IT-Sicherheit: Das Risiko für Cyber-Attacken steigt

AH: Herr Pingsmann, Hacker-Angriffe waren zuletzt wieder vermehrt in den Schlagzeilen. Wie groß ist die Gefahr für Autohändler? H. Pingsmann: Grundsätzlich kann jedes Unternehmen Opfer einer Cyber-Attacke werden. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es in einer zunehmend vernetzten Geschäftswelt nicht. Insbesondere deutsche Mittelständler sind ein häufiges Angriffsziel. Viele Unternehmen haben große Teile ihrer Wertschöpfungskette digitalisiert. Häufig werden jedoch die damit verbundenen Risiken unterschätzt, und die IT-Sicherheitsstrukturen sind nicht im gleichen Zuge mitgewachsen. Die allgemeine Bedrohungslage durch Cyber-Angriffe hat sich verschärft und steht vergrößerten Angriffsflächen gegenüber. Daraus resultiert unterm Strich ein deutlicher Anstieg des Gesamtrisikos bei mittelständischen Unternehmen. AH: Wie oft werden Autohäuser Ziel? H. Pingsmann: Eine verlässliche Schadenstatistik für Autohäuser existiert bis dato nicht. Es ist zu erwarten, dass die Dunkelziffer extrem hoch ist, da viele Unternehmen aus Angst vor Reputationsschäden einen Cyber-Angriff nicht den Kriminalbehörden melden. In unserer täglichen Arbeit haben wir in den letzten Monaten vermehrt Hacker-Angriffe auf deutsche Autohäuser geschildert bekommen. Die Angriffe erfolgen vor allem auf zwei verschiedene Arten: Zum einen mit sogenannten "Ransomware"-Attacken. (engl. ransom = Lösegeld). Dabei versuchen Kriminelle mit automatisierter Schadsoftware meist via E-Mail in das Unternehmensnetzwerk einzudringen, um die gesamten Daten zu verschlüsseln. Anschließend wird zur Freigabe der blockierten Dateien Lösegeld in Form von Bitcoins erpresst. Diese Attacken erfolgen automatisiert und standardisiert, um möglichst viele Unternehmen unabhängig von Branche und Größe treffen zu können. Des Weiteren werden Autohäuser häufig auch gezielt angegriffen. Dies kann z. B. über "Social Engineering"-Attacken erfolgen. Dabei sammeln Kriminelle zunächst möglichst viele relevante Informationen über das Unternehmen, deren interne Abläufe, Mitarbeiter und Zuständigkeiten. Anschließend wird versucht mit Hilfe von fingierten Rechnungen Gelder auf ausländische Konten zu transferieren. AH: Welche Systeme im Autohaus sind besonders anfällig? H. Pingsmann: Grundsätzlich können alle mit dem Internet oder im Netzwerk verbundenen IT-Systeme betroffen sein. Darüber hinaus kann auch Cloud-basierte Software von externen oder konzerneigenen Dienstleistern (z. B. zur Fahrzeugkonfiguration oder Angebotserstellung) aufgrund einer Cyber-Attacke ausfallen. Betroffen können Kunden-, Fahrzeug-, aber auch Rechnungsdaten oder Serviceeinträge sein. Autohäuser verfügen über eine Vielzahl personenbezogener Daten. Diese sind für Kriminelle von besonderer Relevanz. Einerseits nutzen sie diese als Erpressungspotential und drohen mit der Veröffentlichung, um von den angegriffenen Unternehmen Lösegeld zu erpressen. Andererseits eigenen sich illegal beschaffte Rechnungsdaten, um durch Phishing-Mails an die Kontozugänge und persönlichen Zahlungsinformationen zu kommen oder den Kunden zur Überweisung des Zahlbetrags auf fingierte Konten zu verleiten. Die Verwendung realer Rechnungsinformationen erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit des jeweiligen Angriffes. AH: