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Ein markantes "Opel-Blitzlicht" tritt ab: Die adlige Kümmerin Heike Herzog

23.12.2021 16:15 Uhr | Lesezeit: 5 min
Ein markantes "Opel-Blitzlicht" tritt ab: Die adlige Kümmerin Heike Herzog
Heike Herzog hört zum Jahresende bei Opel auf.
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Ihre Markenzeichen waren Kontinuität, Durchhaltestärke und Gestaltungswillen. Nach 30 Jahren ist für Heike Herzog bei Opel Schluss. AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat blickt auf das erfolgreiche Wirken der Regionalleiterin Ost zurück.

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30 Jahre Opel-Wirken! Eine Generation lang. Zum 31. Dezember 2021 ist das Finale für ihren aktiven Dienst angesagt. Welche Aufs und Abs hat die Regionalleiterin Ost, Heike Herzog, in dieser großen Zeitdimension durchlebt, ja auch durchgestanden? In dieser obersten Funktion vornehmlich von Berlin aus wirkte sie seit 1. August 2009. Im Überbau halten wir damit als "herzögliche" Markenzeichen Kontinuität, Durchhaltestärke und Gestaltungswillen fest. Der Rückblick auf ihr ganzes Wirken macht Freude. Und jetzt noch ein weiteres Adelsprädikat. Sie wusste bzw. weiß stets das Vergangene mit Vorfreude auf das Zukünftige zu verbinden. Die adlige Diplomatin!

Bei allen Konzernzwistigkeiten, Herzog beherrschte die Kunst, immer glaubwürdig zu bleiben, auszugleichen, Brücken zu bauen. Was muss in ihr vorgegangen sein, als 2017 der PSA-Konzern Opel von GM übernahm? Und erst in diesem Jahr, die neue Gigadimension namens Stellantis mit europaweit gekündigten Händlerverträgen? Und erst recht die Werksschließung in Eisenach bis 6. Januar 2022, die von Stellantis aus Paris, nicht von Opel in Rüsselsheim angekündigt wurde, wo sie doch direkte Verbindung zum Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow hat.

Wenn jemand wie die "Herzogin" privatim den Wunsch hat, einmal Bachs Weihnachtsoratorium in desse nTaufkirche, der Georgenkirche in Eisenach zu erleben, dann trifft eine solche Werksschließung selbst eine gestandene Managerin in der Markenseele. Schließlich ist Leipzig die Geburtsstadt von Heike Herzog (*1960), wo Bachs Weihnachtsoratorium (BWV 248) 1734 erstmals in seinen sechs Teilen erklang.

Die Dimension "Opel Blitz"

Der "Opel Blitz" hat einen historischen Brackground. Doch seit 1964 wird er bis heute in seiner Grundform im Logo getragen und ist an jeder Eingangstür bei einem Opel-Händler auf saftigem Postgelb-Hintergrund markant skizziert. Und dieses Markenzeichen wird sowohl von Opelanern aus Rüsselsheim wie von markanten Händlern stets sichtbar auf der Stirne getragen. Zu früheren Zeiten auch im Herzen. Es sei an den legendären Opel-Vertriebsvorstand Georg Hehner erinnert. An Perlen wie Imelda Labbe‘, die man bei Opel nie hätte gehen lassen dürfen. Der frohsinnige Verkaufsdirektor Günther Sommerlad, und einige andere. Andreas Marx ist nun in diesem Gebilde der letzte originäre Blitzträger!

Gelebtes Branding

Dann denke ich an die weiteren "Blitz-Lichter", viele arrivierte Opel-Händler. Voran Hans Ravenborg (Opel Dello) mit seinem Nachfolger Kurt Kröger. "Sir" Albert Still (AVAG), Opel Häusler in München, einst Dürkop, Brass oder, in der vierten Generation, Willy Gieraths mit seinen Töchtern Gabriele und Monika. Als der Opel-Händlerverband 1989 sein 25-jähriges Verbandsjubiläum in Mainz feierte und der große Hoffnungsträger, CEO Louis R. Hughes, in deutscher Sprache zu motivieren verstand, hatten die Opel-Händler noch 17 Prozent Marktanteil. An diesem Abend brachte das Berliner Opel-Original Heide Hetzer live Reste der eingestürzten Mauer aus Berlin mit und schilderte in ihrer ureigenen Rhetorik ihre freiheitlichen Live-Erlebnisse am Brandenburger Tor. Welch ein unvergessliches politisches Momentum! Als Heidi Hetzer im Mai 2019 verstarb, hatte Herzog auf Wunsch der Verstorbenen die besondere Aufgabe, in der Kaiser Wilhelms Gedächtniskirche eine kurze Ansprache zu halten. Hetzers Vorgabe, die Trauergäste sollten weinen und lachen!

