Ausgabe 11/2011: Katalog der guten Dinge

kfz-gewerbeKatalog der guten DingeLandesverband Bayern E Unter den 16 Landesverbänden des Kfz-Gewerbes nimmt der Landesverband Bayern aufgrund seiner Innungsstruktur mit sieben Großinnungen und 7.200 Mitgliedsbetrieben in Deutschland eine Sonderstellung ein. Prof. Hannes BrachatAUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat sprach mit dem Präsidenten und Landesinnungsmeister des Verbands des Kraftfahrzeuggewerbes Bayern, Klaus Dieter Breitschwert, MdL, und den Geschäftsführern des Landesverbands Dieter Tannert und Dirk Weinzierl. AH: Herr Breitschwert, das Kfz-Gewerbe Bayern war mit der „autopraktika“ auf der Handwerksmesse vertreten. Was lässt sich in der Nachschau sagen?K. D. Breitschwert: Die IHM hat sich grundsätzlich mehr zur Verbrauchermesse hin gewandelt. Früher dominierten im Kfz-Bereich die Werkstattausrüster. Die autopraktika ist eine völlig neue Branchenveranstaltung für Kfz-Unternehmer, Führungskräfte wie Mitarbeiter. Über sechs Foren haben wir markante Geschäftsfelder aufgezeigt, vom Elektroauto, neuen Servicegeräten, Informationsplattformen, CO2-Reduzierung, Erfahrungsaustausch und nicht zuletzt Imagewerbung für unsere Berufe. Von den Besuchern selbst haben wir eine positive Resonanz erfahren. Vorbehalte gab es ob der Teilnahmegebühr von 59 Euro für Innungsmitglieder. Auszubildende bezahlten 5 Euro. Dieser Betrag beinhaltete neben Getränken und Snacks die Möglichkeit zum IHM-Messebesuch u. a. Nicht zufriedenstellend war auch die Besucherzahl. Klar, wenn eine Firma wie Stahlgruber zeitgleich außerhalb der Messe eine große Partnerveranstaltung arrangiert, fehlen uns trotz wirkungsvollem Sponsorentum dennoch die Mittel, um alles kostenfrei zu offerieren. Eine unglückliche Konstellation. Wie wir die autopraktika 2012 aufstellen, werden wir in Kürze entscheiden. Wir bedauern, dass der ZDK seine traditionelle Jahrespressekonferenz zum abgelaufenen Wirtschaftsjahr, die über 30 Jahre ein Pressehöhepunkt in der Medienwelt zur IHM in München bildete, aus Bayern abgezogen hat. Fritz Haberl hat seinerzeit bewusst dieses Pressegespräch zur IHM gelegt. Hieraus entstand eine erfolgreiche Tradition, und gute Traditionen sollte man wahren, meinen wir in Bayern! Fahrzeugzulassung im AutohausAH: Sie stehen seit 2005 im Amt des Präsidenten und haben in dieser Zeit politisch dicke Bretter gebohrt, z. B. die Zulassung von Fahrzeugen im Autohaus. Wo stehen wir da? Es folgte Ihre verbandspolitische Forderung mit den Wechselkennzeichen?K. D. Breitschwert: In beiden Bereichen haben wir die Zusage des Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer, dass Lösungen in unserem Sinne kommen. Was kann man als Verband mehr wollen? In die Umsetzung der Projekte kommt Bewegung, auch wenn es lange nicht so schnell geht, wie wir uns das wünschen. E-Government spielt im Verwaltungsmanagement eine immer stärkere Rolle. Ich gehe davon aus, dass im Zuge der Internetentwicklung und elektronischen Datensteuerung auch die von uns gewünschte dezentrale Zulassung im Autohaus möglich wird. Auch beim Wechselkennzeichen zeigt sich, dass „revolutionäre Ideen“ in Deutschland nun mal dauern. Es ist bedauerlich, dass die Bedenkenträger scheinbar stets die Oberhand behalten. Diese Einführung wird aber nicht aufzuhalten sein, zumal auch die Versicherungswirtschaft in einem Gespräch im Bayerischen Landtag den Wechselkennzeichen offen gegenüberstand. Dieses Thema sollten wir 