Privatmarkt: Geballtes Kaufinteresse

Das Wunschauto des Jahres 2015 ist eine klassische Limousine der Marke Volkswagen mit Ottomotor. Bei der Farbe dominiert unverändert Schwarz und auch bei den wichtigsten Ausstattungsdetails bleiben ABS, Klimaanlage und elektrische Fensterheber ganz vorn. Zu diesem Schluss kommt zumindest die aktuelle Aral-Studie "Trends beim Autokauf", die der Anbieter von Kraft- und Schmierstoffen Mitte August in Frankfurt präsentierte. Für die Studie wurden Anfang März 2015 insgesamt 1.049 Privatkäufer online befragt. Es dürfte niemanden verwundern, dass Deutschlands Marktführer bei den Kaufinteressenten die Pole-Position einnimmt - wie übrigens dauerhaft seit Beginn der Studie im Jahr 2003. Diesmal bevorzugen aber nur 17 Prozent der Befragten einen Pkw aus Wolfsburg. Das waren schon mal mehr (2009: 22 Prozent). Und das ist die gute Nachricht für die anderen Bewerber um die Gunst der privaten Autokäufer: Bei der Frage nach der Marke beim nächsten Autokauf bilden die noch Unentschlossenen die zweitgrößte Gruppe. Immerhin 15 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich noch nicht für eine Marke entschieden hätten. Großes Eroberungspotenzial Das könnte sich noch positiv auswirken auf die Ergebnisse von Opel, Ford, BMW, Audi oder die japanischen Importeure, die bei jeweils acht Prozent der Kunden oben auf der Shoppinglist stehen. Mercedes vereint unverändert sieben Prozent aller Stimmen auf sich. Besonders anstrengen müssen sich aber die französischen, koreanischen und italienischen Importeure, die deutlich an Zuspruch verlieren. Also ran an die Kunden, denn der boomende Arbeitsmarkt und deutliche Verdienstzuwächse sorgen derzeit für ungebremste Kauflaune bei den Deutschen. Das lässt auch auf gute Geschäfte in den Autohäusern hoffen. Das Interesse am Fahrzeugkauf sei so hoch wie nie in der Geschichte der Erhebung: "Mehr als jeder dritte Autofahrer will sich in den nächsten 18 Monaten einen anderen Wagen zulegen", sagte Peter Sauermann, Leiter der Aral Forschung, bei der Studienpräsentation. Der Anteil von 36 Prozent sei ein Zuwachs von zehn Punkten gegenüber der vorangegangenen Untersuchung aus dem Jahr 2013. Mehr Neuwagen und Barzahler Die Autohändler dürfen sich den Angaben zufolge in den nächsten eineinhalb Jahren auch über mehr Neuwageninteressenten und Barzahler freuen. Wollten vor zwei Jahren nur zehn Prozent der Befragten einen fabrikneuen Pkw erwerben, sind es nun 16 Prozent. Bei der Bezahlungsart steht das Bargeld jetzt an erster Stelle - dank historisch niedriger Zinsen für Spareinlagen. Laut Sauermann will mehr als jeder Zweite den Betrag cash auf den Tisch legen, 2013 beabsichtigte dies nur jeder dritte Autokäufer. Parallel dazu sinkt der Anteil der geplanten Kfz-Finanzierungen von 56 Prozent auf jetzt 30 Prozent. Dem Elektroauto attestierte Sauermann einen "Quantensprung" bei der Akzeptanz in der Bevölkerung. Mittlerweile können sich 53 Prozent grundsätzlich vorstellen, einen Stromer zu kaufen (2013: 27 Prozent). "Auch bei der Schätzung des Anschaffungspreises ist inzwischen mehr Realismus eingezogen. Die Befragten nehmen an, dass sie im rechnerischen Mittel 28.120 Euro für ein Elektroauto investieren müssten", so der Experte. 2013 habe die Schätzung noch knapp 8.000 Euro darunter gelegen. Außerdem steige die Bereitschaft, mehr Geld für ein E-Mobil auszugeben. Der Anteil (30 Prozent) habe sich in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt. Elektrofahrzeuge: Manko Reichweite Die schlechte Nachricht: Zu einem unmittelbaren Kaufinteresse führt das bei den Deutschen jedoch nicht. Innerhalb der nächsten 18 Monate wollen sich der Studie zufolge nur zwei Prozent ein Elektroauto zulegen. Größter Hinderungsgrund: die mangelnde Reichweite. Potenzielle Käufer erwarten im Schnitt eine Mindestreichweite von 418 Kilometern pro Ladevorgang. Sauermann: "Von dieser Vorgabe sind reine Elektroautos weit entfernt." Vernetztes Fahren uninteressant Interessant auch die Angaben zum Interesse an vernetztem Fahren. Sich im Verkaufsgespräch auf diese Features zu konzentrieren, scheint für den Handel keine gute Idee. Denn lediglich fünf Prozent der Studienteilnehmer geben bei der Frage nach den wichtigen Entscheidungskriterien für den Autokauf eine Vernetzung des Fahrzeugs mit dem Internet an. Wenn überhaupt, halten die Interessenten den SOS-Notruf mit Lokalisierung bei einem Unfall für wichtig. Die größte Gruppe der Befragten stellen mit 40 Prozent aber diejenigen, für die nach eigener Auskunft eine Vernetzung komplett überflüssig ist. Trend zum Kleinwagen Und was bringt die Zukunft? - Neben dem Wunschauto, siehe oben, ermittelte die Studie auch das Trendauto. Es ergibt sich aus den Eigenschaften in den verschiedenen Kategorien, die bei den potenziellen Autokäufern den höchsten prozentualen Zuwachs gegenüber der Vorgängerstudie verzeichnen und somit das Kaufverhalten in Zukunft bestimmen werden. Das Trendauto ist ein Kleinwagen, wird von einem Hybridmotor angetrieben, verfügt über komfortable Extras wie Einparkhilfen mit Kamerasystem, automatische Geschwindigkeitsregler und Automatikgetriebe. Im Trend liegen die Marken BMW und Audi. Und Blau wird das neue Schwarz. Kurzfassung Weil der Arbeitsmarkt gut ist und es auf der Bank kein Geld gibt, wollen viele Kunden Autos kaufen und bar bezahlen. Im Privatkundenmarkt sind Benziner am meisten gefragt. Auf Vernetzung legen hingegen nur fünf Prozent Wert.

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