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Die Opel-Wende

Zurück zu unserer "Herzogin". Ich war beim legendären Wachwechsel am 30. Juni 1991 in Braunlage live dabei, als dort die West-Distriktleiter verabschiedet wurden und die junge ausgebildete Garde - inkl. Heike Herzog - auf Deutschland Ost losgelassen wurde. Ich sehe Vertriebsvorstand Georg Hehner im schwarzen Anzug und Fliege heute noch vor mir. Schließlich hatte er bei einer Veranstaltung 1991 in der alten Messehalle in Leipzig selbst Hand angelegt, um die Informationsmappen für die 450 Teilnehmer auszulegen. Opel stand in Ostdeutschland nahezu die ersten zwei Jahre im Marktanteil vor VW. Die mussten in Wolfsburg noch überlegen, ob die neuen Bundesländer zum Export oder dem Inland zugeschlagen werden. Es war so!

Die Herzog-Reise

Von 1991 bis 1994 war Herzog Distriktleiterin in Berlin. Nichts mit Ost und West. Die bildeten mit 26 Opel-Händlern in Berlin eine Einheit. Dazu gehörte auch die einzige Niederlassung in der Bessemerstrasse, die rabenrote Zahlen schrieb und ab 1993 von Albert Still (AVAG) saniert wurde und heute als Autohaus KADEA am Markt wirkt. Herzog hatte sich auch darum zu kümmern. Ab 1997 folgten weitere Konzernfunktionen, u.a. als Marketingleiterin, dann Experience bei GM in Detroit und in der Zentrale in Rüsselsheim. Man staune, von 2007 bis 2009 fungierte Herzog als Geschäftsführerin der Saab-Niederlassung in Frankfurt. Dann ging es 2009 als Regionalleiterin zurück in die Vertriebsregion Ost. Ihre Quintessenz aus dieser Erfahrung: "Männer lieben klare Ansage."

Das klingt sehr direkt, sehr scharf, doch da muss man ihren persönlichen Charme kennen. Herzog verkörpert Anmut! Man sehe ihre strahlenden Augen dabei. Ihr vorbildlich gelebtes Credo: Wir machen das miteinander! Und dabei gab es ein prägendes Vorbild. Sein Name: Klaus Buller. Schon der Name spricht für Action, für Attacke. Er hatte Herzog 1990 unter 3.500 Bewerbern eingestellt. Da hat damals die Frauenquote schon eine Rolle gespielt. Das räumt sie offen ein. Ich habe Buller selber in seinem Büro in Berlin aufgesucht. Ein Phänomenskerl! Er gab seinem Team vor, den Händlern stets mit Respekt und Hochachtung vor ihrer Leistung zu begegnen. Buller: "Miteinander geht es am besten. Ohne die Händler geht nichts." Warum hat ihn das "Leben" so früh - 1998 - abberufen? Es hat die Opel-Händler im Osten tief getroffen, ihren Ost-Statthalter so tragisch zu verlieren. Herzog und ihr Mann leben heute noch zu seiner Frau Dörte persönliche Verbundenheit.

Heike Herzog mit Klaus Buller auf der AMI 1997
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Die Herzog-Reputation

Herzog, sie nennen sie ja im Osten gerne die Kümmerin, hat sich in der Opel-Händlerschaft Ost, hohe Wertschätzung erworben. Man nennt das heute adelig "Reputation". Sie hat gewichtige Stationen mit ihrer gesamten Händlerschaft eindrucksvoll mit Jubiläumsveranstaltungen zum 20-jährigen, dann 25- und 30-jährigen Anlass gefeiert. Und das an markanten Stätten in Berlin. Im Theater des Westens hielt Günther Sommerlad zum 30-jährigen Jubiläum am 20. März 2020 die Ehrenlaudatio für die 800 Opel-Händler und ihre Mitarbeiter. Herzog war aber auch zu vielen individuellen Anlässen bei ihren Händlern vor Ort anzutreffen. Es seien auch die Messeveranstaltungen angesprochen.

© Foto: Opel

Lassen wir zwei Händler, zwei "Betroffene" sprechen:

Sascha und Roswitha Schorr aus Eisenach: 

"Eine starke Persönlichkeit und Frau verlässt die Familie Opel, Heike Herzog - unsere Regionalleiterin und Freundin des Unternehmens Schorr. Sie wird uns in Zukunft sehr fehlen, auch bei vielen Herausforderungen der Mobilität der Zukunft.