Welcher Schaden kann entstehen? H. Pingsmann: Wird ein Autohaus Opfer eines Cyber-Angriffs, entsteht im Falle einer "Ransomware"-Attacke zunächst ein nicht unbeträchtlicher Schaden durch die Verschlüsselung von Dateien oder die Blockierung einzelner IT-Systeme. Schnell kann es bei einem Ausfall der IT-Infrastruktur zu einem mehrtägigen Stillstand des gesamten Betriebs kommen. Verschärfend kommt hinzu: Unternehmen sind aufgrund der DSGVO neuen Haftungsrisiken ausgesetzt, die sich aus einer Datenschutzverletzung ergeben. AH: Wie sind Autohäuser i.d.R. auf potentielle Cyber-Attacken vorbereitet? H. Pingsmann: Viele große Autohändler und Werkstattketten investieren gerade in ihre IT-Infrastruktur und hier auch in ihre Sicherheitssysteme. Doch leider sind noch die Mehrzahl der kleineren und mittelständischen Betriebe aufgrund von Größe und Budgetrestriktionen nicht ausreichend vor Angriffen geschützt. Je kleiner die Unternehmen sind, desto geringer wird meist das eigene Risiko eingeschätzt. Dies ist in der Regel ein Trugschluss. Angreifer gehen meist den Weg des geringsten Widerstands. Infolge dessen stehen kleinere und mittelgroße Autohäuser vermehrt im Fokus. AH: Was können Unternehmer präventiv tun, um Cyber-Angriffe zu vermeiden? H. Pingsmann: In vielen meiner Gespräche offenbart sich immer wieder, dass bei der Frage nach der Gefahrenquelle der Risikofaktor "Mensch" im Sicherheitskonzept der Unternehmen weiterhin unterschätzt wird. In drei Viertel aller kleinen Unternehmen gibt es zum Beispiel keine abgestuften Nutzerrechte, d. h. alle Mitarbeiter haben Zugriff auf alle Daten. Die meisten Attacken auf kleine und mittlere Unternehmen erfolgen über Phishing, Social Engineering und beispielsweise als Bewerbungen getarnte E-Mail-Anhänge. Hier wären Schulungsoder Weiterbildungsangebote zu Themen wie IT-Sicherheit und Cyberkriminalität für die Mitarbeiter sehr wichtig. AH: Welche Formen der Absicherung von Schäden gibt es, falls doch etwas passiert? H. Pingsmann: Die Cyber-Versicherung kann in zwei Bereichen eine signifikante Absicherung für den Schadensfall sein: Zum einen liefern die neuen Tarife einen umfassenden finanziellen Schutz sowohl für die eigenen Kosten (z. B. Wiederherstellung der IT-Systeme, Rechtsanwaltskosten, Pflichten des Datenschutzes, Umsatzausfall oder auch PR-Maßnahmen), als auch die Haftung für Drittschäden, welche z. B. aus vertraulichen Daten resultieren (z. B. Haftung für die Verletzung von Persönlichkeitsrechten oder vertraglichen Geheimhaltungspflichten). Zum anderen bietet eine Cyber-Versicherung direkte operative Hilfe im Schadensfall. Die schnellstmögliche Einbeziehung eines Spezialisten für Incident Response und IT-Forensik ist der wichtigste Schritt, um zeitnah Sofort- und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Einige Cyber-Versicherungstarife beinhalten den 24/7 Zugang zu diesen IT-Dienstleistern, sodass der Kunde in einem Notfall jederzeit technische Hilfe in Anspruch nehmen kann. Darüber hinaus ist ein professionelles Krisenmanagement erforderlich, um die richtigen Maßnahmen einzuleiten und zu koordinieren. Dabei geht es in erster Linie um die Analyse der Ursache und Beseitigung der Bedrohungslage. Vielfach ist eine Meldung an die Datenschutzbehörde innerhalb der 72-Stunden-Frist erforderlich. Es müssen