärger" hätten einige Fahrzeughersteller und Bundesbehörden gesorgt: "Um es auf den Punkt zu bringen, wir hätten den ganzen Ärger und die laufenden Fahrverbotsdiskussionen nicht, wenn aus den Auspuffanlagen nur das an Schadstoffen käme, was auf dem Papier steht", sagte Brambach als Vertreter von rund 4.300 Mitgliedsbetrieben mit über 54.000 Beschäftigten. "Fahrverbote wären auch ein erheblicher Eingriff in die wirtschaftliche Existenz unserer Kraftfahrzeugbetriebe, denn jeder Betrieb, der in einer Fahrverbotszone liegt, wäre damit für Dieselkunden nicht mehr erreichbar."
Kritisch betrachtet Brambach die Rolle der Autohersteller im Neuwagenhandel: "Insgesamt stieg der Umsatz mit Neuwagen von 12,5 auf rund 13,7 Milliarden Euro. Von diesen 13,7 Milliarden Euro wurden aber nur knapp neun Milliarden Euro über den Handel in unseren Betrieben erzielt. Das sind zwei Drittel des Gesamtumsatzes. Ein Drittel erzielten die Hersteller durch Direktverkäufe." Nach wie vor profitierten die Hersteller stärker von steigenden Umsätzen als Autohäuser und Servicebetriebe. "Vom Neuwagenhandel kann ein Autohaus heute in der Regel nicht mehr leben. Wir können hier durchaus auch von einem Verdrängungswettbewerb durch die Hersteller sprechen."
Attraktivität der Autoberufe ungebrochen
Trotzdem fiel die Bilanz angesichts von zusätzlichen Rekordumsätzen im Gebrauchtwagenbereich (9,4 Milliarden Euro) und bei den Werkstätten (4,19 Milliarden) positiv aus. Gesichert sei der Übergang der Werkstätten ins Elektromobilitätszeitalter und die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen im Kfz-Gewerbe: "Die Attraktivität aller Autoberufe ist ungebrochen." Mit insgesamt 4.044 Ausbildungsverträgen "haben wir einen neuen Ausbildungsrekord".
Für 2017 rechnet das baden-württembergische Kraftfahrzeuggewerbe mit stabilen Absatzzahlen: 450.000 Pkw-Neuzulassungen und über einer Million Gebrauchtwagen-Besitzumschreibungen. Für weitere Diskussion um den Diesel sei es wichtig, über das Bundesverkehrsministerium oder durch den Gesetzgeber Regelungen zu schaffen, die für die Einhaltung der genehmigten Schadstoffwerte auch im tatsächlichen Fahrbetrieb sorgen, betonte Brambach. Ein wichtiger Schritt werde auch die Wiedereinführung der Abgasmessung am Endrohr in Kombination mit der elektronischen OBD-Prüfung bei der Abgasuntersuchung (AU) ab 1. Juli sein. (se)