Ausgabe 07/2009: Doppelte Sonderkonjunktur

Doppelte SonderkonjunkturToyota E In diesem Jahr wird ein höherer Marktanteil angepeilt und das Händlernetz auf den Prüfstand gestellt. Von Ralph M. MeunzelEin schwacher Markt und schwache Renditen haben 2008 die Gemüter ziemlich belastet. Vor allem aufgrund von verschobenen Modelleinführungen hat man deutlich verloren. In diesem Jahr will Toyota zu alter Stärke zurückfinden. Zum Zustand des Weltmarktführers ein Gespräch mit dem Vizepräsidenten von Toyota Deutschland, Alain Uyttenhoven. AH: Herr Uyttenhoven, warum reagiert Toyota derart geschockt auf die Krise?H. Uyttenhoven: Toyota reagiert schnell und flexibel und passt sich an die neuen Umstände an. Das würde ich nicht als „geschockt“ bezeichnen. Das Unternehmen hat über Jahre gut verdient und Reserven geschaffen. Das ist beruhigend. Die Krise selbst ist natürlich ein Schock. In Europa ist der Markt schwach, in den USA ist das Geschäft jedoch teilweise um 50 Prozent eingebrochen. Derartiges gab es noch nie. Die japanischen Hersteller sind zusätzlich vom Wechselkurs betroffen. Der Yen ist innerhalb von Monaten stark angestiegen. Auch darauf hat Toyota sehr flexibel reagiert. In Deutschland hingegen sehen wir, dass der Kunde wieder Vertrauen gefasst hat. In UK und Spanien dagegen ist die Nachfrage weiter im Keller.Modelloffensive plus UmweltprämieAH: Wie ist das Jahr angelaufen?H. Uyttenhoven: Wir hatten aufgrund neuer Modelle eine kleine Sonderkonjunktur angekündigt, jetzt haben wir dank Verschrottungsprämie eine doppelte. Die erste Welle der Modelloffensive ist mit iQ und Avensis Ende Januar gestartet und gut angelaufen. Februar und März sind hinsichtlich der Auftragseingänge die besten Monate in der Geschichte. Mit Ausnahme der großen SUV laufen alle Modelle über Plan. Beim iQ haben wir bereits über 3.000 Autos verkauft und davon zu 90 Prozent an Neukunden.AH: Sie hatten bis Ende März den Käufern die Verschrottungsprämie garantiert. Wie steht es mit der Verfügbarkeit?H. Uyttenhoven: Da es nicht überall in Europa so gut läuft wie gegenwärtig in Deutschland, konnten wir bestimmte Kontingente umleiten. Das hat allerdings nicht gereicht. Deshalb haben wir mit der Garantie den Kunden Sicherheit geboten. Wir stellen fest, dass es den Menschen wieder Spaß macht, Autos zu kaufen. Das Geld ist offenbar vorhanden, denn es gibt überproportional viele Barzahler. AH: Ist an eine Verlängerung dieser Garantie gedacht?H. Uyttenhoven: Die Garantie gilt bis zum 31.3. Noch ist es zu früh, über eine Verlängerung zu entscheiden.AH: Kann der Auris inzwischen mehr Kunden überzeugen?H. Uyttenhoven: Zwei Punkte begrenzten bisher den Kundenkreis. Das sind der fehlende Kombi und ein kleinerer Dieselmotor, den es bisher nicht gab. Jetzt haben wir einen 1,4-Liter- und einen 1,33-Liter-Motor mit Start-Stopp-Automatik. Damit können wir mehr Menschen ansprechen und die Nachfrage ankurbeln.AH: Müsste der iQ hinsichtlich seines Preises nicht stärker in Richtung Smart positioniert werden?H. Uyttenhoven: Das ist nicht unsere Absicht. Bei Smart gibt es Einstiegsmodelle und höherwertige Modelle. Der iQ ist bereits vom Basismodell an sehr hochwertig und spricht entsprechende Kunden an. In dem kleinen Auto steckt viel Hochtechnologie.AH: Wie wird der Hybrid Prius III positioniert?H. Uyttenhoven: Die Hybridtechnologie hat noch sehr viel Potenzial. Mit dem Prius III zeigen wir, dass wir ganz vorne sind. Er hat mehr Leistung bei reduziertem Kraftstoffverbrauch und emittiert mit nur 89 Gramm CO2/km so wenig wie keine andere Limousine. Die Nachfrage – das haben wir letzten Sommer gesehen – steigt immer mit dem Kraftstoffpreis. Ziele und Performance AH: Wie viele Autos will Toyota in diesem Jahr mehr als 2008 zulassen?H. Uyttenhoven: Wir wollen in jedem Fall unseren Marktanteil steigern, auf 3,5 bis 3,8 Prozent. Wie viele Einheiten das dann sein werden, hängt vom Gesamtmarkt ab. Und dieser wiederum von einer Verlängerung der Verschrottungsprämie. Dann wird er sicher über 3 Millionen Einheiten gehen. Da wir im Privatmarkt stark sind, wird die Prämie in jedem Fall unser Ergebnis stark beeinflussen.AH: Welche Maßnahmen haben Sie getroffen, um die Händlerperformance zu verbessern?H. Uyttenhoven: Die Gesamtrendite bei den Handelspartnern ist im vergangenen Jahr mit 0,5 Prozent konstant geblieben – trotz geringerer Verkäufe. Dies ist ein Zeichen dafür, dass an den Strukturen gearbeitet wurde. Wir mussten nur eine Handvoll Insolvenzen verkraften. Innerhalb der ganzen Automobilbranche stehen unsere Händler gut da. In den nächsten Monaten wird die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation anhand der Zahlen sichtbar werden. Ganz wichtig ist auch: Die Stimmung geht wieder nach oben.Händlernetz und MargensystemAH: Nun hat Toyota sein Händlernetz in den vergangenen Jahren deutlich aufgebaut. Wie geht es weiter?H. Uyttenhoven: Die Branche geht auf Konzentration. Ob auch wir mit weniger Handelspartnern arbeiten könnten, wird gerade geprüft. Man muss hier zwischen Vertriebs- und Servicestützpunkt trennen, da der Kunde bereit ist, zu seinem Händler weiter zu fahren als zu seiner Werkstatt.AH: Wird es Kündigungen geben?H. Uyttenhoven: Ich kann das nicht total ausschließen. Aber die Weiterentwicklung unseres Netzes wird evolutionär und nicht revolutionär sein. AH: Wird es Korrekturen beim Margensystem geben?H. Uyttenhoven: Auch das ist nicht ausgeschlossen, ich bin für einfachere und transparentere Lösungen.AH: Herr Uyttenhoven, herzlichen Dank für das Gespräch.Lesen SIe hier...... wie Toyota Vizepräsident Alain Uyttenhoven die Markt- und Autokrise sieht und wie Toyota zu alter Stärke zurückfinden will.KernaussagenStatements aus dem Interview: 1. Februar und März 2009 sind hinsichtlich der Auftragseingänge die besten Monate der Geschichte.2. Der Marktanteil soll – auch dank Umweltprämie – in 2009 auf 3,5 bis 3,8 % steigen.3. Derzeit wird geprüft, ob Toyota in Deutschland auch mit weniger Handelspartnern arbeiten kann.4. Korrekturen am derzeitigen Margensystem werden nicht ausgeschlossen.Neuzulassungen Toyota Deutschland 2003 bis 2008

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Doppelte Sonderkonjunktur

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