Automotive Trend Forum 2017: Eine Transformation wie ein Tsunami

Ein einfacher Klick von Jürgen Stackmann zeigte, was jetzt auf die gesamte Branche zukommt. Blitzschnell ersetzte ein Kundinnenfoto das Fahrzeugmotiv - eindrucksvoller hätte der Markenvorstand Vertrieb, Marketing und After Sales bei Volkswagen Pkw in seiner Präsentation die neue kundenfokussierte Marschrichtung nicht in Szene setzen können. Doch was am Computer so herrlich einfach gelingt, bedeutet für die Automobilwirtschaft einen riesigen Kraftakt. "Die Automobilindustrie steht vor der größten Transformation", sagte Stackmann auf dem ATF-Podium. Elektrifizierung, Shared Mobility, autonomes Fahren und Konnektivität - diese vier Themenfelder der Zukunft hat der Autobauer für sich klar definiert. So möchte der Hersteller etwa bis 2025 den Sprung an die Spitze der E-Mobilität schaffen. "Die Zeit ist reif für E-Mobilität", betonte der ATF-Schirmherr. Und er ergänzte: "Die elektrische Welt wird erfolgreich, wenn wir es schaffen, Begehrlichkeiten zu erzeugen." Beispielsweise mit neuen Modellen wie dem I.D. Schließlich bieten die vom VW-Vorstand skizzierten neuen Welten auch eine große Chance, die Marke neu zu positionieren. Zumal die Ziele ehrgeizig sind: "Unser Anspruch ist es, Tesla obsolet zu machen", hatte Stackmann am Vortag beim Internationalen Abend betont. Kunde rückt in den Mittelpunkt Im Zuge der Transformation möchte VW also den Produkt-Fokus verlassen und auf ein kundenzentriertes Ökosystem respektive Geschäftsmodell setzen. "Die Challenge der Marke ist, sich dem Dialog zu stellen", sagte Stackmann. Bedeutet: eine Öffnung hin zur Kundschaft. Überhaupt: Kunde, Kunde und nochmals Kunde - in den übrigen Vorträgen und im Business Talk, bei dem auch AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel mitdiskutierte, thematisierten die namhaften Experten mantraartig die neue Kundenverliebtheit. Sei es Christoph Stadeler von Facebook, Dr. Michael Mandat von Progenium, Daniel Breves von mobile.de oder Patrick Dinger von DS Automobiles. Ole Harms, Vorstand von Moia und Sharing-Experte, will gar die Mobilität auf globaler Ebene verändern und "die Städte den Menschen zurückgeben". Seiner Meinung nach "werden Sharing-Konzepte massiv an Bedeutung gewinnen." Händler als Experience Center Doch welchen Part haben dann die heimischen Autohausunternehmern in dieser "Mobilitätsrevolution" (Dr. Mandat), sprich diesem "extrem komplexen Ökosystem" (Breves)? Einem digitalgetriebenen System, das sich naturgemäß immer in der Beta-Phase befindet und somit nie fertig ist? "Der Handel wird sich verändern - so wie wir als Hersteller auch", erklärte VW-Manager Stackmann. Dies sei kein linearer, aber ein partnerschaftlicher Weg - im Rahmen des Zukunftspakts Handel. Man müsse die Agenda Kunde gemeinsam angehen. Auch DS-Deutschlandchef Dinger plädierte dafür, sich vom Silodenken zu verabschieden. Eine neue Vertrauensbasis ist also zwingend notwendig ( siehe Infokasten, Seite 28). Schon am Vorabend des ATF hatte Fred Kappler, Leiter Volkswagen Konzern Vertrieb, als weiterer ATF-Schirmherr in seinem Grußwort den anwesenden Händlern Mut gemacht. "Ich bin optimistisch, dass wir auch in Zukunft eine profitable Handelsorganisation haben werden." Und auch auf der ATF-Bühne thematisierte Kappler in seinem Vortrag die künftige Rolle der Händler, die er weiterhin als ersten physischen Kontaktpunkt betrachtet. "Sie werden von POS-Punkten zu Experience Centern werden", sagte er. Zudem würden sie künftig dynamischer sein - und somit auch zu den Kunden gehen. Sein Unternehmen sieht er hingegen in der Pflicht, "eine nahtlose Kundenreise zu organisieren". Mit einer starken persönlichen Kundenbetreuung, die nicht zu ersetzen sein werde. "Der Händler wird ein wesentlicher Teil des Systems bleiben", machte der Leiter Volkswagen Konzern Vertrieb deutlich. Kurzfassung Das brandaktuelle Thema "Digital Sales" wurde am 10. und 11. Mai beim Automotive Trend Forum (ATF) sowie beim Automotive Talk und beim Internationalen Abend heiß diskutiert. Neben Vorträgen von namhaften Experten sorgten auch die BarCamp-Workshops für neue Impulse. Future Retail: So sieht die Branche die Herausforderung Am Vortag des diesjährigen Automotive Trend Forums (ATF) fand im Wolfsburger Ideenherd der Automotive Talk statt. Neben Networking diskutierten die rund 160 Teilnehmer auch in 14 kreativen BarCamp-Workshops - eine These, viele spontane Einwürfe der Teilnehmer - über Themen wie Social Media & Mobility, Virtual Reality oder die Finanzdienstleistungen im digitalen Wandel. Oder eben über den Vertrieb der Zukunft - so geschehen in jenem Workshop, den AUTO-HAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel gemeinsam mit seinem Stellvertreter Patrick Neumann leitete. Lesen Sie nun schlaglichtartig die wichtigsten Thesen dieses Workshops, in dem wahrlich heiß diskutiert wurde:- Future Retail verlangt nach einem neuen Vertrauensverhältnis zwischen OEM und Handel.- Der Wandel kommt vom Kunden.- Aber der Kunde weiß nicht immer, was er will. Das heißt, Wünsche sind nicht automatisch prognostizierbar.- Die analogen und digitalen Vertriebskanäle müssen immer ein emotionales Erlebnis bieten.- Flexibilität bei den Formaten ist gefragt.- Ein Technologie- und Wertewechsel steht an.- Der Umgang mit Daten muss neu definiert werden.- Und: Die Daten gehören dem Kunden.- Agiles Arbeiten wird immer wichtiger.- Die persönliche Beziehung ist weiterhin wichtig: Mensch braucht Mensch.- Deshalb benötigt der Kunde weiterhin den stationären Handel.- Innovative Händler können die Herausforderungen meistern.- Hersteller und Händler müssen gemeinsam ein neues Geschäftsmodell finden.- Distribution: Die niedrigen Margen im Handel sind ein Problem.- Unterschiede zwischen Privat- und Gewerbekunde, Stadt und Land.

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