Mit Vollgas aufs Parkett: Die Aktien des italienischen Sportwagenbauers Ferrari sind beim Börsengang in New York auf großes Anlegerinteresse gestoßen. Der erste Kurs der am Mittwoch erstmals unter dem Kürzel RACE an der New York Stock Exchange gehandelten Anteilscheine betrug 60 Dollar (52,85 Euro). Zuletzt notierten die Titel etwas schwächer bei 57 Dollar, was aber immer noch einem Plus von fast zehn Prozent gegenüber dem Ausgabepreis von 52 Dollar entspricht.
Sergio Marchionne, Ferrari-Präsident und Vorstandschef des Mutterkonzerns Fiat Chrysler (FCA), eröffnete den Handel an der Wall Street mit dem traditionellen Läuten der Börsenglocke. "Ein Ferrari ist eigentlich kein Auto, sondern ein einzigartiges Stück Kunst", sagte Marchionne dem Sender Bloomberg TV. Es wäre eine Schande, die Marke im Korsett eines großen Autokonzerns einzuschnüren.
Bisher gehörte der Nobelhersteller zu 90 Prozent FCA und zu zehn Prozent Piero Ferrari, dem Sohn des Firmengründers Enzo Ferrari. FCA verkaufte neun Prozent der eigenen Papiere, mit der Option, ein weiteres Prozent an ausgewählte Investoren zu veräußern. Bei einer Gesamtbewertung von 9,8 Milliarden Dollar nahm Ferrari mit dem Börsengang bereits mindestens 893 Millionen Dollar ein. Wenn die bei der Aktienplatzierung beteiligten Investmentbanken ihre Kaufoptionen ziehen, steigt die Summe noch.
Mit dem Erlös aus dem Börsengang will FCA vor allem seine eigenen Investoren beglücken. Die hatten in den letzten Jahren nicht viel zu feiern. Fiat übernahm den US-Wettbewerber Chrysler, nachdem der im Zuge der Finanzkrise heftig ins Schlingern geraten war. Seitdem müht sich der Autokonzern, wieder richtig auf die Beine zu kommen.
Potenzial von bis zu 10.000 Wagen
Im Januar werde FCA die verbleibenden 80 Prozent an seine Aktionäre verteilen, bestätigte FCA-Manager John Elkann, ein Nachfahre des langjährigen Fiat-Präsidenten Gianni Agnelli. Er versprach zudem, die Kultmarke Ferrari trotz Börsennotierung zu belassen wie sie ist. Die Jahresproduktion könnte allerdings deutlich ausgeweitet werden.
Um die Exklusivität der extrem teuren Nobelmodelle nicht zu beeinträchtigen, hatte Ferrari in den letzten Jahren stets nur 7.000 bis 8.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgeliefert. Bis 2019 könnte diese Zahl auf 9.000 steigen. Insgesamt sieht Marchionne ein Potenzial von bis zu 10.000 Wagen. "Es wird entscheidend sein, die Kombination aus Mythos und Profitabilität aufrechtzuerhalten", heißt es in einer Studie des Branchenanalysten IHS Automotives.
2014 verdiente Ferrari bei einem Umsatz von 2,76 Milliarden Euro unter dem Strich 265 Millionen Euro. Wegen seiner Formel-1-Historie hat das Unternehmen eine große Anhängerschaft. Diesen Kultfaktor spielt Ferrari mit diversen Produkten wie Kleidung oder Parfum aus, die weit über die Autoherstellung hinausgehen. Beim Börsengang vermarktete sich die Firma vor allem als exklusive Luxusmarke, weil solche Unternehmen von Investoren meist höher bewertet werden. (dpa)