2011 zum positiven Abschluss bringen.AH: Neujahrsempfang – Sie setzten auch damit einmalige Branchenzeichen in Deutschland. Auch mit den „Bayerischen Unternehmertagen“.K. D. Breitschwert: Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern setzt mit beiden Veranstaltungen wichtige Pflöcke ein: Unser Neujahrsempfang fand 2011 zum sechsten Mal statt. Wieder konnten wir 1.000 Besucher begrüßen. Zum dritten Mal hatten wir einen Ministerpräsidenten zu Gast, ebenso den Bundesverkehrsminister. Der Neujahrsempfang ist die zentrale öffentlichkeitswirksame Veranstaltung unseres Verbandes, auf der sich Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung treffen. Ein Highlight! Ich darf hier auch den „Automobilen Aschermittwoch“ ins Feld führen, den unsere Innung Oberpfalz-Kelheim alle zwei Jahre mit großer öffentlicher Resonanz veranstaltet und den wir gleichermaßen bayerisch unterstützen. Eine Veranstaltung, an der ich gerade als Politiker sehr gerne mitwirke. Die Unternehmertage finden im November auch zum 5. Mal statt. Hier ist die Zielrichtung eine völlig andere: Wir bieten unseren Entscheidern in den Kfz-Innungsbetrieben eine Plattform, wo sie unternehmerische Themen mit hochkarätigen Referenten der deutschen Wirtschaft und Wissenschaft diskutieren können. Neben der Informationsvermittlung ist aber besonders auch der persönliche Gedankenaustausch wichtiger Bestandteil dieser Tagung. Und zuletzt tagen wir hier auch stets in einem Ambiente, wo auch die menschlichen Aspekte unseres Geschäftes Platz finden. Dies ist sicher auch ein Grund, weshalb immer mehr Unternehmerehepaare dieses Angebot gemeinsam und gerne wahrnehmen!Aufgaben und OrganisationAH: Worin liegen die grundsätzlichen Aufgaben des Landesverbands?D. Tannert: Wir sind Dienstleister – unmittelbar für die Innungen und mittelbar für die Betriebe. Und dies von A bis Z. Wir bedienen die Bereiche Recht, Technik, Betriebswirtschaft, Steuern, Berufsbildung, Öffentlichkeitsarbeit und letztlich auch Verwaltung. Naturgemäß orientieren wir uns hierbei nicht am Einzelfall, sondern betrachten die grundsätzliche Bedeutung der Aufgabenstellung. Aus dem Kundengedanken heraus überlegen wir, was unseren Innungen nützt und wo wir sie entlasten können. Die Innungen sind hier nicht Bittsteller, haben keine Holschuld. Wir bringen ihnen die Leistungen, die sie als Mitglied von unserem Verband erwarten können.AH: Und worin liegt die Abgrenzung zu den Aufgaben der einzelnen Kfz-Innung? D. Tannert: Die Innungen sind die Basisorganisation unserer Branche. Sie haben den direkten Kontakt zu den Mitgliedern, zu den einzelnen Betrieben. Im regionalen Kontext sind sie mit der Wahrnehmung der Mitgliederinteressen beauftragt und haben vielfältige hoheitliche Aufgaben zu erfüllen, die wir von staatlicher Seite übertragen bekommen haben. Das Miteinander von hauptamtlicher Verwaltung und ehrenamtlicher Führung ist hierbei für mich eine der großen Stärken der bayerischen Innungen und auch unseres Verbands.AH: Wie ist der Landesverband organisiert?D. Weinzierl: Wir haben sieben starke Innungen auf Regierungsbezirksebene. Wir übernehmen jene Aufgabenbereiche, die wegen überregionaler Bedeutung bayern- und bundesweit angegangen werden müssen und die gemeinsam effektiver gestaltet werden können. Unsere Landesgeschäftsstelle kann sich dabei auf die zentralen Aufgaben konzentrieren. Deshalb arbeitet dort eine sehr effektive hauptamtliche Mannschaft von zehn Personen. InteressensvertretungAH: