Ausgabe 07/2010: Interessenschwund?

MarktInteressenschwund?Messe E Am 10. April beginnt die Automobil International (AMI) in Leipzig. Doch einige bekannte Marken fehlen. Wo liegen die Gründe? von Thomas SeidenstückerDie AMI in Leipzig findet dieses Jahr zum 20. Mal statt. Genügend Zeit, sich als feste Größe innerhalb der Automobilmessen zu etablieren. Doch das ist bis dato offenbar nicht gelungen. Im letzten Jahr fehlte BMW trotz eigener Produktion in Wurfweite des Messegeländes. Dieses Jahr ist BMW wieder an Bord, doch andere haben abgesagt: Chrysler / Jeep / Dodge, Daihatsu, Jaguar, Lada, Mitsubishi, Saab, Seat, Suzuki und Volvo. Bis Redaktionsschluss offen war die Teilnahme von Fiat, Lancia und Alfa Romeo. Die Abstinenz verwundert umso mehr, da dieses Jahr keine IAA in Frankfurt stattfindet und die AMI neben der Essen Motorshow die einzige größere, nationale Möglichkeit der Fahrzeugpräsentation darstellt. Schon im letzten Jahr hat sich angedeutet: Die AMI zieht im Vergleich zu den Vorjahren weniger an. Statt gewohnt dicker Besucherströme am ersten Messewochenende konnte man locker über die Stände schlendern und stressfrei Gespräche führen. Die in 2008 dicht belagerte Ausstellung der Gasumrüster war wie leergefegt. Ein Interessenschwund, der sich 2009 insgesamt in der Automesseszene fortsetzte. Erinnere man sich nur an die letzte IAA oder die Essen Motor Show im Dezember 2009. Auch hier ließ man Federn, und so ist es kein reines AMI-Phänomen. SparzwangWoran liegt es? Der heimische Markt scheint satt von neuen Autos. Früher erschwingliche Fahrzeuge haben ein Preisgefüge erreicht, das nicht mehr zu den Nettogehältern vieler Haushalte passt und aufs Interesse am Auto drückt. Also nutzt man das vorhandene, langlebige und kaum schlechtere Fahrzeug länger oder weicht auf einen Gebrauchten aus. Daneben ziehen sich potenzielle Autointeressenten ihre Informationen häufiger über andere Kanäle oder aus dem Briefkasten, als lange Reisen und Eintrittsgelder auf sich zu nehmen und anschließend für eine kurze Sitzprobe Schlange zu stehen. Ebenfalls zu hören: Die AMI sei mehr eine regionale Messe, der sowohl internationale Besucher wie auch Gäste aus ganz Deutschland fehlen. Fragt man die Abstinenten, ist das diesjährige Fehlen auf der AMI keine generelle Absage an den Standort Leipzig. Überwiegend verzichtet man aus finanziellen Gründen oder es gibt keine Modellneuheiten. Stattdessen wird das Kommunikationsbudget in 2010 auf andere Verkaufsfördermaßnahmen fokussiert, die allen Vertragspartnern zugute kommen, oder man muss ganz einfach sparen. Begrüßt wird die Entscheidung zum zweijährigen Rhythmus der AMI – im Wechsel mit der IAA. Weiterer Optimierungsbedarf wird aber beim Zeitpunkt der AMI sichtbar. Da sie aktuell dicht am Genfer Salon liegt, der viele Premiere bündelt, betrachten manche Aussteller eine Verlegung in den August oder September (vor den Pariser Autosalon) und näher an den Modelljahreswechsel für sinnvoll. Das würde die Attraktivität weiter steigern.Weniger lukrativ scheint die Idee, den regionalen Handel alternativ als AMI-Aussteller einzubinden. Statement: Ein Messeauftritt sollte in Händen der Zentrale liegen. Alleine schon, um einen in jeder Hinsicht professionellen und der Marke angemessenen Auftritt vor großem Publikum sicherstellen zu können. Der Handel kann allerdings stärker in Aufgaben einbezogen werden – z. B. für Informations- und Beratungsgespräche mit Besuchern. zMatthias Kober, Projektdirektor der AMI Leipzig, im Gespräch mit AUTOHAUSAH: Herr Kober, die AMI bietet ideale Ausgangsvoraussetzungen. Warum findet man nicht die verdiente Besucherresonanz?M. Kober: Die Resonanz der AMI ist seit Jahren auf hohen Niveau! Das bundesweite und internationale Einzugsgebiet wächst kontinuierlich. Seit der Premiere 1991 ist die AMI eine Erfolgsgeschichte. Dieses Jahr wollen wir diesen Weg weiter beschreiten und freuen uns, trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen eine hervorragende Veranstaltung auf die Beine gestellt zu haben. AH: Wie teilen sich die Besucherzahlen der AMI/AMITEC statistisch auf? M. Kober: Die Zahlen zeigen: Die AMI ist eine internationale Messe. Im vergangenen Jahr begrüßten wir Besucher aus 28 Nationen. Der Anteil internationaler Besucher lag bei deutlich über zehn Prozent. 