Ausgabe 06/2011: „Hoffnungen übererfüllt“

„Hoffnungen übererfüllt“Ford E Nach einem guten Jahr 2010 schaut Nutzfahrzeugchef Bernhard Schmitz weiterhin optimistisch in die Zukunft. von Christian Frederik MertenFord ist eine feste Größe im deutschen Transportermarkt. Nach Volkswagen und Mercedes-Benz sind die Kölner hierzulande der drittgrößte Anbieter für Transporter bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Bernhard Schmitz, Leiter Nutzfahrzeuge bei Ford, im Interview mit AUTOHAUS.AH: Herr Schmitz, wie hat sich das Jahr 2010 für Sie entwickelt und was erwarten Sie für 2011?B. Schmitz: Für 2010 wurden die Hoffnungen übererfüllt. Wir haben den besten Marktanteil seit 1998 und lagen mit den Auftragseingängen sehr deutlich über 2009. Wir konnten so einen deutlich höheren Auftragsbestand mit ins Jahr 2011 nehmen. Der Ausblick in das Jahr 2011 ist ebenfalls sehr gut.AH: Welchen Absatz und Marktanteil peilen Sie für 2011 konkret an?B. Schmitz: Der Transit ist jetzt mehr oder weniger am Ende seines Produktlebenszyklus. Wir peilen einen Marktanteil auf Vorjahresniveau an. Wir wachsen mit dem Markt.AH: Welche neuen Produkte planen Sie denn für die nähere Zukunft? Gibt es Planungen, das Portfolio auszuweiten?B. Schmitz: So viel kann ich verraten: Wir planen in den nächsten Jahren eine komplette Erneuerung unseres Nutzfahrzeug-Produktportfolios. Und das heißt auch, dass wir das Angebot nach unten wie nach oben ausweiten werden. Alle neuen Produkte werden wieder Ford-Eigenentwicklungen sein, die wir ohne Kooperationspartner auf die Reifen stellen. Das ist nicht zuletzt eine Konsequenz der „ONE Ford“-Strategie. Dahinter steht nicht zuletzt die Frage, welche Modelle sich weltweit verkaufen lassen und welche Produktionsvolumina nötig sind, um eigenständige Entwicklungen wirtschaftlich realisieren zu können. Die nächste Generation des Ford Transit wird auf allen fünf Kontinenten verkauft werden.AH: Gehen Sie nach den Aktivitäten Volkswagens in Deutschland von einer Belebung des Pick-up-Segments aus?B. Schmitz: Unsere Produkte sprechen für sich selbst. Wir haben letztes Jahr etwa 20 Prozent mehr Ford Ranger verkauft als 2009. Wir gehen auch dieses Jahr von einem weiteren Verkaufsplus aus, zumal der neue Ford Ranger voraussichtlich Ende 2011 in Deutschland auf den Markt kommt.AH: Wie haben Sie und Ihre Händler die Wirtschaftskrise 2009 überstanden?B. Schmitz: Unsere Hauptzielgruppe im Nutzfahrzeuggeschäft ist das Handwerk. Und das ist sehr gut durch die Krise gekommen. Davon haben wir profitiert. Auch unsere Handelsorganisation hat die Krise viel besser bewältigt, als wir hoffen konnten. Das wirklich kritische Jahr 2009 ist ja überlagert worden von der staatlichen Umweltprämie. Letztes Jahr gab es dann schon die erste Belebung im gewerblichen Bereich. Die setzt sich jetzt fort. Es kam nur vereinzelt zu Händlerinsolvenzen. Überdurchschnittliche RenditeAH: Wie hoch ist die Rendite Ihrer Händler im Nutzfahrzeuggeschäft im Schnitt?B. Schmitz: Die Renditen sind im Wettbewerbsumfeld weiterhin überdurchschnittlich. Wir können die Rendite nicht nutzfahrzeugspezifisch ermitteln, insgesamt liegt die durchschnittliche Umsatz-rendite für das Jahr 2010 bei rund 1,4 Prozent. Wir nehmen aber an, dass die Rendite in unserem Nutzfahrzeuggeschäft höher ist als im Pkw-Bereich. Gründe sind die immer noch ordentlichen Margen im Verkauf und höhere Erträge im Werkstattbereich aufgrund höherer Fahrleistungen und der im Schnitt um 50 Prozent höheren Rechnungsbeträge als bei den Pkw-Kunden.Dem Handel Strukturen gebenAH: Welche Bedeutung haben die Nutzfahrzeug-Kompetenzhändler aktuell bei Ihnen?B. Schmitz: Wir haben im Moment bundesweit