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Halbjahresbilanz: Automarkt mit "historischem Einbruch"

03.07.2020 14:07 Uhr
Halbjahresbilanz: Automarkt mit "historischem Einbruch"
Der deutsche Automarkt ist im ersten Halbjahr um gut ein Drittel geschrumpft.
© Foto: Fotolia

Die Corona-Krise hat die Pkw-Neuzulassungen im ersten Halbjahr abstürzen lassen. In der zweiten Hälfte 2020 könnte es besser werden. Der Juni brachte für die Branche noch kaum Entlastung.

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Das Coronavirus hat das deutsche Autogeschäft im ersten Halbjahr stark in Mitleidenschaft gezogen. Zwischen Januar und Ende Juni kamen insgesamt 1,21 Millionen Pkw neu auf die Straßen – das waren 34,5 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Freitag in Flensburg mitteilte.

"Die Corona-Pandemie hat auf dem deutschen Pkw-Markt zu einem historisch einmaligen Einbruch geführt", sagte Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), in Bad Homburg. Der Rückgang sei weitaus gravierender als zu Zeiten der Finanzkrise. Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Deutschen Kfz-Gewerbes, betonte: "Die Zulassungszahlen zeigen, dass der Handel jeden Impuls benötigt, um die durch den Lockdown bedingten Ausfälle aufzuholen."

Die Autobranche baut nun darauf, dass die Maßnahmen des Konjunkturpakets Wirkung zeigen. Nach dem desaströsen ersten Halbjahr erwartet der VDIK ein zweites Halbjahr, das mit 1,6 Millionen neuen Pkw in etwa auf dem langjährigen Durchschnittsniveau liegen könnte. Auch der deutsche Herstellerverband VDA geht für 2020 von insgesamt 2,8 Millionen Neuzulassungen aus. Das entspräche einem Rückgang von rund 23 Prozent gemessen am Vorjahr.

Ein Hoffnungsschimmer: "Die Minusraten werden langsam wieder kleiner", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller in Berlin. Ein Indiz sei der Auftragseingang bei den deutschen Herstellern, der im Juni wieder um elf Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen sei. Es bleibe abzuwarten, ob die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer, die Anfang in Juli in Kraft trat, zu einer Trendwende bei den Autoverkäufen führen werde.

Laut KBA schrumpfte der Pkw-Markt im Juni um 32,3 Prozent auf 220.272 Neuwagen gegenüber 2019. Zirpel verwies darauf, dass der Berichtsmonat zwei Arbeitstage mehr hatte als der Juni 2020. Bereinigt betrage das Minus noch rund 40 Prozent. Zum Vergleich: In den Shutdown-Monaten April und Mai lagen die Rückgänge bei minus 61,1 bzw. minus 49,5 Prozent. Die Anzahl privater Zulassungen sank im Juni um 38,2 Prozent, ihr Anteil betrug 32,7 Prozent. Gewerbliche Zulassungen schnitten mit minus 29 Prozent etwas besser ab.

Kopf-an-Kopf-Rennen der Segmente

Das stärkste Fahrzeugsegment nach KBA-Zählung war im Juni die Kompaktklasse (21 Prozent). Die SUV hatten einen Anteil von 19,9 Prozent am NW-Volumen. In der Halbjahresbetrachtung war die Bilanz der beiden Klassen mit jeweils 20,3 Prozent ausgeglichen. Die Rückgänge bei den Neuzulassungen erstreckten sich über fast alle Segmente, wobei die Einbußen von minus 14,3 Prozent bei der Oberklasse bis zu minus 63,4 Prozent bei den Mini-Vans gingen. Als einziges Segment verbuchten die Wohnmobile im Juni einen Anstieg, der mit plus 62,2 Prozent überdies sehr deutlich war.

Der Blick auf die Antriebe zeigt: Die Verbrenner verlieren in einem schwachen Markt an Boden. 51,5 Prozent der Neuwagen hatten im Juni einen Benzinmotor unter der Haube. Das waren 42,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Diesel-Pkw (minus 34,5 Prozent) kamen auf einen Anteil von 30,6 Prozent. Demgegenüber standen 30.254 Neuwagen mit Hybridantrieb, ein Zuwachs von 60,8 Prozent und eine Quote von 13,7 Prozent. Davon waren wiederum 10.479 Plug-in-Hybride (plus 274,4 Prozent / Anteil 4,9 Prozent). Bei den Elektroautos zählte das KBA 8.119 Neuzugänge, ein Plus von 41 Prozent. Damit wurde ein Marktanteil von 3,7 Prozent erreicht. Flüssiggas (minus 52,7 Prozent / Anteil 0,2 Prozent) und Erdgas (plus 5,5 Prozent / Anteil 0,3 Prozent) verblieben deutlich unter der Ein-Prozent-Marke. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß betrug 150,2 g/km und damit 4,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Tiefrot waren die Juni-Zahlen bei den meisten deutschen Marken.Der großer Verlierer: Smart mit minus 83,6 Prozent. Die Opel-Zulassungen gingen um 52,3 Prozent in die Knie. Auch VW (minus 37,2 Prozent), Ford (minus 35,6 Prozent), Audi (minus 35,3 Prozent) und BMW (minus 29,4 Prozent) mussten zweistellige Einbußen hinnehmen. Relativ glimpflich kam Mercedes-Benz mit minus 8,7 Prozent davon, und Porsche erreichte mit minus 0,5 Prozent nahezu das Niveau des Vergleichsmonats.

