Ausgabe 10/2011: „Gemeinsame Plattform“

„Gemeinsame Plattform“Mitarbeiterqualifikation E Die Gütegemeinschaften konzentrieren sich in ihrer Arbeit auf die Fach- und Nachwuchskräfte im Handel. von Christian Frederik Mertenzum zweiten Mal trafen sich die Gütegemeinschaften „Geprüfter Automobilverkäufer“ (GAV), „Geprüfter Automobil-Serviceberater“ (GASB) und „Geprüfter Automobil-Teile- und Zubehörverkäufer“ (GATZV) zur gemeinsamen Jahrestagung. AUTOHAUS sprach am Rande der Veranstaltung in Frankfurt am Main mit den Geschäftsführern der Gütegemeinschaft Birgit Behrens (GAV, GASB und GATZV), Michael Fligge (GAV), Werner Günzel (GASB, GATZV) und Heiko Schmidt (GAV).AH: Welche Erwartungen hatten Sie an die zweite gemeinsame Jahrestagung der Gütegemeinschaften?Michael Fligge: Wir haben vor einem Jahr in der ersten gemeinsamen Jahrestagung Handlungsfelder erarbeitet. Daran haben wir ein Jahr gearbeitet und haben jetzt den gemeinsamen Erfahrungsaustausch zu diesen Themen gesucht und das weitere Vorgehen vereinbart.Werner Günzel: Meine Erwartung war eine noch stärkere Vernetzung der drei Gütegemeinschaften und der Nachwuchskampagne und die gemeinsame Weiterarbeit an bestimmten Handlungsfeldern. Ich denke, wir sind da auf einem sehr guten Weg.AH: Welche Schnittmengen gibt es zwischen den einzelnen Gütegemeinschaften? Und welche Unterschiede?Birgit Behrens: Priorität hat die Suche nach Fach- und Nachwuchskräften. Unterschiede gibt es wie im Autohaus zwischen Vertrieb und Service. Das ist auch in Ordnung. Aber es geht um einen gleichen Grundfundus.Heiko Schmidt: Alle Gütegemeinschaften haben die gleichen zukünftigen Herausforderungen vor sich. Diese betreffen den Verkäufer, den Serviceberater, aber genauso den Teile- und Zubehörverkäufer. Sich gegenseitig unterstützend auf diese Veränderungen vorzubereiten, ist auch ein wesentlicher Kontext unserer Arbeit.AH: Wie läuft Ihre Zusammenarbeit konkret ab?M. Fligge: Wir arbeiten in spezifischen Arbeitsgruppen innerhalb der Gütegemeinschaften, bilden aber auch Arbeitsgruppen über die Gütegemeinschaften hinweg. Die werden interdisziplinär von uns besetzt und gehen die Themen ganzheitlich an.H. Schmidt: Es gibt wie im Automobilbau gemeinsame Plattformen und auf diese Plattformen werden unterschiedliche Hüte gesetzt. Das Verbindende ist, mit dem Fokus auf das Personal Qualität in den Handel zu tragen.Gemeinsames GrundverständnisAH: Wie zertifizieren Sie die Hersteller und Importeure?B. Behrens: Unsere Mitglieder müssen ihr Trainingsprogramm einem Zertifizierungskreis vorlegen. Entspricht es den Standards der Gütegemeinschaft, erhalten sie das Zertifikat. Je nach Gütegemeinschaft wird nach drei oder fünf Jahren im Rahmen einer Rezertifizierung erneut kontrolliert, ob die Trainingsprogramme weiterhin den definierten Standards entsprechen.AH: War es schwierig, gemeinsame Standards zu finden?W. Günzel: Es war eine Herausforderung, aber nicht schwierig, weil wir ja ein Grundverständnis haben. Es war sehr viel Arbeit, um dort hinzukommen, wo wir jetzt sind, aber wir haben ein sehr gutes Ergebnis.AH: Werden die Standards im Laufe der Zeit angepasst?B. Behrens: Wir haben jetzt gemerkt, dass vor zehn oder zwölf Jahren festgelegte Standards heute teilweise nicht mehr eine solche Relevanz haben. So legt man zum Beispiel in der Qualifizierung der Serviceberater heute mehr Wert auf die Kommunikation und seine Persönlichkeit.H. Schmidt: Es gibt auf der einen Seite eine inhaltliche Anpassung, auf der anderen Seite aber auch eine Anpassung an lerndidaktische Erkenntnisse. Wir hatten früher deutlich mehr Frontalunterricht, jetzt tendieren wir immer mehr zu digitalen Medien.AH: Inwieweit sind die zertifizierten Trainingsstandards