rund 200 Kompetenzhändler, diese Zahl ist aus unserer Sicht passend. Die Standards werden in enger Abstimmung mit unseren Händlern und dem Händlerverband kontinuierlich den Gegebenheiten angepasst. Anders als bei anderen Marken kann jeder Ford-Händler Nutzfahrzeuge verkaufen. Das soll auch so bleiben. Denn gerade auf dem Land werden in der Regel nur solche Marken verkauft, die durch einen Händler vor Ort repräsentiert sind. Aber was die Verkaufs- und die Serviceleistung, die Lagerhaltung und die Fahrzeugverfügbarkeit betrifft, tragen die Kompetenzhändler unser eigentliches Nutzfahrzeuggeschäft in Deutschland.AH: Wie unterstützen Sie Ihre Händler beim Neufahrzeugverkauf?B. Schmitz: Unsere Aufgabe sehen wir darin, dem Handel Strukturen zu geben, mit denen er flexible, maßgeschneiderte Angebote machen kann. Die Entscheidungszyklen der Kunden haben sich verlängert. Wir lassen die Programme deshalb langfristig laufen, manchmal bis zu einem Jahr. Von dieser Kontinuität profitieren die Kunden, aber auch der Händler, weil es erfahrungsgemäß seine Zeit braucht, neue Strukturen und Verkaufsprogramme im Handel bekanntzumachen und umzusetzen.Kein ZweitvermarktungsproblemAH: Welche Rolle spielt das Geschäft mit gebrauchten Transportern für Ford?B. Schmitz: Grundsätzlich haben wir uns in der Vergangenheit im Vermietgeschäft zurückgehalten und somit kein Zweitvermarktungsproblem. Wir haben stabile Restwerte im Handel und, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auch kurze Standzeiten. Wir stellen ebenfalls fest, dass unsere Händler nach wie vor gerne das Restwertrisiko oder die Restwertchance bei der Zweitvermarktung übernehmen.AH: Auf der IAA waren Umweltkonzepte ein sehr großes Thema. Wie geht es da bei Ihnen weiter?B. Schmitz: Wir glauben, dass das Thema Elektromobilität im Gewerbekundenmarkt einen höheren Stellenwert bekommen wird als im privaten Bereich. Denn hier gibt es viele Anwendungsgebiete, bei denen 130 bis 160 Kilometer Reichweite pro Batterieladung genügen. In der zweiten Jahreshälfte werden wir zusammen mit der Firma Azure Dynamics den batterieelektrisch angetriebenen Ford Transit Connect Electric hier in Deutschland einführen – das ist ein leichtes Nutzfahrzeug, das keine Emissionen erzeugt, da es ein reinrassiges Elektroauto ist. Wir bieten unseren Kunden mit dem Ford Transit Connect Electric eine sehr hochwertige Lösung an. Wir gehen von einer Lebensdauer der Batterien von zehn Jahren aus, die Leistungsfähigkeit der Batterien soll dann noch bei 80 Prozent liegen. Die Preise stehen noch nicht fest.AH: Wie sieht das Vertriebskonzept genau aus?B. Schmitz: Wir sprechen im Moment mit potenziellen Kunden und wollen dann ein entsprechendes Vertriebsnetz aufbauen. Mit Blick auf Wartung und Service weiß man ziemlich genau, wo diese Elektrofahrzeuge fahren werden. Wir müssen den Service also dort sicherstellen, wo die Fahrzeuge im Einsatz sind. Die Firma Azure Dynamics wird dann die Schulung der Werkstatt-Mitarbeiter übernehmen.AH: Vielen Dank für das Gespräch!Lesen SIe hier...... mehr über die künftige Ford-Produktstrategie im Nutzfahrzeugbereich und die Relevanz des Transportergeschäfts für die Ford-Händler.Kurzfassung1. Ford will im Transportergeschäft 2011 mit dem Markt wachsen und peilt einen Marktanteil auf Vorjahresniveau an. 2. Neue Transportermodelle werden im Rahmen der „One Ford“-Strategie zentral entwickelt und global vertrieben.3. 2010 lag die durchschnittliche Rendite der Ford-Händler bei 1,4 Prozent, im Transporterbereich tendenziell höher.4. Im Hinblick auf die Händlerunterstützung setzen die Kölner auf langfristig angelegte Programme.

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