57 Prozent der Besucher haben einen Anreiseweg von über 100 Kilometern, davon die Hälfte über 200 Kilometer. Das belegt den hohen Stellenwert der AMI auch in den alten Ländern, insbesondere in Bayern, Hessen und Niedersachsen. AH: Wie bewerten Sie das Fernbleiben bekannter Volumenhersteller in diesem Jahr?M. Kober: Die Gründe für die Absagen sind mehrheitlich nachvollziehbar und haben herstellerinterne Ursachen. Automarken, die kurz vor einem Eigentümerwechsel stehen oder aktuell keine neuen Modelle vorstellen können, verzichten zum Teil auf eine Messeteilnahme. Das haben auch andere internationale Messen von Detroit über Frankfurt bis Tokyo zu spüren bekommen. Umso zufriedener sind wir mit dem aktuellen Anmeldestand. Alle deutschen Hersteller sind dabei, ebenso die Mehrzahl der internationalen Marken. Einige renommierte Marken haben ihre Standflächen deutlich vergrößert. Insgesamt repräsentieren die ausstellenden Marken rund 90 Prozent des Neuzulassungsvolumens in Deutschland. AH: Wie kam es zum nun zweijährigen Rhythmus? M. Kober: Mit dem Wechsel in den Zwei-Jahres-Turnus ist die AMI in den geraden Jahren die einzige internationale Messe rund um den Pkw in Deutschland und die wichtigste Automobilmesse in Mitteleuropa. Die neue Positionierung wird sich vor allem in der Qualität der Präsentationen der Hersteller und Anzahl der Premieren widerspiegeln. Damit wächst die bundesweite und internationale Aufmerksamkeit für die AMI. Darüber hinaus sind wir bestrebt, die AMI stetig weiter zu entwickeln und sie zukünftig noch stärker als mitteleuropäische Plattform für die Kraftfahrzeugbranche in den öffentlichen Fokus zu stellen. AH: Manche sehen die AMI zu nah am Genfer Salon. Ist eine Verschiebung zur Jahresmitte sinnvoll?M. Kober: Der Messetermin zu Beginn des 2. Quartals und in der Zeit der meisten Kaufentscheidungen und Neuzulassungen hat sich grundsätzlich bewährt. Er entspricht dem Wesen der AMI als kundenorientierte Käufermesse. In Leipzig sieht der deutsche Autofahrer erstmals im Kalenderjahr das gesamte Spektrum der aktuell verfügbaren Modelle. Die Zahl der potenziellen deutschen Autokäufer in Genf dürfte vergleichsweise gering sein. Im Übrigen beinhaltet jeder andere Messetermin Überschneidungen mit anderen Ausstellungen im weltweiten Kalender.AH: Mit der AMITEC und AMICOM hat die AMI zwei thematisch passende Begleiter gefunden. Wollen Sie weitere Themen erschließen?M. Kober: Eine Messe ist niemals ein starres Gebilde. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist die AMICOM. Verschiedene Gespräche mit marktführenden Unternehmen der In-Car-Elektronik-Branche signalisierten uns den Bedarf nach einer neuen Präsentationsplattform und gemeinsam mit der Branche entwickelten wir das Konzept für die AMICOM. Wenn sich in weiteren oder neuen automobilen Segmenten interessante Konstellationen mit Synergien für Aussteller und Besucher aufzeigen, werden wir in Absprache mit der Branche und unseren Partnern nach Möglichkeiten der Umsetzung suchen.AH: Wie sehen Sie die Möglichkeiten, auf der AMI die engere Verknüpfung zum regionalen Autohandel (Autohaus) herzustellen?M. Kober: Die AMI ist seit 1991 als Herstellermesse konzipiert. Diese Ausrichtung wird von der Automobilindustrie ausdrücklich begrüßt. Insofern gibt es aktuell keine Überlegungen zu Veränderungen. Im Übrigen wäre die Positionierung als führende Automobilmesse mit bundesweitem und internationalem Einzugsgebiet einerseits und die Präsentation regionaler Händler andererseits ein absoluter Widerspruch!markt

Ausgabe 07/2010: Interessenschwund?

Interessenschwund?

Messe E Am 10. April beginnt die Automobil International (AMI) in Leipzig. Doch einige bekannte Marken fehlen. Wo liegen die Gründe?

MEISTGELESEN

Übernahme der LöhrGruppe: Van Mossel landet nächsten Coup

Gebrauchtwagenbörse: VW-Finanzsparte macht Heycar dicht

Expansion: Procar eröffnet neuen Kia-Standort in Köln

STELLENANGEBOTE

Serviceberater/Serviceassistenz (m/w/d)

Kfz-Mechatroniker (m/w/d)

BMW Serviceleiter (m/w/d)

Kfz-Mechatroniker, Service- / Diagnosetechniker oder Hochvolttechniker (m/w/d)

Geschäftsleiter (m/w/d)

WEITERLESEN

NEWSLETTER