Sie haben uns mit vollem Einsatz und Ihrer Energie durch Höhen und Tiefen der Jahrzehnte zum Erfolg geführt. Stets waren Sie dabei flexibel und haben sich nicht beirren lassen. Sie hatten Ihr und unser Ziel vor Augen. Nicht nur dem Unternehmen tat dies gut. Für uns Händler bedeutete dies, jeden Tag Teamwork zu leisten und dabei wertvolle Unterstützung an unserer Seite zu wissen. Für viele waren Sie ein tolles Beispiel für Eifer und Arbeitseinsatz - gepaart mit der gehörigen Portion Souveränität. Von Herzen Dank!"

© Foto: Autohaus Schorr

Andreas Peter, Geschäftsführer der Peter-Gruppe Nordhausen:

Beim "schwarzen" Peter in Nordhausen schaut auch mal der "rote" Bodo, sprich Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen, vorbei, um sich aus erster Hand über "Blitz-Ereignisse" informieren zu lassen. Ramelow wird am 6. Januar 2022 bei der Wiedereröffnung des Opel-Werkes in Eisenach live dabei sein.

"So lange wie Frau Dr. Angela Merkel Bundeskanzlerin war, so lange war auch Heike Herzog unsere Opel-Regionalleiterin Region Ost. Es gibt viele Parallelen, die beide Damen als beispielgebende Persönlichkeiten auszeichnen: Sie kamen aus dem Osten, waren zuverlässig und fleißig, um- und weitsichtig. Ihr Pragmatismus ließ sie zu Macherinnen werden, ihre Empathie glättete manche Woge. Als Damen mit Charme und Verstand führten ihre Gespräche nicht ins Belanglose, sondern konstruktiv zum Ziel.

Heike Herzog war unsere "Opel-Kanzlerin", denn sie kümmerte sich, motivierte und richtete den Blick stets nach vorn. Sie wusste Rat, wenn das OPEL-Klima getrübt war, und hielt die Zügel sicher in der Hand. Mit Respekt und Hochachtung bedanken wir uns für die gemeinsamen 16 Jahre und wünschen ihr viel Freude in ihrem verdienten Ruhestand. Chapeau, Heike Herzog!"

Heike Herzog mit Andreas Peter (l.) und Bodo Ramelow
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Wir wünschen der "Großen Herzogin" weitere edle Stationen, nicht nur bei der BFC Northeim, die sie aktiv gefördert hat, sondern als weise, kluge Beraterin im Hintergrund, gerade in Nachfolgegestaltungen, in denen sie so oft vor Ort bei Händlern familiär integriert war. Und dann eben die hohe Weinkultur aus dem Schloss Westerhaus-Ingelheim, das historisch mit dem Hause Opel verbunden ist. 

© Foto: Opel

Die "Herzogin" hat den "Opel Blitz" stets unbeirrt, mit Grandezza und großer Glaubwürdigkeit auf ihrer Stirn getragen. Auch mit berechtigtem Stolz! Die Händlerschaft, AUTOHAUS sagt Dank und zollt Heike Herzog größten Respekt für eine vorbildliche, großartige, unermüdliche Leistung! Halt: die Kümmerin!

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KOMMENTARE


Ronny Schultz

23.12.2021 - 17:31 Uhr

Ich kann dem nur beipflichten und sage . Liebe Heike Herzog, herzlichen Dank für Ihre Treue zur Marke, aber vor allem für Ihre Treue und Hilfsbereitschaft uns Händlern gegenüber! Machen Sie es gut, bleiben gesund und genießen jetzt die neue Zeit! Beste Grüße !


Dr. Friedrich-W. Stork

23.12.2021 - 17:33 Uhr

Ich habe mich gefreut, über Klaus Buller zu lesen, den ich, von 1979 bis 1987 Deutschlands jüngster Opelhändler, als stellvertretenden Zonenleiter in Hamburg geschätzt habe. Es betrübt mich zu hören, dass er schon verstorben ist. Wer einmal "Opel gelebt hat", den machte der überwiegend von Lopez verursachte Niedergang fassungslos. Kaum zu glauben, dass die Marke Opel heute z.B. in Celle oder Uelzen nicht mehr vertreten ist.


Mathias Bergmann

24.12.2021 - 09:51 Uhr

Ich durfte 4 Jahre gemeinsam mit Frau Herzog Ihre Region entwickeln. Die Freuden an kleinen und positiven Veränderungen mit Ihr teilen. Letztendlich verdient Frau den Respekt und Anerkennung die man für eine solche ausdauernde Zugehörigkeit und Arbeit nur geben kann. Die Region wird sich nach ihr verändern, das ist sicher. Einen symbolischen Gedenkstein hat sie sich bereits selbst gesetzt. Ich wünsche allen Händlern und ihr, eine lange wunderbare Zeit.


Klaus-Peter Kliebe

27.12.2021 - 15:00 Uhr

Liebe Heike , alles Gute für die Zukunft. Erinnere mich gern an viele interessante Menschen und Herausforderungen in den 30 gemeinsamen Opel-Jahren.


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