Bei den Importeuren gab es sogar vier Marken mit Zuwächsen: Mitsubishi (plus 11,2 Prozent), Honda (plus 2,8 Prozent), Subaru (plus 2,6 Prozent) und Fiat (plus 1,5 Prozent). Die weiteren Fabrikate verzeichneten dagegen Zulassungsrückgänge, die von minus einem Prozent (Volvo) bis minus 66,6 Prozent (Suzuki) reichten. Im ersten Halbjahr konnten die ausländischen Autobauer ihren Marktanteil laut VDIK leicht auf 40 Prozent ausbauen (Vorjahr 38,8 Prozent). (rp)

Weitere Details zum Abschneiden der Automarken im Juni und im ersten Halbjahr 2020 finden Sie nachfolgend im PDF-Download.

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KOMMENTARE


Autohändler

03.07.2020 - 10:17 Uhr

Naja, wenn die Leute wissen, dass Autos ab dem 01.07. ein paar Prozent günstiger werden, müssen wir schon den Juli abwarten, ob diese Zahlen Aussagekraft haben...


Alters Ack

03.07.2020 - 12:49 Uhr

Vieleicht liegt es aber auch an den Straßenverkehrsämtern die immer noch nicht zu 100 % arbeiten. Da kannst Du verkaufen wie ein Irrer nur auf die Straße bekommst Du nichts.


Rudi

03.07.2020 - 15:26 Uhr

Nicht zu vergessen, dass viele Neufahrzeuge noch gar nicht geliefert werden konnten, weil die Werks stillstanden und/oder Speditionen nur eingeschränkt gefahren sind. Und die Fahrzeuge, die beim Händler angeliefert wurden, konnten teilweise nicht oder nur mit Verzögerung zugelassen werden, weil die Zulassungsstellen nur eingeschränkt gearbeitet haben. Im Januar 2021, wenn die Zulassungszahlen für das komplette Jahr 2020 vorliegen, können wir die Bilanz ziehen.


Annotator

03.07.2020 - 16:17 Uhr

Das mit dem 1. Juli macht sicherlich etwas aus.Die Coronadelle wird uns aber noch länger Sorgen bereiten.


Senior

03.07.2020 - 17:27 Uhr

Liebe Hersteller, wenn Ihr glaubt, jetzt wieder die Einheiten in den Markt drücken zu können, dann ist Euch nicht zu helfen. Dann muss es eben erst noch schlimmer kommen. Und das wird es. Die neue Normalität solltet Ihr schnell begreifen. Es geht halt nicht, dass Ihr bei 8% Rendite nörgelt und der Handel mit einer 1 vorm Komma schon jubeln soll. Die neue Realität wird uns noch lange beschäftigen.


Fred

04.07.2020 - 17:25 Uhr

Endlich bekommt die Autoindustrie aufgezeigt, dass es so nicht weitergehen kann. Immer teurere schlechtere Fahrzeuge sollen mehr Kunden gewinnen. Kunden, Händler und Mitarbeiter bleiben dabei auf der Strecke, werden ausgetrickst und für dumm verkauft. Parade-Beispiel ist für mich Honda. Jetzt bringen die ein E-Fahrzeug viel zu teuer, auch der neue Jazz wird schon von der Presse wegen des zu hohen Preises zerrissen und keiner will die Wahrheit sehen. Kunde, Handel und Mitarbeiter sollen die Management- und Ingenieursfehler bezahlen, aber die haben sich das lange genug gefallen lassen. Honda entwickelte sich über Jahre zu einem dieser typischen Hersteller, die unsere Gesellschaft nicht mehr braucht. Sooooo geht es jedenfalls nicht mehr weiter und dann das Märchen von den umweltfreundlichen E-Autos schon wieder eine Lüge.


Alter weißer Mann

05.07.2020 - 09:53 Uhr

Wenn man einer einst erfolgreichen Industrie politisch gewollt das Rückrat bricht, muss man sich über dieses Ergebnis nicht wundern. Innovation ersetzt durch Planwirtschaft und politische Vorgaben (E-Auto-Quote). Fahrverbote und sinnlose Verteuerung der Mobilität, Geld entkoppelt von der Wirtschaftsleistung, Energiewende gescheitert, Migrationspolitik gescheitert, der Staat stiehlt denen, die das alles erwirtschaften, immer mehr Geld, während diese gleichzeitig immer ärmer werden usw. Ich bin verwundert, dass man immer noch nach anderen Gründen sucht. Von diesem Politbüro ist der Individualverkehr nicht gewünscht. Basta. Wie sagte unsere Kanzlerin "Wir schaffen das" Ein Volk kriegt das, was es wählt.


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