Manchmal reicht Geld im Leben nicht aus. So wird es bald vielen Jaguar-Fans ergehen, die später gerne die fertige Ausgabe des Project 7 erwerben möchten. So heißt nämlich der Prototyp jener schärferen F-Type-Version. Leichter und schneller soll der Roadster sein, dessen Fünfliter-V8 mit Hilfe veränderter Software auf 433 kW / 575 PS kommt und damit 25 PS mehr sattelt als der bisher stärkste Serien-Jaguar. Serie ist ein gutes Stichwort, vielmehr Kleinserie. Mehr als 250 Stück von dem circa 150.000 bis 170.000 Euro teuren Fahrzeug werden die Werkshallen nicht verlassen. Davon kommen 20 Stück nach Deutschland.
Somit können sich die Briten aussuchen, wem sie ihre exklusive Offerte überreichen werden. Dazu dürften gute Kunden zählen, aber sicherlich hilft neben den Barmitteln auch eine Portion Glück, um ein Exemplar zu ergattern. Entwickelt wurde die luftige Raubkatze bei der neu gegründeten Division "Special Operations". Der Einsatz von Karbon macht sie rund 80 Kilogramm leichter als der konventionelle Roadster derzeit ist; ein speziell abgestimmtes Getriebe und veränderte Fahrwerk-Bauteile sollen ihn zum Kurvenjäger reinsten Wassers avancieren lassen, wie der verantwortliche Ingenieur Paul Bridges mit glänzenden Augen verrät. Es gibt aber noch eine Menge Arbeit für das Technik-Team.
Zwar haben die Engländer bereits ein Exemplar des modifizierten Cabrios mitgebracht, doch so kann es noch nicht in Serie gehen. Der Prototyp hat zum Beispiel kein Dach – zu erwarten ist eine leichte Stoffkapuze, damit die Leermasse nicht in die Höhe getrieben wird.
Die Eckdaten des Project 7 klingen jedenfalls schon appetitlich und machen die Glücklichen, die vielleicht irgendwann einmal in den Genuss des raren Jags kommen könnten, die Münder wässrig. Nach nur 3,9 Sekunden soll Tempo 100 anliegen, die Höchstgeschwindigkeit ist analog zum F-Type V8 S auf 300 km/h abgeregelt. Die Innenarchitektur samt Tastenlayout dürfte F-Type-Fahrern bekannt vorkommen. Nur die Nummerierung sowie die von Chefdesigner Ian Callum unterschriebenen Plakette in der Mittelkonsole suchen diese vergebens. Eine veränderte Heckpartie samt markanten Höckern zwischen Kofferraum und Fahrgastzelle als D-Type-Zitat, die abgesenkte Frontscheibe nach Speedster-Art sowie markante 20-Zöller lassen nicht nur Experten auf Anhieb den Unterschied zwischen dem seltenen Racer und den gewöhnlichen F-Typen eindeutig erkennen.
Der Beifahrer hat seinen Spaß
Ein mächtiger, zudem verstellbarer Heckspoiler soll für den nötigen Abtrieb sorgen, wenn der Brite um die Ecken wetzt. Zudem gibt es einen markanten Diffusor, der auch optisch etwas hermacht. Das will ausprobiert werden. Selbst fahren mit dem Prototyp erlauben die Verantwortlichen noch nicht, aber immerhin bittet Gaspedal-Virtuose Mathew Skelton, auf der rechten Seite Platz zunehmen. Er lässt den Dampfhammer unter dem bekannten Getöse brachial in die Vertikale pressen – als Teststrecke muss in diesem Fall der Flugplatz Mendig herhalten. Die Gerade ist lang genug, um die 250 km/h-Schallgrenze zu durchbrechen, und für das Produzieren nötiger Querbeschleunigung haben die hiesigen Posten eine ganze Reihe Pylonen aufgestellt. Damit die Passagiere bei forcierter Gangart nicht aus der Mittelbahn zu fliegen drohen, spendierten die Verantwortlichen mächtige Schalen.
Dank niedriger Windschutzscheibe pustet der Roadster den Insassen mehr Wind um die Nase als so manches derzeitig erhältliche Cabrio, auch das dürfte die Begehrlichkeit für viele Interessenten erhöhen. Bei aller bereits vorher vermuteter Faszination bot der Jaguar allerdings auch eine Überraschung: Er ist lange nicht so hart wie vielleicht angenommen und überrollt Querfugen recht sanftmütig. Nach drei Runden geht es auf die Zielgerade, der Testingenieur lässt die stresserprobten Beläge auf die Keramikscheiben schnalzten. Nach dem kommoden Ausstieg streift der Blick noch einmal intensiv um das Blechkleid. So schnell wird man den Exoten nicht mehr wiedersehen. (sp-x)