Anweisungen an Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten ausgegeben werden, um z. B. eine weitere Verbreitung zu stoppen. AH: Was bietet CyberDirekt an? H. Pingsmann: Auf unserer Online-Plattform www.cyberdirekt.de lassen sich Tarifdetails und Preise einfach und unkompliziert vergleichen. Das digitale Angebot richtet sich speziell an Unternehmen und Autohändler mit einem Umsatz von bis zu 50 Millionen Euro. Für größere Firmen bereiten wir auf Anfrage individuelle Angebote vor. Der Versicherungsschutz unserer Produktpartner deckt Eigen- und Drittschäden infolge eines gezielten Hacker-Angriffs, böswilliger Handlungen durch Innentäter oder auch einer ungezielten Ransomware-Attacke ab. Darüber hinaus werden z. B. Eingriffe aufgrund von Phishing-Attacken, Schadprogrammen sowie Denial-of-Service-Angriffe und Ausfälle eines Cloud-Dienstleisters versichert. Neben den damit verbundenen Kosten übernimmt die Cyber-Versicherung auch Drittschäden und ist damit auch vor dem Hintergrund der ab 25. Mai 2018 gültigen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ein sinnvoller Schutz vor Haftungsrisiken. Da uns das Risiko über das Einfallstor "Mensch" bewusst ist, ergänzen wir den Versicherungsschutz mit entsprechenden Präventionsmaßnahmen Zum Beispiel gibt es ein von CyberDirekt selbst entwickeltes "Security-Awareness"-Training, in der Form von Online-Seminaren, die in jedem Unternehmen eingesetzt werden können. Das Online-Training steht für alle Mitarbeiter unserer Kunden unbegrenzt kostenfrei zur Verfügung. AH: Wie sind die Konditionen? H. Pingsmann: Mit unserem Vergleichsrechner sind die Konditionen mit nur wenigen Angaben transparent und bei Bedarf auch direkt online abschließbar. Neben der Eingabe der Branche (Handel / Reparatur von Kraftfahrzeugen) benötigen wir nur den Netto-Umsatz des vergangenen Jahres. Ein Werkstattbetrieb mit fünf Millionen Euro Jahresumsatz kann eine Cyber-Versicherung mit einer Million Euro Deckungsumfang für 1.700 bis 3.000 Euro erwerben. Ein Autohaus mit zehn Millionen Euro Jahresumsatz hätte für eine Cyber-Versicherung mit zwei Millionen Euro Deckungssumme eine Jahresprämie von 3.000 bis 4.200 Euro. Ein Autohändler mit mehreren Standorten und 400 Millionen Euro Jahresumsatz könnte eine Cyber-Versicherung mit zehn Millionen Euro Deckungssumme für eine Jahresprämie von 40.000 bis 55.000 Euro erwerben. Interview: Frank Selzle Kurzfassung Auf der Plattform www.cyberdirekt.de lassen sich Versicherungen gegen Cyber-Angriffe vergleichen und abschließen. Geschäftsführer Hanno Pingsmann bietet zudem "Security-Awareness"-Trainings für Beschäftigte von Unternehmen. Vorkehrungen treffen Der Gesamtverband der Versicherungsindustrie hat acht Sicherheitsstandards definiert, die helfen, Angriffe zu vermeiden:1. Das Antivirenprogramm auf dem neuesten Stand halten2. Mindestens wöchentliche eine Datensicherung durchführen3. Updates und Sicherheitspatches schnell einspielen4. Firmen-Server mit Firewall sichern5. IT-Administratorenzugänge einrichten und sparsam nutzen6. Individuelle Mitarbeiterzugänge einrichten7. Komplexe Passwörter mit mindesten acht Zeichen, Groß- und Kleinbuchstaben sowie Sonderzeichen und Ziffern erzwingen8. Mobilgeräte durch Verschlüsselung oder Passwortschutz sichern

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