Bestandteil der Händlerverträge Ihrer Mitglieder?M. Fligge: Das ist etwas, was in der Markenverantwortung bleibt. Das wird sehr unterschiedlich gelebt.Zielgruppe FabrikatshändlerAH: Welche Strahlungseffekte hat das Modell, zum Beispiel auf freie Händler oder Werkstätten?W. Günzel: Träger der Gütegemeinschaften sind der VDA, der VDIK und der ZDK. Der ZDK vertritt zwar alle Händler und Werkstätten, wir richten uns aber ausschließlich an Fabrikatsbetriebe. Denn wir wollen unsere Kunden in unseren Werkstätten haben.B. Behrens: Das Interesse bei freien Anbietern ist natürlich da. Aber die sagen auch: 20 Schulungstage schaffen wir nicht.AH: Sagen Sie bitte noch ein Wort zur Verzahnung der Nachwuchskampagne und der Gütegemeinschaften.W. Günzel: Die Nachwuchskampagne ist die Keimzelle der Gütegemeinschaften. Aus ihr sind die Gütegemeinschaften entstanden. Wir brauchen ja zunächst Nachwuchs, um dann die Weiterentwicklung der Berufsfelder vornehmen zu können.AH: Wie werden sich die Gütegemeinschaften in Zukunft entwickeln?W. Günzel: Die Frage ist, wo ein gemeinsames Interesse besteht. Es besteht beispielsweise Bedarf für die Qualifizierung von Führungskräften. Da gibt es bislang keine Gütegemeinschaft, weil nicht alle dieses Interesse haben. Das wird in den nächsten Jahren sicher noch auf uns zukommen. Ein weiterer Punkt ist: Wir müssen uns noch aktiver einbringen in die Lobbyarbeit in der Politik, aber auch an Schulen. Bei vielen Bildungsträgern fehlt aus unserer Sicht zum Beispiel der Praxisbezug.H. Schmidt: Es stellt sich grundsätzlich die Frage nach den Berufsbildern der Zukunft. Je nach Marktveränderung werden noch weitere dazukommen.B. Behrens: Unsere Zielvorstellung könnte auch sein: Gütegemeinschaft Autohaus. Das heißt, überall dort, wo die Qualifizierung von Personal sinnvoll ist, da würden wir gerne etwas tun.16.000 geprüfte ServiceberaterAH: Welches Feedback erhalten Sie denn aus dem Handel?H. Schmidt: Das ist so heterogen wie ein Handelsnetz. Diejenigen, für die Personalentwicklung eine wesentliche Säule ihres Erfolges ist, sehen die Vorteile. Und wir beobachten: Immer mehr Führungskräfte nehmen an der Abschlussprüfung ihrer Mitarbeiter teil. Das zeigt eine entsprechende Akzeptanz. Zudem sind mittlerweile 85 Prozent aller Audi-Verkäufer geprüfte Automobilverkäufer.M. Fligge: Bis dato haben wir etwa 16.000 geprüfte Serviceberater ausgebildet, bei den geprüften Verkäufern dürfte die Zahl ähnlich hoch sein. Das bestätigt in meinen Augen eindrücklich unsere Akzeptanz im Handel.B. Behrens: Man sieht es auch an den konkreten Anfragen nach den Zertifizierungskriterien, die wir beim ZDK bekommen. Da gibt es auch auf Mitarbeiterseite eine hohe Nachfrage.AH: Vielen Dank für das Gespräch. Lesen Sie hier...... mehr über Zielsetzung, Zusammenarbeit und Zukunftspläne der Gütegemeinschaften GAV, GASB und GATZV. Kurzfassung1. Ziel der Gütegemeinschaften ist die Qualifizierung von Fach- und Nachwuchskräften im Autohandel und Kfz-Gewerbe.2. Wesentlicher Erfolgsfaktor sind der gemeinsame Erfahrungsaustausch der Mitglieder sowie die kollegiale Beratung.3. Die weitere Entwicklung der Gütegemeinschaften wird sich auch an den Berufsbildern der Zukunft orientieren.gütegemeinschaftenDie Gütegemeinschaften GAV, GASB und GATZV werden gemeinsam vom VDA, VDIK sowie dem ZDK getragen. Die Gütegemeinschaften legen einheitliche Standards für die Ausbildung von Verkäufern, Serviceberatern sowie Teile- und Zubehörverkäufern fest. Zur Sicherstellung dieser Standards werden die Trainingsprogramme der teilnehmenden Hersteller und Importeure auch nach der Erstzertifizierung von einem Zertifizierungskreis regelmäßig überprüft.

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