Klaus Dieter Breitschwert, Sie sind Mitglied im Bayerischen Landtag. Sie sind zugleich VW/Audi-Händler in Ansbach, mittelstandspolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion. Wie gelingt die Verbindung als Automobilunternehmer und Ihrem politischem Mandat? K. D. Breitschwert: Es gelingt zum einen deshalb, weil wir im Landesverband eine starke Mannschaft haben, und zum anderen, weil mir diese Arbeit viel Freude bereitet: sowohl als Mittelstandspolitiker, aber auch als Unternehmer und letztlich als Verbandsvertreter. Der VDA hat nicht umsonst den ehemaligen Bundesverkehrsminister und Europasprecher der CDU-Fraktion Matthias Wissmann an seine Spitze gewählt. Und er agiert von Berlin aus! AH: Aus Ihrer reichen politischen Erfahrung: Hört die Politik noch auf Verbände?K. D. Breitschwert: Man darf sich Politik nicht vorstellen als ein geheimes Treffen weniger, die dann Themen aushandeln. Ja, Verbände haben auch heute noch eine wichtige Rolle in der politischen Entscheidungsfindung, auch wenn Politik immer stärker von Einzelinteressen bestimmt wird. Verbände sind aber nur dann erfolgreich, wenn sie effektiv auf den politischen Mechanismus einwirken. Hier gilt es, diese Abläufe zu kennen und sie zu nutzen. Wir haben seitens des Kfz-Gewerbes Bayern Einfluss auf politische Entscheidungen, auch wenn es oft zäh ist und viel Geduld erfordert, die branchenspezifischen Sachverhalte zu Gehör zu bringen, damit sie auch in der heutigen komplexen Aufgabenstellung ankommen.Interessenskonflikte AH: Sie vertreten den Markenhandel, Freie Werkstätten. Sie vertreten außerdem noch die Tankstellen. Wie gelingt dieser Spagat?K. D. Breitschwert: In einem partnerschaftlichen Verhältnis. Viele Bereiche überschneiden sich, bei vielen Themen haben wir keinen Widerspruch. Wir können als Kfz-Gewerbe Bayern keine Markenpolitik betreiben. Der Widerspruch Markenhandel – Freie Werkstatt besteht oft nur in den Köpfen. Und unsere Tankstellen: Hier gilt, dass diese Branche von unserer gemeinsamen Stärke profitiert. Wir werden z. B. in Berlin bei Gesprächen über Verbesserungen zum Handelsvertreterrecht ganz anders wahrgenommen, als wären wir nur eine Interessensvertretung der Tankstellenbetreiber. Unsere Vielfalt ist eine unserer Stärken. Das ist wirklich kein Nachteil!AH: Ein Wort zu den Schiedsstellen. Wer kennt sie als Verbraucher?D. Tannert: Derjenige, der sie in Anspruch nimmt. Gerade in Zeiten, in denen z. B. Tachomanipulationen Schlagzeilen machen, ist der seriöse Handel, der eine Leistung wie eine Schiedsstelle anbietet, im Vorteil. AH: Worin bestehen die häufigsten Anfragen im Landesverband?D. Weinzierl: Erste Ansprechpartner sind bei uns natürlich unsere Innungen. Beim Landesverband laufen von betrieblicher Seite naturgemäß juristische und steuerrechtliche Fragen auf. Wir greifen Themen auf und bringen sie in die Politik oder manchmal auch bis vor den Bundesfinanzhof.TarifpolitikAH: Herr Breitschwert, Sie sind zugleich Verhandlungsführer in der Bayerischen Tarifpolitik. Wo steht der Bayerische Landesverband in Sachen Tarifpolitik?K. D. Breitschwert: Wir haben als Kraftfahrzeuggewerbe Bayern 2008 die Tarifhoheit aufgegeben. Innungsmitgliedschaft ist bei uns nicht mit Bindung an den Tarifvertrag verknüpft. Wer den Schirm eines gemeinsamen Tarifvertrags wünscht, kann der Tarifgemeinschaft des bayerischen Kraftfahrzeuggewerbes beitreten. zkfz-gewerbe

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