Geländewagen Ineos: Der Defender-Erbe kommt

Martialisches Design, jede Menge Drehmoment und ein Hauch von Abenteuer: Mit dem Grenadier besetzt Ineos Automotive eine Nische, die bis vor Kurzem dem Land Rover Defender vorbehalten war. "Eine sehr attraktive Nische", wie Leif Scholz, Vertriebsleiter für die DACH-Region, gerne betont. Erkannt hat das Marktpotenzial eines puristischen Geländewagens, welches sich mit dem Aus des klassischen Defender ergab, Jim Ratcliffe, Chef des britischen Chemiekonzerns Ineos. Im Zuge dessen wollte Ratcliffe die zur Produktion des Geländewagens notwendigen Patente erwerben, scheiterte jedoch mit diesem Vorhaben und es blieb nur der Weg, einen eigenen Geländewagen auf die Beine zu stellen. "Mit starken Partnern hat er dieses Fahrzeug nun entwickelt. Allen Zweiflern zum Trotz ist es Realität geworden und wird sehr gut angenommen", erklärt Scholz. Kein Lifestyle-Produkt Dass Ratcliffe den Markt richtig eingeschätzt hat und der kompromisslose Geländewagen gut ankommt, zeigen laut dem Manager auch die zahlreichen Veranstaltungen des britischen Herstellers im Vorfeld der Grenadier-Einführung. Dort würden sich nämlich "auffällig viele ehemalige Defender-Fahrer tummeln, die mit dem neuen Defender nichts mehr anfangen können, weil sie kein Lifestyle-Produkt wollen", erklärt Scholz. Gänzlich ausschließen lässt sich der Einsatz des Grenadier als Lifestyle-Gadget zwar nicht, er gibt sich aber erkennbar wenig Mühe, als ein solches behandelt zu werden. Außenliegende Scharniere, kantiges Design und ein im Boden eingelassener Ablassstopfen lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Grenadier abseits befestigter Straßen zuhause ist. Für den nötigen Vorschub im unwegsamen Gelände sorgen Motoren aus dem Hause BMW. Zur Auswahl stehen ein Benziner (450 Nm) und ein Diesel (550 Nm). Ebenso mit an Bord ist eine Achtgang-Wandlerautomatik von ZF. "Alles sehr sehr hochwertig, zu einem attraktiven Preis", fasst Scholz die Ausstattungsliste zusammen. Ambitionierter Einstiegspreis Preislich beginnt der Grenadier als "Station Wagon" bei 59.990 Euro, womit man von den einst kolportierten 40.000 Euro Einstiegspreis ein gutes Stück entfernt ist. Für das kommende Jahr hat man sich die Produktion einer Pick-up-Version vorgenommen, darauf soll eine Langversion folgen. Der Produktionsstart des Grenadier ist für den Sommer dieses Jahres geplant. Wer zu den Ersten gehören möchte, der damit über die Straßen - oder abseits davon - walzt, kann sich gegen eine Anzahlung von 2.500 Euro schon jetzt einen Fertigungsslot sichern. "Seit 18.5. haben wir scharf geschaltet, sodass Kunden bestellen können", erklärt Scholz. "Die Conversion geht bisher in eine gute Richtung." Bis Ende des Jahres will Ineos 5.000 Fahrzeuge im ehemaligen Smart-Werk in Hambach produzieren, von denen rund ein Fünftel für den deutschen Markt vorgesehen ist. Für 2023 plant man mit einem Volumen zwischen 25.000 und 35.000 Einheiten, die produziert werden könnten. Sollte es nötig werden, ließe sich die Kapazität des Werks auf über 50.000 Autos erweitern, versichert Scholz. Zu groß dürfe man aber nicht werden, schließlich müsse man die CO2-Vorgaben noch erfüllen können. Unechtes Agenturmodell Beim Vertrieb der Fahrzeuge gibt es europaweit unterschiedliche Modelle. Für den deutschen Markt habe man sich für ein unechtes Agentursystem entschieden, "da es aus Kundenperspektive attraktiv ist und für die Partner keine Finanzierungskosten entstehen". Zudem habe man damit auch Einfluss auf die Preispolitik, so Scholz. Mit bislang 17 Standorten ist das Partner-Netz hierzulande nicht besonders dicht - und soll es auch nicht werden. Vielmehr will Ineos sein Netz "bewusst klein halten." Der damit einhergehende Zuwachs an Wegstrecke, so das Kalkül des Herstellers, werde vom Kunden in Kauf genommen. Wenige Vertriebspartner Vertriebspartner habe man bereits gefunden, mit Blick auf die Standards meint Scholz: "Wir sind kein Hersteller, der einen Neubau will. Die Anforderungen halten sich sehr im Rahmen." Aber: "Das Mindset des Händlers muss stimmen, er muss zum Produkt passen." Deutlich mehr Standorte wird es dem Vertriebsmanager zufolge beim Aftersales geben. Deshalb arbeite man aktuell mit vielen Bosch-Betrieben zusammen, da diese "hinsichtlich Kundenerfahrung und Standort überzeugen". Das erklärte Ziel: alle 50 Kilometer eine Servicestation.

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